44. Kapitel

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"Ein Missverständnis?", wiederholte sie nur skeptisch. Ich nickte überzeugt mit dem Kopf, doch sie schien nicht wirklich zu glauben, was ich ihr sagte.

"Ich weiß selber nicht was das alles sollte, okay? Lass uns einfach vergessen was passiert ist und alles wird gut.", versuchte ich sie vom Thema abzulenken.

"Wie soll ich denn bitte vergessen, dass sie dich in Handschellen aus dem Haus gezerrt haben?!", fuhr sie mich an.

"Psshhhhtt! Ava! Schrei hier doch nicht so rum, sonst hört das noch jemand!", zischte ich überfordert.

"Was denn?", hakte jemand lachend neben mir nach. Ich fuhr zusammen und erkannte dann Ethan vor mir stehen.

"Schleich dich bitte nie wieder so an.", lachte ich nur und drückte ihm einen Kuss auf die Lippen. Es war mir egal, dass wir gerade auf dem Schulflur standen und sich vermutlich zehn neugierige Schlangen nach uns umdrehten, um auch alles mitzubekommen. Ich wollte einfach meinen Freund zur Begrüßung küssen und nach diesem Start in den Tag hatte ich auch das Recht dazu.

"Also was darf denn keiner Wissen?", grinste er nochmal, als ich mich von ihm löste und somit auch seinen Kragen wieder losließ.

"Dass Ava einen Freund hat.", warf ich unüberlegt ein, sodass er nicht auf die Serpent Sache kommt. Er hatte mir klar und deutlich gesagt, dass er keinen Serpent als Freund haben möchte.

"Dylan!", brummte Ava und ich blickte entschuldigend in ihre Richtung.

"Wann lern ich deine neue Flamme eigentlich kennen?", entgegnete ich kurz darauf, bevor Ethan auch nur auf meine Aussage reagieren konnte.

"Sobald ich das will.", grinste sie nur. Ethan schmunzelte.

"Dein Geheimnis ist bei mir sicher, Ava.", ergänzte Ethan noch, damit sie sich sicher sein konnte, dass er nichts rum erzählen würde.

"Danke, Ethan.", erwiderte sie erleichtert und warf mir dann noch einen vielsagenden Blick zu, bevor sie ihren Spind absperrte und zu ihrem Klassenzimmer lief.

Ethan baute sich vor mir auf und grinste mich nur an.

"Hab ich was im Gesicht?", lachte ich.

"Schwänzen wir Mathe?", grinste er weiterhin verführerisch. Ich schmunzelte.

"Das war keine Antwort auf meine Frage, aber ich akzeptiere deinen Vorschlag. Und jetzt lass uns verschwinden, bevor Weatherbee auftaucht.", lachte ich und zog ihn an der Hand durch den mittlerweile menschenleeren Gang.

"Wohin gehen wir?", hakte er zufrieden nach.

"Pop's? Ich verhungere.", entgegnete ich ernstgemeint.

"Klingt nach einem Plan.", stimmte er zu und folgte mir zu meinem Wagen.

* * *
Ethan POV.

Ich wusste nicht, ob ich ihn wegen der Gerüchte ansprechen konnte. Er schien nicht so, als ob er gerade verhaftet worden wär, also wollte ich ihm einfach vertrauen, er wird mir schon erzählen, wenn etwas Wichtiges in seinem Leben passiert.

Ich darf gar nicht erst anfangen zu urteilen, nach der ganzen Sache mit Brian. Ich kann ihm das nicht einfach so erzählen, ich hab es noch nie ausgesprochen. Zweifel fressen mich förmlich auf.

"Ich esse nen Burger, und du?", zog mich Dylan aus meinen Gedanken. Ich konnte nicht verstehen, wie er so viel essen und trotzdem so gut aussehen konnte. Seine Muskeln waren definiert und sein Körper so wunderschön. Neben ihm fühlte man sich leicht unsicher. Und ich musste jedes Mal daran denken, wenn es mal so weit kam, dass er mir mein Shirt ausziehen wollte. Das war einer der vielen Gründe weswegen ich nicht mit ihm schlafen konnte.

"Ich nehm nur nen Milchshake.", erklärte ich dann, um mich selbst aus meinen Gedanken zu ziehen.

Du machst dir mal wieder zu viele Gedanken, Ethan.

"Da drüben ist ein Tisch frei.", lächelte er und hielt mit seiner Hand leicht meinen Rücken, um mich voran zu schieben.

Als wir am Tisch saßen, lehnte er sich darauf und stützte sein Gesicht auf seinen Händen ab.

"Du bist heute so nachdenklich.", stellte er fest, während er mich von oben bis unten musterte.

"Bin ich das?", entgegnete ich spielerisch. Er grinste nur und starrte dann den Tisch an. Ich liebe es, wenn er verlegen wird. Er wird schlagartig still und starrt meistens den Boden an.

"Vielleicht nehm ich doch lieber einen Kaffee, statt einen Milchshake.", ergänzte ich noch, während er wieder zu mir aufsah und das Gesicht verzog.

"Wie kannst du das Zeug trinken?", lachte er nur.

"Wie kannst du ohne das Zeug überleben?", widersprach ich nur.

"Mir geht's hervorragend.", spielte er.

"Dyl?", murmelte ich nach einer kurzen Stille.

"Hmm?"

"Wieso machst du nichts mehr, was dich glücklich macht?", hakte ich etwas ernster nach.

"Wie meinst du das?", wollt er wissen.

"Du spielt kein Football mehr und von dem, was ich in der Schule gehört hab, warst du einer der besten Spieler unserer Schule.", erklärte ich etwas vorsichtig. Ich wusste nicht, wie nah ihm das Thema wirklich ging.

"Ich kann mich selbst nicht dazu bringen weiter zu machen...", gab er zu.

"Weswegen denn?", hinterfragte ich besorgt.

"E, es hat sich ne Menge verändert, seit ich aus dem Team ausgestiegen bin. Ich bin ein komplett anderer Mensch und ich weiß nicht, ob ich das alte Ich wiederherstellen will.", murmelte er vor sich hin.

"Das alte Ich?", wiederholte ich.

"Das alte Ich, das verkrochen in seiner eigenen Welt Romane geschrieben hat und für sein Leben gerne Football gespielt hat. Aber auch das alte Ich, das von Jungs wie Colton fertig gemacht wurde und vermutlich mehr grausame, als schöne Tage im Leben erlebt hat.", versuchte er seine Gefühle in Worte zu fassen.

"Was zählt ist, dass du es liebst Football zu spielen und Romane zu schreiben. Und du solltest nicht auf Dinge verzichten, die du liebst, nur weil du Angst hast. Dylan, du bist ein so unglaublich toller Mensch und du hast mir mein Leben hier in Riverdale so viel einfacher gemacht. Ich kann mir nicht vorstellen, dass die Stärke die du dir im Laufe der Zeit aufgebaut hast, einfach verschwindet. Du kannst wieder das machen, was du liebst und trotzdem stark bleiben.", sprach ich ihm gut zu. Er schien ziemlich gerührt. Er schaute mir nur in die Augen und lächelte.

"Was ist, wenn du mein altes Ich nicht magst?", fragte er dann ernsthaft.

"Ich mag jedes Ich von dir.", versicherte ich ihm und griff vorsichtig nach seiner Hand auf dem Tisch.

Er beugte sich über den Tisch und kam mir näher. Seine Lippen drückte er vorsichtig gegen meine und mit den Händen versuchte er mein Gesicht zu halten. Ich spürte, wie sich die Härchen auf meinem Arm aufstellten. Es war perfekt. Er war perfekt. Und ich... ich war einfach glücklich.

                                     * * *

Wo sind die Dethan Shipper hin?

Growing up in RiverdaleWo Geschichten leben. Entdecke jetzt