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Kaum war die Tür hinter ihm ins Schloss gefallen hatte ich panisch alles zusammen gepackt und war fluchtartig aus meinem Büro gestürzt. In meinen Sportwagen gestiegen und alle Geschwindigkeitsbegrenzungen missachtend nachhause gefahren. In meinen eigenen vier Wänden fühlte ich mich aber immer noch nicht sicher also warf ich meine Jacke übers Sofa, krempelte die Ärmel meines Hemdes zurück und sah mich um. Umziehen konnte ich mich ja jetzt nicht. Wo überall Kameras waren. Aber planlos loszulegen wäre dumm. Also zeichnete ich mir schnell frei Hand einen Plan meiner Zimmer. Nur damit ich wusste, welche Zimmer ich bereits durchsuchte hatte.

Vier Stunden später hatte ich alle Räume durchsucht. Gerade kletterte ich auf die Leiter und sah noch auf den Schrank in meinem Schlafzimmer. Es war klar, dass hier eine war. Die Perspektive des Videos kam von hier. Mit perfekter Sicht auf mein Bett. Sofort entdeckte ich sie. Eine... nun für eine versteckte Kamera eine recht große Kamera. Sie war ungefähr sieben mal sieben Zentimeter groß und ging fünf Zentimeter nach hinten. Dann hing sogar noch ein kleiner Handy-Akku dran. Daran erkannte ich auch, dass er es nicht ernst gemeint hatte. Kameras konnte man besser verstecken. In Glühbirnen, in Kaugummiboxen, in Türschlössern und so weiter. Nun hatte ich hoffentlich alle. Ich Idiot hatte Herrn Haas nicht mal gefragt wie viele Kameras er denn versteckt hatte. Aber vielleicht war diese Kamera, die zwanzigste, die letzte. Müde ließ ich mich aufs Bett fallen. Verdammter Mist... wenn ein paar Rebellen das konnten... dann wäre es ja ein leichtes für die Nazis mich zu überwachen. Aber stand ich nicht im Verdacht. Doch... Rebellen... ich hatte schon mal gehört dass es Rebellen geben sollte doch dachte ich eher an zehn oder zwanzig Nichtsnutze die Biertrinkend Parolen an Wände schrieben. Doch schienen die hier gut organisiert zu sein und allgemein entschlossen zu sein. Vielleicht schafften sie es ja... Die Nazis zu unterstützen... allerdings müssten sie das ohne meine Hilfe schaffen. Ich konnte ihnen nicht helfen. Es stand viel zu viel auf dem Spiel.

„Werkers Alisa, hallo?", meldete sich Alisa als ich sie anrief. „Guten Abend. Kannst du reden?", wollte ich wissen. „Natürlich. Hab Feierabend. Also, Kath. Was gibt es? Kommst du klar?", wollte sie wissen. „Ja... Zeit zum Trauern gibt man mir nicht und da bin ich ganz froh... aber heute war ein Mann in meinem Büro und... und der hat mir ein Video gezeigt..." „Ja?" „Nun dieses Video stammte von einer versteckten Kamera... versteckt auf meinem Schrank in meinem Schlafzimmer... gedreht gestern Abend..." „Nein... Kathrin sag, dass das nicht wahr ist! Wer war da? Wieso kannst du noch anrufen? Bist du auf der Flucht? Verdammte Scheiße was jetzt?", keuchte sie. Ich hörte ihre Verzweiflung und auch Tränen. „Alisa beruhige dich! Er war nicht von der HoBi! Er war der Anführer der Rebellen hier in Berlin! Er wollte Waffen!", erklärte ich. „Oh Gott sei Dank... Moment... ich glaub ich muss mich mal setzen...", keuchte sie und ich hörte ihr Bett leise knarzen als sie sich setzte. „Verdammt erschreck mich nie wieder so! Ich war kurz davor ins Auto zu steigen und mit Vollgas zu meiner Mutter zu fahren! Eines Tages müssen wir uns echt mal einen Fluchtplan überlegen!" „Ich flüchte nicht." „Wäre auch meine Wunschoption aber wir können nicht alles haben. Fliegen wir auf, hauen wir ab! Aber gut...", sie atmete tief durch. „Er wollte Waffen. Klar, dass du da die erste Adresse bist. Was hast du gesagt?", wollte sie wissen. „Nein. Ich habe nein gesagt. Er wollte bei einem gespielten Einbruch meine Lagerhallen leer räumen aber für mich steht zu viel auf dem Spiel. Ich hab's doch schon kommen sehen. Erst meine Waffen, dann brauchen sie Munition von dir. Und schon stecken wir beide mit drin. Die Firma meines Vaters, du, deine Firma und auch mein Kopf läge dann in der Schlinge. Ich habe abgelehnt. Ist mir zu gefährlich.", meinte ich. „Gut... gut... ist mir nur recht...", brummte sie. Ich nickte. „Gut... ich sollte dann schlafen gehen. Das heute hat mich ganz schön erschöpft...", meinte ich. „Ja. Du hast mich grade auch geschockt... gute Nacht, Kath. Schlaf gut.", meinte Alisa. „Gute Nacht, Alisa. Träum schön. Am besten von mir.", lächelte ich. „Tu ich doch eh.", hörte ich sie und dann legte sie auf.

Müde stand ich in der Küche und ließ gerade Kaffe durch die Maschine laufen. Währenddessen steckte ich mir das Hemd in die Hose. Damit das ganze etwas gepflegter aussah. Mein Jackett wartete neben der Tür an der Garderobe. Gerade als der Kaffe durch war klingelte es. Ich seufzte, trank einen schnellen Schluck, ignorierte die Hitze und ging schnell zum Display neben meiner Wohnungstür. Ich betätigte sie. „Guten Morgen. Was gibt es?", wollte ich wissen und sah verwirrt auf die beiden Männer mittleren Alters in braunen Anzügen. Die Hüte hatten sie an diesem verregneten Tag tief ins Gesicht gezogen. „Guten Morgen. Frau Flexing nehmen wir an.", meinte einer. „Ganz richtig. Was kann ich für Sie tun?", wollte ich wissen. „Kommen Sie bitte mal herunter.", bat er. „Nun darf ich zuerst fragen wer Sie sind?", wollte ich wissen. Was wollten die in aller Frühe von mir? Ich musste zur Arbeit... „Ich bin Kommissar Wallmeier und das hier ist mein Kollege Hauser.", er hielt seinen Dienstausweis in die Kamera und mir rutschte das Herz in die Hose. Dieser dreckige Mistkerl... von wegen mein Geheimnis bewahren. „Wir sind von der Behörde für Homosexuelle und Bisexuelle und hätten da ein paar Fragen an Sie."

Die Fehler die wir machtenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt