(Bild: Ethan Baker)
Ich hatte mir fest vorgenommen jeder Person aus dem Weg zu gehen, die ich kannte.
Also suchte ich eilig nach einem Fluchtweg, als Ava mir im Gang entgegen kam.
"Dylan!", rief sie schon aus der Ferne. Ich schaute mich direkt um und lief dann eilig in die nächste Toilette.
Ich erkannte noch ihren etwas enttäuschten Blick, bevor ich hinter der Tür verschwand. Dummer Weise musste ich jetzt warten, bis es klingelt, weil Ava definitiv jemand ist, der so lange vor der Tür wartet, bis du wieder kommst. Und genauso, war sie eine von denen, die niemals nach dem Gong im Klassenzimmer ankommt. Sie ist immer die Erste.
Ungeduldig lehnte ich an der Wand und spielte immer wieder das einzige Spiel, dass ich auf meinem Handy besaß, bis es klingelte und ich erleichtert das Handy wegpackte.
Gerade als ich gehen wollte, schwang die Tür ruckartig auf. Ich blieb stehen und erkannte Ethan, der gerade durch die Tür kam und ziemlich erfreut schien mich zu sehen.
"Hey, Hübscher.", lächelte er nur, während die Tür hinter ihm ins Schloss fiel.
"Hey.", begrüßte ich ihn mit einem aufgesetztem Lächeln. Er durfte auf keinen Fall merken, dass etwas nicht stimmte.
"Hast du keinen Unterricht?", fragte er etwas überrascht.
"Das Selbe könnte ich dich jetzt fragen.", grinste ich schwach.
Streng dich an, Dylan.
"Ich hab ne Freistunde. Was ist deine Ausrede?", grinste er zurück.
"Ich gönne mir eine Freistunde.", erklärte ich spielerisch.
Es fiel mir so schwer einfach so zu tun, als ob alles in Ordnung wär. Reden allgemein verstrickte mich nur in immer mehr und mehr Lügen. Und ich wollte nicht lügen.
"Ach ja?", lachte er.
"War gar nicht mal so eine schlechte Idee.", grinste ich und ging auf ihn zu. Ich legte meine Lippen noch immer leicht grinsend auf seine und küsste ihn, um das Reden zu vermeiden.
Ich drückte ihn leicht gegen die Wand, sodass ich die Kontrolle hatte. Er griff nach meiner Schläfe und intensivierte den Kuss.
Keuchend fuhr ich mit meiner Hand durch seine Haare und wurde dabei immer leidenschaftlicher, bis ich ihm aus Versehen in die Lippe biss.
"Ganz ruhig, Tiger.", grinste er, als er sich von mir löste und mit dem Finger seine Lippe hielt.
"Tut mir leid.", entgegnete ich schwer atmend.
Ich erkannte das Blut an seiner Lippe und die Bilder von der vorherigen Nacht schossen direkt wieder in meinen Kopf.
Ich spürte wie alles wieder hoch kam. Es war, als würde ich den Schuss immer und immer wieder hören.
"Ich muss weg.", entgegnete ich überfordert und riss die Tür direkt auf.
Ich sah nicht mehr zurück sondern steuerte direkt auf den Ausgang zu.
An der frischen Luft versuchte ich meinen Atem zu beruhigen, indem ich ruhig ein- und ausatmete.
Es tat mir so unglaublich im Herzen weh Ethan dort einfach so stehen zu lassen. Nur kann ich ihm so nicht gegenüber treten.
"Mr. Jones, sollten sie nicht im Unterricht sein?", hinterfragte plötzlich eine alte müde Stimme hinter mir. Ich drehte mich um und erkannte Weatherbee, der mich durchdringend versuchte zu analysieren.
"Ich hab eine Freistunde.", entgegnete ich nur.
"Dann begeben sie sich doch wenigstens ins Schulgebäude.", erwiderte er und lief wieder rein.
Ich folgte ihm augenverdrehend und ließ mich an einem der Spinde nieder, sodass ich einfach auf dem Boden saß und Nichts tat.
"Wieso bist du einfach aus dem Nichts abgehauen?", murmelte plötzlich eine Stimmer über mir. Als ich meinen schweren Kopf hob, erkannte ich Ethan, der ziemlich verwirrt schien.
"Will nicht drüber reden.", entgegnete ich so kalt wie möglich, sodass er von mir ablässt und ich nicht aus Versehen etwas Falsches sagen konnte. Es tat mir dennoch im Herzen weh ihn so enttäuscht zu sehen.
"Kann ich irgendwas für dich tun?", fragte er weiter nach.
"Nein, ich wär jetzt gern allein.", brummte ich vor mich hin und vergrub meinen Kopf wieder in meinen Händen.
"Okay.", entgegnete er noch leise und leicht verletzt, bevor er von mir abließ und ging.
Ich kniff reuevoll die Augen zusammen und atmete wieder langsam ein und aus.
Ich beschloss unangekündigt die Schule zu verlassen.
Es kam mir einfach so vor, als hätte ich mich von Grund auf verändert. Nichts fühlte sich mehr so an wie es war. Ich konnte meine Gefühle für Ethan nicht mehr spüren. Nicht mal meiner Familie gegenüber konnte ich mich normal verhalten.
Es kam mir so vor, als hätte die letzte Nacht eine Art unsichtbaren Schalter umgelegt. Freude, Hoffnung und Liebe schien Stück für Stück zu verblassen.
Verzweiflung und vor allem Wut wurde immer intensiver.
Kopfschüttelnd setzte ich mich in den Wagen und fuhr los.
Ich fand mich nach etwa einer halben Stunde im Trailer Park wieder. Ich klopfte an FP's Tür und wartete ungeduldig davor.
Er schwang die Tür auf und grinste mich an.
"Ich wusste, dass du zurück kommen würdest.", lächelte er.
"Wie kann ich das verarbeiten? Ich flehe dich an, hilf mir mein altes Leben wieder leben zu können.", bat ich verzweifelt.
"Ich sag dir, wie ich sowas zum ersten Mal verarbeitet habe. Wie du das anstellst, hängt von dir ab.", erwiderte er nur.
Ich nickte und lief neben ihm in den Wohnwagen.
Auf dem Tisch stand eine Wodka Flasche und einige Zigarettenschachteln.
"So verarbeitest du das?", fragte ich skeptisch.
"Du verlierst bei jeder Leiche ein Stück deiner Menschlichkeit, Kleiner. Ich hoffe du musst niemals die Erfahrung machen, jemanden umzubringen. Verändert einen.", erklärte er etwas in Gedanken versunken.
"Ich hab jetzt schon das Gefühl eine andere Person zu sein. Ich erkenn mich nicht wieder, FP. Ich bekomme diese Bilder nicht aus meinem Kopf.", versuchte ich zu erklären.
"Ich hab genauso reagiert. als ich das erste Mal so etwas erlebt habe. Da war ich gerade mal so alt wie du.", erzählte er etwas betrübt.
"Hat es irgendwann aufgehört?", fragte ich mit zittriger Stimme. Ich wollte es ehrlich gesagt nicht mal wissen.
"Hat es, ja.", brummte er.
"Aber?"
"Aber das hat ne Menge von mir abverlangt...", ergänzte er.
Seufzend legte ich den Kopf in die Hände und versuchte meinen Atem zu kontrollieren.
"Ich sollte jetzt gehen. Ich hab die Schule geschwänzt. Wenn meine Eltern das rausfinden, bin ich ein toter Mann.", brummte ich.
Er nickte nur und verabschiedete sich.
Immer wieder redete ich mir ein, ich würde das überstehen. Ich bin doch stark. Ich bin ein starker Mensch und genau deswegen würde ich das überstehen.
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Growing up in Riverdale
FanfictionZweiter Teil von "Riverdale" - Dieses Buch erzählt die Geschichte von Dylan Jones, der versucht nach einem tragischen Unfall wieder in sein ursprüngliches Leben zurückzukehren. Hin- und Hergerissen von dem Gangleben, das seine Eltern führten und de...