10.Kapitel

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(Bild: Abby Jones)

"Dylan?", rief eine erschöpfte Stimme.

Thomas und ich drehten uns in die Richtung aus der die Stimme kam und ich erkannte Abby und meine Mom, die gerade durch die Tür kamen.

"Mom! Oh mein Gott, hi!", begrüßte ich sie begeistert und lief auf sie zu.

Ich nahm sie in den Arm und lächelte sie an und Thomas folgte meinem Beispiel.

"Wie geht's ihnen, Mrs. Jones?", fragte Tommy besorgt und legte eine Hand auf ihre Schulter.

"Den Umständen entsprechend.", erwiderte sie müde und ausgelaugt mit einem aufgezwungenen Lächeln.

"Willst du dich ne Weile hinlegen, Mom?", warf Abby mit ein. Sie nickte nur, verabschiedete sich von Thomas und lief zusammen mit Abby hoch.

"Alles okay bei dir?", fragte mich Thomas. Ich atmete einmal tief durch und zuckte mit den Schultern.

"Es ist ja schon ein Wunder, dass sie nach Hause gekommen ist.", flüsterte ich, sodass sie das nicht mitbekam.

Er sagte nichts mehr. Schien als ob er nachdenken würde und für einen kurzen Moment erkannte ich so etwas wie Reue in seinem Blick.

"Tommy?", holte ich ihn aus seinen Gedanken.

"Hmm?", murmelte er vor sich hin.

"Alles gut?"

"Ja klar, lass uns hoch gehen.", schlug er vor, um vom Thema abzuweichen. Ich wollte mich nicht aufdrängen, weil er das auch nie tat, deswegen folgte ich ihm einfach.

In meinem Zimmer angekommen, ließ er sich auf mein Bett fallen, während ich mich auf meine Couch setzte. Er beansprucht jedes mal mein Bett für sich.

"Ich mach Musik an.", entgegnete er, während er nach meinen Laptop griff. Und bevor mir einfiel, was genau ich als letztes auf diesem Teil gemacht hatte, war es auch schon zu spät.

"Du wurdest von nem Schwulen angemacht.", stellte er fest.

Wurde ich das? Ist er denn überhaupt schwul?

"Ich dachte du wolltest die Musik anmachen...", versuchte ich ihn abzulenken.

"Vergiss es, das zieht jetzt nicht mehr.", widersprach er begeistert. Er setzte sich auf und musterte den kompletten Chatverlauf genau. Wie kann man sich für sowas denn begeistern lassen?

"Der steht ja voll auf dich.", murmelte er, während er aufmerksam las.

"Tut er nicht.", verneinte ich direkt.

Und plötzlich klappte er den Laptop einfach zu.

"Alter, bist du etwa schwul?", überrumpelte er mich.

"Was? Nein, bin ich nicht. Was soll das Ganze hier bitte?", beschwerte ich mich mit nem leicht angepissten Unterton.

"Ich fände es nicht schlimm.", versicherte er mir noch.

"Wirklich?"

Was? Wieso frag ich das? Interessiert mich doch nicht. Ich bin nicht schwul.

"Ja, ich mein das wär ja wohl deine Entscheidung.", sprach er mir gut zu.

"Wie auch immer. Ich bin nicht schwul.", beendete ich das Gespräch kalt.

In diesem Moment klopfte auch jemand an meine Tür und Abby streckte ihren Kopf in mein Zimmer.

"Was gibt's, Abby?", fragte ich erleichtert.

"Mom ist in meinem Zimmer eingeschlafen, weil sie aus irgendeinem Grund nicht in ihrem Bett schlafen wollte. Darf ich mich zu euch gesellen, oder besprecht ihr besonders wichtige Themen, von denen ich nichts wissen darf?", erkundigte sie sich.

"Klar, komm rein, Abbs.", antwortete Thomas für mich. Ich lächelte nur und nickte ihr zu.

Sie hockte sich zu Thomas aufs Bett und musterte uns beide interessiert.

"Worüber habt ihr geredet?", fragte sie interessiert.

Thomas schaute mich nur fragend an. Er war sich nicht sicher, ob er Ethan erwähnen konnte.

"Über Ethan.", beantwortete ich stattdessen.

Sie kicherte. "Und darüber, wie du über den ganzen Parkplatz geschrien hast?", lachte sie.

Thomas hinterfragte alles, sodass Abby ihm alles von dem peinlichen Wutausbruch erzählte.

Nach etwa einer Viertel Stunde war Abby auch über den Chatverlauf aufgeklärt und schaute mich mit großen Augen an.

"Er will was von dir!", jaulte sie.

"Abby, nein.", lachte ich.

"Oh, doch.", warf sie wieder ein.

Thomas fing an zu lachen und sie stimmte mit ein.

Einige Minuten später verschwand ich im Badezimmer. Ich hörte Gekicher aus meinem Zimmer und nachdem ich fertig war, wollte ich dringend wissen, was genau die beiden angestellt haben.

Ich schloss die Tür auf und sah die beiden über meinem Laptop sitzen.

"Was macht ihr da?", rief ich überrascht.

"Senden! Schnell!", jaulte Abby und Thomas gehorchte. Als ich eilig auf die beiden zulief, war es schon zu spät. Sie hatten Ethan eine Nachricht geschickt...

"Das habt ihr gerade nicht ernsthaft getan.", stammelte ich, als ich realisierte was passiert ist.

'Werde ich. Treff mich Freitag Abend um 7 im Pop's.'

Ich las mir die Nachricht immer und immer wieder durch und alles in mir drehte sich.

"Wieso macht ihr denn sowas?", hinterfragte ich verzweifelt.

"Dyl, du weißt doch selber nicht was du davon halten sollst. Wir haben es dir einfacher gemacht. Du triffst dich mit ihm und schaust was passiert. Wenn du nicht schwul bist, dann vielleicht bi. Ich mein, du reagierst auf den Typen anders und das merke ich.", erklärte er.

Ich schüttelte den Kopf und legte ihn in meinen Händen ab.

"Ihr seid solche Idioten.", murmelte ich vor mich hin und die beiden fingen wieder an zu lachen.

"Jetzt beruhig dich, Dyl. Wenn du nicht schwul bist, so wie du das so überzeugt von dir sagst, geh einfach nicht hin", fügte Abby noch hinzu.

"Ich soll ihn versetzen?", hinterfragte ich.

"Nur wenn du dir zu 100% sicher bist, dass du nicht mehr von ihm willst, als nur eine Freundschaft.", antwortete sie darauf.

-

Wenig später, als Thomas bereits weg war und Abby unten ihre Serien schaute, setzte ich mich wieder an meinen Laptop. Mich interessierte brennend, ob Ethan geantwortet hat.

'Also Freitag um 7. Ich werd da sein.'

Mein Herz pochte plötzlich so unglaublich schnell. Was macht der Typ nur mit mir?

Irgendwie war es mir echt unangenehm mit Abby und Thomas über all das zu reden. Ich mein, ich finde es echt cool, dass die beiden damit so locker umgehen können, trotzdem war es echt komisch.

Ich weiß ja selber nicht mal, wieso genau ich alles hinterfrage in letzter Zeit. Ich hatte doch vorher schon Freundinnen und es kam mir nie so vor, als wäre das nicht echt.

Seufzend ließ ich mich in mein Bett fallen. Nicht mehr sehr viel später, spürte ich wie meine Augen langsam nur noch schwarz sahen und ich in einem Traum versank.

Growing up in RiverdaleWo Geschichten leben. Entdecke jetzt