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„Sie kommen spät.", war das erste was ich von Herrn Lau hörte als ich in die Videokonferent kam. Sein Ernst? Charlie war mit gut 200 Sachen gerast und ich war immer noch fünf Minuten zu FRÜH! „Entschuldigen Sie bitte. Ich komme gerade aus Köln.", lächelte ich. „Wie dem auch sei. Beginnen wir.", forderte er. Was riss er sich jetzt hier den Vorsitz an den Nagel? ICH hatte die verdammte Konferenz einberufen! „Ich würde gerne Ihre Firma in meine Produktion einschließen. Um genau zu sein als Produzent der Waffenläufe.", begann ich. „Ach ja... die Deutsche Waffenproduktion... was heißt das für uns genau?", wollte er wissen. „Ihr produziert bei euch Waffenläufe. Ihr schickt sie uns und wir bauen sie in unsere Gewehre ein. Drücken noch das Made in Germany Siegel auf und schon verkaufen wir sie.", erklärte ich knapp. „Kathrin Flexing... kurz und knapp alles nötige erklärt. Ich hörte bereits, dass sie keine Frau der vielen Worte sind.", meinte er. „Was gibt es da auch bitte groß zu besprechen? Es ist eine ganz einfache Frage. Wollt ihr mein Geld oder nicht?", von meinem Vater wusste ich, dass sich Produkte selten durch Erklärungen verkauften. Man musste sein Produkt nicht erklären! Man musste zeigen, dass man ein Kämpfer war und wenn der Käufer es nicht wollte, musste man ihm zeigen, dass es noch genug andere da draußen gab die sich darum rissen auch, wenn es nicht stimmte.

„Dann bedanke ich mich.", lächelte ich triumphal, da er zugesagt hatte. Nach einer halben Ewigkeit! „Wir bedanken uns ebenso. Wir erwarten Sie dann jederzeit hier zum unterzeichnen des Vertrags.", erklärte er. „Wie? In Chin..." „Auf Wiedersehen.", unterbrach er mich und legte auf. „Gottverdammter...", brummte ich und rief jemand anderen an. „Wanshàng hao!", begrüßte mich jemand. Das hieß guten Abend. Da ich aber kaum Chinesisch sprach müsste ich sie fragen, ob ich mit jemandem auf Deutsch reden könnte. „Wanshàng hao. Tamen shuo déyu?", wollte ich wissen. „Bùxìng de shì méiyou. Qing shao deng!", ärgerlicherweise sprach sie kein Deutsch und leitete mich nun weiter. Schon wurde abgenommen. „Hallo?", hörte ich mit chinesischem Akzent. „Ja, guten Abend! Hier ist Kathrin Flexing! Ich sprach eben mit Herrn Lao. Er sprach von einem Termin in China... ähm... ich würde ihn gerne zu mir nach Berlin einladen.", lächelte ich. „Nein. Das kann er aufgrund der aktuellen politischen Situation nicht tun. Der Ausländerhass ist mehr als bekannt. Desweiteren würde Herr Lau Sie deutlich lieber in seinem Büro treffen. Die Adresse schicke ich Ihnen per E-Mail sowie den Termin. Ebenso wird er wohl Ihre Geschäftspartnerin einmal kennen lernen wollen. Frau Werkers. Also, wir erwarten Sie beide bald in Shanghai.", erklärte sie und legte auf. Bitte was? Ich musste jetzt ernsthaft nach China reisen? Aber... Alisa sollte mit! Das war schon mal etwas Positives.

Ungeduldig hörte ich das Piepen. „Der angerufene Teilnehmer antwortet nicht. Wenn Sie eine Rückruf bitte, per SMS senden möchten, drücken Sie bitte die...", ich legte auf. Also schrieb ich ihr. „Frau Werkers, ich müsste etwas mit Ihnen besprechen. Es geht um die Kooperation mit dem chinesischen Handelsmarkt. Bitte melden Sie sich so bald wie möglich bei mir. Kathrin Flexing.", schrieb ich ihr. Ich gähnte. Es war nun schon acht Uhr morgens. Aber ich hatte heute keine Termine. Ausnahmsweise. Also beschloss ich ins Bett zu gehen. Schließlich war ich jetzt schon seit weit über 24 Stunden wach.

Der Pianist stimmte einen Tango an und kurz darauf gesellte sich schon ein Saxophon dazu. Ich sah mich um. Ich kannte hier ein paar Leute. Naja was heißt kennen... ich kannte ihre Namen. Es waren alles hochrangige Geschäftsleute. Ich hörte bereits, dass die Firma Werkers immer weiter im Kurs stieg. Da sie aber andere Produkte verkauften als ich sah ich sie nicht als Konkurrenz an. Noch nicht. Wer weiß, was ihm noch so alles einfallen würde. Und da sah ich ihn schon. Jonathan Werkers. Der Sohn von Frederik Werkers. Der vor einem knappen, halben Jahr das zeitliche gesegnet hatte und wohl seinem Sohn alles vererbt hatte. Ich kam auf ihn zu. „Herr Werkers! Was für eine wundervolle Party Sie hier ausgerichtet haben! Ich bedanke mich herzlichst für Ihre Einladung.", ich gab ihm freundlich die Hand. „Vielen Dank, Miss... ähm...", er sah mich fragend an. Sein Ernst? Ich war Marktführer auf meinem Gebiet! Niemand stellte so präzise Teile aus Metall her wie die Firma Flexing! „Ah!", hörte ich hinter mir und eine bildhübsche Frau trat auf mich zu. Sie trug ein eng anliegendes schwarzes Kleid, welches leicht im Schein der Lichter glitzerte. Ihre Haare hatte sie hoch gesteckt. „Sie müssen Miss Kathrin Flexing sein.", lächelte sie und gab mir die Hand. „Die bin ich. Darf ich auch nach Ihrem Namen fragen?", wollte ich wissen. Sie lachte auf. „Also bitte, Miss Flexing! Mein Name ist Alisa Werkers! Sagen Sie bloß, sie kommen auf eine Party ohne den Gastgeber zu kennen. Oder wenigstens im Internet nachzusehen.", lächelte sie. Ich sah sie perplex an. „Ähm... ich dachte, Ihr Bruder sei..." „Oh nein. Jonathan, bist du so gut und bringst mir und Miss Flexing hier mal etwas Champagner?", lächelte sie ihren Bruder an, der mit einem Murren ging. „Gefällt Ihnen die Party?", wollte sie wissen. „J... Ja. Gerade eben sagte ich noch zu Ihrem Bruder, dass es eine sehr schöne und vage ausgerichtete Party ist. Ich muss zugeben, sie haben einen veralten Stil gewählt und ihn neu aufleben lassen!", erklärte ich. Sie lächelte. „Sie schmeicheln mir. Aber ich hörte bereits, dass Kathrin Flexing, wenn sie denn mal etwas spricht, mit Worten genauso gut umgehen kann, wie mit ihren Finanzen.", lächelte sie. Sie hatte ein wunderschönes Lächeln und ihre blonden Haare glänzten im Licht. „Hat es Ihnen die Sprache verschlagen? Oder versinken Sie in Stille? Ich hörte, dass Sie das auch des Öfteren tun.", lächelte sie. „Nein, nein... ich... ähm...", ich versuchte irgendwas zu sagen. Jedoch blockierte ihr Lächeln alle meine Gedanken. „Bitte.", Frau Werkers Bruder kam zurück und drückte uns je ein Glas Champagner in die Hand. „Folgen Sie mir. Ich hörte, Sie seien Raucher. Und das nicht zu knapp. Hinzu kommt, dass Sie bereits seit Stunden hier sind.", lächelte sie. Tatsächlich war ich recht unruhig geworden. Ich brauchte wirklich mal wieder eine Zigarette.

Die Fehler die wir machtenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt