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Zitternd kauerte ich in der eiskalten Zelle. Und wartete. Wartete auf einen Mann den ich nicht kannte. Ich hoffte einfach nur er mir wohl gesonnen war. Wieso er mir half war mir ein Rätsel doch war es mein Glück. Ich musste jetzt einfach ganz ruhig bleiben. Der Nikotinentzug kam hinzu. Wie gerne hätte ich jetzt eine Zigarette. Aber gestern war es schlimmer gewesen. Ich hatte geschwitzt obwohl mir kalt war. Mein Körper brauchte einfach wieder eine Zigarette. Oder zwei. Oder drei. Aber ich musste mich gedulden. Sollte ich denn je wieder eine bekommen.

Die Stunden verstrichen und langsam hatte ich wirklich Angst, dass ich morgen im Heilungslager stände. Wo blieb Jakob? Die Tür wurde aufgerissen und auch ich sprang auf. „Frau Flexing? Kommen Sie.", brummte ein Wachmann und winkte mich heraus. Er legte mir weder Handschellen an, noch führte er mich. Er ging nur neben mir her. „W... Wohin gehen wir?", stotterte ich. „Zu Ihrem Freund, Frau Flexing. Aber das wird man Ihnen noch sagen.", brummte er und öffnete einen Raum. Ich starrte hinein. Es war wie eine andere Welt. Vorher in meiner Zelle, die nur grau war und eine kleine Britsche das Bett bildete. Dazu eine stählerne Toilette ohne Brille und ein kleines Waschbecken. Mehr hatte ich da nicht gehabt. Der Gang war ebenso schlicht. Doch nun... dieser Raum war in warmes orange gehalten mit Sofas die einladend dastanden. Jakob stand neben einem Mann von der HoBi und schüttelte ihm gerade die Hand. Als er mich sah lächelte er. „Kathi! Komm her!", lächelte er und hielt seine Arme auf. Ich gehorchte und sprang ihm in die Arme. Es musste echt aussehen. „Wir gehen jetzt nach Hause. Ich fahre dich zu mir erst mal. Oder zu dir? Zu mir wäre mir lieber.", flüsterte er mir zu. Darauf bedacht laut genug zu flüstern, dass es die Beamten hören konnten. „Zu dir ist okay.", hauchte ich und löste mich als ein Beamter sich räusperte. „Verzeihen Sie... ich bin nur so froh ihn zu sehen. Was geschieht jetzt?", wollte ich wissen. „Nun... als erstes...", der Beamte der an der Wand gelehnt hatte trat auf mich zu und reichte mir die Hand. „Ich möchte mich im Namen der gesamten Behörde bei Ihnen entschuldigen. Ihr Freund schilderte uns, dass Sie nie das geringste Interesse daran hatten eine Frau zu berühren. Er hat uns eingehend Ihr aktives Liebensleben geschildert. Verzeihen Sie bitte, dass wir Sie falsch eingeschätzt haben.", ich nickte und schüttelte seine Hand. „Es... es war natürlich furchtbar für mich für so etwas krankes zu sitzen aber... Gott sei Dank haben Sie ja alles aufgeklärt. Ich möchte Sie auch gar nicht dafür verurteilen. Fehler sind menschlich. Allerdings muss ich fragen, was nun mit dem Mädchen passiert, dass mich so furchtbar belastet hat.", meinte ich. „Ja... wir werden sie wohl festnehmen und herbringen. Deshalb werden wir Sie die nächsten Tage anrufen. Voraussichtlich, Sie wollen mal mit ihr sprechen.", schlug er vor. Ich nickte. „Ja. Ich würde sehr gerne mal mit ihr sprechen. Wie sie auf die furchtbare Idee kam, mir das anzuhängen.", meinte ich. Der Beamte nickte. „Gut. Dann... Ihre Habseligkeiten habe ich in dieser Kiste.", meinte er und gab mir einen Schuhkarton. Ich öffnete ihn. Viel hatte ich nicht gehabt. Mein Handy, dass wohl keinen Akku mehr hatte, da es nicht blinkte. Ich hatte mit Sicherheit einige Nachrichten. Ich musste es zuhause aufladen. Eine Schachtel Zigaretten, aus der drei fehlten. Ein Feuerzeug. Und meine Autoschlüssel, die in meiner Hosentasche gewesen waren. „Danke.", lächelte ich. Meine Kleidung trug ich noch. Mein Hemd stank und meine Hose war dreckig. Ich trug sie auch seit Tagen durch. „Dann unterschreiben Sie noch hier. Das ist die Quittung, dass Sie alles bekommen haben.", erklärte er und reichte mir eine Quittung. Ich nahm sie und setzte meine Unterschrift. „Danke... dann... wir sehen uns in den nächsten Tage. Auf Wiedersehen." „Wiedersehen.", brummte ich und nahm Jakobs Hand. Er zog mich, nachdem auch er sich verabschiedet hatte sanft raus.

„Hier, Liebling.", lächelte Jakob und hielt mir die Tür eines hellgrünen VW Lupos auf. Ich bedankte mich und stieg ein. „Hach Kathi... ich bin so froh, dass du wieder bei mir bist.", lächelte er und gab mir einen schwatzenden Kuss auf die Lippen. Ich zwang mir ein Lächeln auf und nickte. „Und ich glaube ich war noch nie so froh dich wiederzusehen. Danke.", lächelte ich. „Dachtest du ich lasse dich hängen? Oh nein. Eine Frau wie dich trifft man nicht oft. Da werde ich dich doch nicht einfach für ein Verbrechen fortschicken lassen, dass du nie begangen hast.", lächelte er und startete den Wagen. Das Geräusch jagte mir eine Gänsehaut über den Rücken. Der arme Motor. Das klang, als hätte der Vergaser harten Wutsex mit den Zylindern. Das Auto hatte wohl auch mal bessere Zeiten gesehen. Als wir aus der Tiefgarage fuhren reichte mir Jakob ein kleines Gerät. Ich sah es mir an. Das selbe hatte Alisa. Es war zur Suche von versteckten Wanzen. Ich ging damit die Seiten ab. „Kathi sag mal, wie geht es dir? Möchtest du Essen gehen?", wollte er wissen. „Jakob... ich bin erschöpft. Ich will einfach nur heim.", lächelte ich. „Also zu mir. Da verwöhn ich dich etwas. Eine Tasse Tee, einen schönen Film und wir zwei kuscheln uns auf das Sofa. Klingt das gut?", lächelte er während ich auch die letzten möglichen Verstecke abging. „Klingt himmlisch.", lächelte ich als ich es ihm wieder gab. Er sah mich erwartungsvoll an. Ich schüttelte den Kopf. Er seufzte. „Gott sei Dank dann können wir das Theater ja lassen. Frau Flexing, wissen Sie, wer ich bin? Haben Sie eine Vorstellung wer ich sein könnte?", wollte er wissen. Ich schüttelte den Kopf. „Anscheinend kein Nazi.", meinte ich. Er lachte auf. „Nein. Das nicht. Ich gehöre zu Herrn Haas. Sie hatten ja bereits das Vergnügen.", meinte ich. „Sie sind ein Rebell?" „Ja. Allerdings kein hohes Tier oder so. Ich bin ein ganz einfacher Bürger, der sein Land nie wieder unter dem Hakenkreuz sehen will. Herr Haas kam auf mich zu. Ich sei ein unauffälliger Bürger und er bat mich um diesen Gefallen. Und ich sagte zu.", erklärte er. „Und wie heißen Sie?", wollte ich wissen. „Wie ich sagte. Jakob Freijung. Wir hatten keine Zeit mir eine neue Identität zu schaffen. Aber alle Einzelheiten und wie die Zukunft für uns aussehen wird, das wird Ihnen Herr Haas erklären.", erklärte er. Ich nickte. „Wohin fahren wir?", wollte ich wissen. „Sicher nicht in meine Wohnung. Wir fahren in die Rebellenbasis. Dort treffen Sie auf Verjagte, Verfolgte und auf Herrn Haas. Ihre Freundin ist ebenso dort." „Alisa?" „Ja. Sie hat zusammen mit Herrn Haas diesen Plan geschmiedet." „Wieso?" „Wieso? Wieso ich Ihnen half wollen Sie wissen? Ganz einfach. Sie haben dieses Verbrechen nicht begangen. Hätten Sie es getan, so wären wir Ihnen nicht zur Hilfe gekommen. Aber da sie keine Vergewaltigerin sind wäre es unrecht Sie sitzen zu lassen. Außerdem hofft Herr Haas wohl auf einen kleinen Gefallen Ihrerseits." „Und für einen Gefallen den ich euch eventuell tun werde riskiert ihr Kopf und Kragen für mich?", wollte ich skeptisch wissen. „Nein. Natürlich können wir mit einem Vielleicht nicht arbeiten. Frau Werkers hat uns ihre Hilfe zugesichert. Darum setzte Haas alle verfügbaren Mittel in Bewegung.", er bog in die Einfahrt einer stillgelegten Kläranlage ein, fuhr in eine leere Garage und stellte seinen Wagen ab. „Steigen Sie aus.", forderte er. Ich gehorchte. Er tat es mir gleich und wir gingen aus der kleinen Garage. Er schloss das verrostete Tor und führte mich weiter zu einer verlassenen Lagerhalle. „Da rein.", befahl er und öffnete mir die Tür. Drinnen war alles leer. Jakob durchquerte die Halle und schob einen Spint zurück. Ein Loch etwa 1,50m hoch und 1m breit kam zum Vorschein. Dahinter schien eine Art Tunnel zu sein. „Hier rein.", verlangte er und ich gehorchte. Er folgte mir nachdem er den Schrank zurückgestellt hatte. Er schob mich durch den engen Gang bis wir unten waren. „Wo... Wo sind wir hier?", wollte ich wissen als ein großer Raum zum Vorschein kam. Er sah genauso aus wie die Lagerhalle oben. Nur standen hier hin und wieder Säulen. Der Raum schien gut strukturiert zu sein. An der linken Seite saß ein Mann, vielleicht 50 Jahre alt, er hatte einen Laptop auf dem Schoß und tippte eifrig darauf herum. Ein Schreibtisch mit Computer neben ihm war leer. Dann stand da noch ein solcher Schreibtisch und daran saß eine junge Frau. Ebenso eifrig am tippen. An der rechten Seite saß ein junger Mann der eine Pistole auseinander nahm und immer wieder in ein kleines Büchlein sah um dann den nächsten Handgriff zu tätigen. Hin und wieder lag jemand in einem Schlafsack auf dem Boden und schlief. „Hier sind ja nicht viele.", bemerkte ich. Es waren nur gut 20 Personen. „Der Widerstand ist größer. Aber die meisten leben als Bürger zivil. Die, die hier leben das sind... naja die meisten sind Homosexuelle. Die eben gerade so mit viel Glück dem Heilungslager entkommen sind. Die nun verfolgt und gesucht werden. Sie verstecken sich hier. Aber kommen Sie. Ich bringe Sie zu Herrn Haas.", meinte er und ging zu dem 50 jährigen Mann, der am Laptop tippte. „Julian?", Angesprochener sah auf. „Wo ist denn Patrick?", wollte Jakob wissen. „Der sitzt in seinem Büro. Hat sich heute kaum blicken lassen. Nicht mal bei mir. Er ist angespannt wegen dieser Aktion und... Moment...", er legte den Laptop zur Seite und trat auf mich zu. „Sind Sie Frau Flexing?", wollte er wissen. Ich nickte. Nun grinste der Mann, nahm meine Hand und schüttelte sie. „Frau Flexing! Hat es also geklappt. Ich bin beeindruckt. Ich habe Patrick dagegen geraten aber hören tut er eh nie. Mein Name ist Julian Engel.", lächelte er. Ich nickte. „Kathrin Flexing. Aber bitte... Kathrin reicht.", lächelte ich. „Dann nennen Sie mich doch Julian. Also. Gehen Sie schnell zu ihm bevor er mir noch umkippt vor lauter Stress. Jakob, bring sie in sein Büro.", befahl Julian. Jakob nickte und führte mich weiter. „War das der Freund von Herrn Haas?", wollte ich wissen. Jakob nickte. „Ja. Er leitet alle Hackangriffe. Er ist ein Ausnahmetalent was das angeht... und nur wegen seiner Sexualität wurde er vertrieben.", brummte er. Ich nickte. „Es ist furchtbar.", bemerkte ich. Wir blieben vor einer hölzernen Tür stehen. Jakob klopfte. „Herein!", hörte ich die gedämpfte Stimme von Patrick Haas. „Nach Ihnen.", meinte Jakob und öffnete die Tür.

Die Fehler die wir machtenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt