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Müde saß ich auf der Terrasse und sah hinaus auf die lila Felder. So konnte ich meine Sorgen beinahe vergessen. Der lauwarme Sommerwind machte das alles noch perfekter. „Kath? Meine Mutter ist eine Freundin besuchen. Sie sagte, sie kommt erst spät heim.", lächelte Alisa und trat zu mir. „Und nun?", lächelte ich und zog sie zu mir. „Steh auf.", befahl sie. Ich stellte das Weinglas weg und stand auf. „Was willst du tun?", wollte ich wissen. „Tanzen wir!", forderte sie. Ich sah sie verwirrt an. „Tanzen?" „Tanzen. Komm. Ich habe die beiden perfekten Lieder für uns rausgesucht.", sie nickte zur Stereoanlage. Ich nickte. „Was willst du tanzen?", lächelte ich. Aus meiner Schulzeit beherrschte ich einige Tänze. Walzer eher schlecht. Aber Discofox und Tango waren mir noch geläufig. Ich tanzte auch gerne. Nur kam ich selten dazu. Bei zwei oder drei Anlässen hatte ich auf einer Feier mit einem Geschäftsmann getanzt. Und so etwas selbstverständliches wie mit meiner Geliebten zu Tanzen blieb mir ja bisher verwehrt. „Zwei Lieder werden dir wohl etwas sagen. Was sagt dir das Lied Nature boy?", wollte sie wissen. Ich lächelte und trat zu ihr, sanft legte ich eine Hand an ihre Wange. „Ich habe im Internet lange nach diesem Lied gesucht. Es war wunderschön. So passend. Wie spielerisch das Lied war und gleichzeitig sanft. Wie du als du mich auf dieses Dach nahmst. Das war es doch, oder? Das Lied das damals bei unserer ersten Begegnung spielte. „Ja.", lächelte Alisa und schaltete die Stereoanlage ein. Zärtlich legte sie eine Hand in meine und die andere auf meine Schulter. Ich legte meine freie Hand an ihre Taille, dann begann wir uns im sanften Rhythmus der Musik zu bewegen. „Was hast du in dieser Nacht nur mit mir gemacht?", hauchte ich und gab ihr einen Kuss. Sie lächelte. „Ach Kath... in späteren Nächten taten wir doch noch ganz anderes.", lächelte sie. Ich grinste leicht. „Was ich für ein Risiko einging... eingehe.", meinte ich und machte einen schnelleren Schritt um ihrem Gesicht näher zu kommen. „Und du ebenso.", meinte ich. „Wir leben. Ohne dieses Risiko täten wir es nicht.", meinte sie und ich verstand genau, was sie meinte. Ein Leben in Sicherheit ohne Alisa erschien mir alles andere als erstrebenswert. Es erschien mir schlimmer als der Tod. Und eher würde ich ein weiteres Jahr am Leben mit Alisa wählen, statt achtzig Lebensjahren ohne sie.

Nach einer Weile wechselte die Musik und ich passte meine Schritte dem deutlich schnelleren Lied an. „Ah. Ich erinnere mich.", lächelte ich. „Genau. Dieses Lied kam in einem äußerst ärgerlichem Moment. Ich wette, wäre ein ruhigeres gekommen hätte ich mir an diesem Tag noch einen Kuss stehlen können.", lächelte Alisa und ich drehte sie. „Meinst du?", grinste ich obwohl ich mir nicht mal sicher war, ob ich ihr wirklich widerstanden hätte. Zu tief hatte sie mich an diesem Abend in den Nebel der Gefühle gestoßen. „Ja. Sicher.", sie legte sich in meine Arme bevor sie wieder meinen schnellen Schritten folgte. „Erinnerst du dich an unseren ersten Kuss?", lächelte Alisa. Ich grinste. „Wie könnte ich ihn je vergessen? Der Moment an dem ich zum ersten Mal in meinem Leben alle Sorgen vergaß und das Risiko einging die schönste Frau der Welt zu küssen.", lächelte ich. Alisas Sommerkleid wehte bei unseren Bewegungen. Sie grinste. „Oh glaub mir, mein Herz schlug schneller. Ich hatte solche Angst vor deiner Reaktion. Ich war darauf vorbereitet, dass du direkt die Polizei rufst. Ich glaube, dass du erwiderst war der größte Schreck, den du mir einjagen konntest. Das wohl unerwartetste in meinem Leben.", lächelte sie. „Entschuldige. Erschrecken wollte ich dich nicht.", grinste ich und zog sie enger an mich. Doch nur zu gerne hatte ich den zärtlichen Kuss der Geschäftsfrau erwidert. Auch, wenn es mich um Kopf und Kragen hätte bringen können. Erneut drehten wir uns. Ich tanzte mit meiner Geliebten. Und es war wunderschön, weil wir das nie konnten. Ich konnte nicht mit der Frau tanzen, die ich liebte... wie Grausam das Schicksal einen doch strafen konnte. Ich verstand, warum viele die Liebe huldigten. Sie ließ das Herz schneller schlagen. Die Arbeit leichter von der Hand gehen und die Welt in neuem Glanz erkennen. Doch ich verstand ebenso nur zu gut, wieso man die Liebe hassen konnte. Denn die Liebe war das Gefühl, das einem Menschen am meisten Schmerz zufügen konnte. Doch wenigstens hier und heute konnten wir leben.

Als Canzo de la Strada lief lagen wir bereits wieder auf der Sonnenliege und sahen in den Himmel. „Ich liebe dich.", hauchte sie. „Ich dich auch.", sanft drückte ich meine Lippen auf ihre Schläfe und sie schloss die Augen. Ihr Kopf lag auf meiner Schulter und ihre Finger waren mit meinen verschränkt. „Denk mal... was wir wären, wäre es anders. Stell dir mal vor, wir wären frei. Es gäbe in Deutschland dieses Verbot nicht. Und wir hätten heiraten können wir..." „Wen wir verheiratet wären, Kath... wir hätten so viel mehr tun können. Auch in unserer Zusammenarbeit. Wir hätten die Werke verbinden können. Wir... das Land hätte doch auch davon profitiert! Dass sie sich so dagegen wehren ist grausam...", seufzte sie und kuschelte sich enger an mich. Ich nickte und lehnte meinen Kopf an ihren. Ein kühler Windhauch ließ uns frösteln. „Komm, gehen wir schlafen. Es ist schon spät.", meinte ich und trank den letzten Rest meines Weines aus. Alisa nickte und ließ sich von mir aufhelfen. „Kath?" „Ja?" „Wir müssen bald zurück." „Ich weiß... ich werde Charlie morgen kontaktieren. Er wird sich um den Flug kümmern.", seufzte ich und ging mit ihr rauf ins Schlafzimmer.


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Hi! Ich wollte nur den Grund nennen, warum ich kein Video von "Canzone de la Strada" rein hab. erstens hab ich schon einige Lieder drin und zweitens habe ich es selbst besser gespielt und mag diese Version nicht sonderlich (dabei bin ich nicht zufrieden mit meinem Spiel aber trotzdem... ich mag die Betonung mancher Noten nicht... ich sag's nur). Darum ist es nicht drin :D
Trotzdem ein sehr schönes Stück das man sich ruhig anhören kann.

LG Yuri-Autor

Die Fehler die wir machtenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt