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„Wir haben die Einzelheiten besprochen und sind uns nun einig.", lächelte Alisa als wir aus ihrem Büro traten. Ich nickte wobei ich leicht angepisst zur Seite sah. Ich war ganz und gar nicht angepisst aber laut dem Vertrag war Alisa sehr billig weg gekommen. Sie erhielt Gewinn, den ich jedem anderen auf dieser Welt abgeschwatzt hätte. Aber nicht Alisa. „Dann... auf Wiedersehen, Frau Flexing. Sollten irgendwelche Unklarheiten auftreten zögern Sie bitte nicht mich zu kontaktieren.", Alisa reichte mir die Hand, welche ich sofort nahm. „Dasselbe gilt natürlich von meiner Seite aus. Ich bin praktisch rund um die Uhr erreichbar.", ich lächelte sie mit meinem Manager-Lächeln an und drehte mich um.

Charlie stand bereits vor der Limo und hielt mir die Tür auf. „Guten Abend, Charlie. Bitte sofort nach Berlin.", bat ich und stieg ein. Er antwortete nicht und der Grund dafür saß nun neben mir auf dem Rücksitz. Verdammter Mist... „Herr Henriks. Was kann ich für Sie tun?", lächelte ich ihn freundlich an. Konnte der mir keine Ruhe lassen? Schlimm genug, dass Alisa ihn an sich ran lassen wollte... „Frau Flexing. Ich wollte mal mit Ihnen über... naja über so einiges reden. Und da Sie wirklich ein Talent im Ausweichen haben dachte ich mir: Ich packe Sie hier auf der Fahrt.", erklärte er. „Natürlich. Aber Herr Henriks ich kann Ihnen versichern, ich bin Ihnen niemals ausgewichen. Aber leider lässt mein straffer Terminkalender wenig Freizeit.", entschuldigte ich mich. Natürlich wich ich ihm aus. Wer würde das nicht tun? „Jedenfalls... ich würde gerne über drei Themen mit Ihnen sprechen. Fangen wir mal an... wieso haben Sie sich für die Zusammenarbeit mit der Firma Werkers entschieden?", wollte er wissen. Sein verdammter Ernst? „Das habe ich bei der Pressekonferenz vor einer Woche sehr genau artikuliert. Ich habe dort nur die Wahrheit gesagt und alles gesagt, was gesagt werden konnte.", erklärte ich und versuchte nicht genervt zu klingen. Was mir dieser Mann wirklich schwer machte. „Ach tatsächlich? Na gut. Dann lassen wir es einmal. Dann... Sie verstehen sich doch ganz gut mit Frau Werkers, oder?" „Naja... sie ist eine auszuhaltende Geschäftspartnerin. Menschlich ist sie wirklich ganz in Ordnung aber... Mir wäre es aber umgekehrt lieber. Aber naja.", seufzte ich. „Was mag sie so?", wollte er wissen. Ich krallte meine linke Hand in mein Bein, so dass er es nicht sah. Dieser Hurensohn wollte wirklich Alisa... „Woher soll ich das wissen? Sie mag... naja... ganz offensichtlich meine Wenigkeit über den Tisch ziehen!", entrüstete ich mich. Er lachte auf. Ein kehliges, rauchiges, hässliches Rauchen. „Wieso?", wollte ich wissen obwohl ich die Antwort aus seinem Mund sicher nicht ertragen würde. „Naja... würden Sie mir einen Gefallen tun?", wollte er wissen. „Das kommt auf den Gefallen an.", erwiderte ich. „Ähm... Sie scheinen sich ja rein menschlich ganz gut mit Frau Werkers zu verstehen und... und... sie sind ja auch im Selben Alter und könnten ja..." „Sie wollen, dass ich mich mit Frau Werkers anfreunde. Aber wieso?", wollte ich wieder wissen. „Naja... dann könnten Sie mir etwas sagen, was sie so mag und..." „Natürlich tue ich Ihnen den Gefallen. Aber auch nur bis zu einem gewissen Grad. Und ich habe mich bereits schon recht gut mit ihr angefreundet. Wenn ich die Zeit finde werde ich wohl mal etwas mit ihr unternehmen. Aber das wird sich zeigen, ob ich die Zeit finde.", meinte ich. „Das klingt wunderbar! Und nehmen Sie sich bitte so viel Zeit wie möglich um sich mit ihr anzufreunden! Und heimlich könnten Sie mir ja Informationen zuschicken!", erklärte er. „Natürlich.", bestätigte ich ihm. Natürlich würde ich Alisa von diesem Gespräch erzählen. „Und drittens?" „Mmh?", kam es von Henriks. „Sie wollten drei Themen mit mir besprechen. Es waren erst zwei.", meinte ich knapp. „Oh... ähm... ach ja... Sie sahen recht aufgewühlt aus, nachdem Herr Müller weg geschafft wurde.", bemerkte er. „Natürlich war ich schockiert. Er war ein guter Angestellter und dann muss es so mit ihm zu Ende gehen...", seufzte ich. „Ja. Dazu wollte ich Ihnen etwas erzählen. Wissen Sie, es war im Jahre 2017. Für Sie sicher ewig weg aber ich war damals gerade 10 Jahre alt. Das war das Jahr der Sünde. Des Widernatürlichem. Egal, wie Sie es nennen wollen. Es war das Jahr, in dem Sitte und Ordnung über Bord geschmissen wurden und man Schwuchteln erlaubte zu heiraten. Die Menschen, die Homosexuelle krank nannten wurden angezeigt! Obwohl sie die Wahrheit sprachen! Gott sei Dank schaffte unser Kanzler diesen Mist sofort ab als er an die Macht kam. Es sind kranke Menschen, verstehen Sie? Ein Geburtendefekt! Wir versuchen es zu therapieren aber... wir sind noch weit von einer Heilung entfernt. Aber gut. Jedenfalls ist es ansteckend! Nicht schlimm aber wenn eben zum Beispiel ein infizierter Mann einen anderen anbaggert und ihn am Ende noch ins Bett zieht, dann ist auch der normale Mann infiziert. Sehen Sie doch mal: Mann und Frau wurden geschaffen um sich fortzupfla..." „Herr Henriks, entschuldigen Sie bitte, dass ich Sie unterbrechen muss aber ich weiß das alles. Ich verstehe es. Ich glaube, Sie haben mich falsch verstanden. Ich finde es um Jakob nicht schade, dass er weggebracht wurde, ich finde es schade, dass er überhaupt infiziert war. Er hätte so ein nettes Mädchen bekommen können und er hätte es weit bringen können.", erklärte ich. Er nickte. „Ach so. Dann habe ich Sie wirklich falsch verstanden. Entschuldigen Sie mich bitte. Charlie? Bitte anhalten!", bat er und Charlie stoppte sofort am Straßenrand. Perfekt neben Henriks Haus. Ohne dass ich es bemerkt hatte, war Charlie einen Umweg gefahren. Hatte er mir damit einen Gefallen getan und Henriks quasi so zum aussteigen gebracht? Oder hatte Henriks das befohlen? Er stieg aus. „Vielen Dank, Frau Flexing. Sie tun mir damit einen großen Gefallen. Jemand entschlossenen wie Sie könnte ich wirklich gut in meinem Kabinett gebrauchen.", lächelte er. „Nein, danke. Tut mir leid, Sir. Aber ich gehöre hier hin. Auf den Thron, den mein Vater gebaut hat. Nicht in die Politik.", lächelte ich. „Der Thron den Ihr Vater erbaut hat... Sie sind eindeutig die Tochter Ihres Vaters. Er sprach immer genauso.", lächelte er und schloss die Tür. Ich schnaufte durch. „So Charlie. Jetzt aber flott nach Berlin. Die Chinesen warten eher ungern.", meinte ich.

Die Fehler die wir machtenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt