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POV Kathrin

Ich saß einfach nur da, mit dem Restalkohol im Blut, und starrte die Wand an. Alisa... ja ab einem bestimmten Punkt würde Henriks nicht mehr zu stoppen sein. Ab einem bestimmten Punkt wäre es um ihn geschehen und er würde mit Alisa machen, was er wollte. Das Gesetz konnte ihm nichts aber ich könnte ihn zusammen mit Alisa wirtschaftlich fertig machen. Aber dann wäre es zu spät. Niemand dürfte Alisa haben. Niemand außer mir. Das würde ich nicht zulassen. Nicht heute. Nicht morgen und sonst niemals! Aber was sollte ich tun? Es gab keine Möglichkeit... Ich taumelte in mein Bett, deckte mich halbwegs zu und schloss die Augen. Und ich betete, dass Henriks nicht zu weit ging.

Um sechs Uhr morgens klingelte mein Wecker. Ich kroch aus meinem Bett, taumelte in die Dusche und wusch mich. In meinem Schlafzimmer zog ich mir eine schwarze Anzughose an, ein weißes Hemd und einen schwarzen Blazer. Ja... das war quasi ein Anzug. Ich zog mich eben an wie ein Mann aber hasste ich es Kleider und so zu tragen. Da fühlte ich mich nackt. Und der letzte Mitarbeiter der sich deshalb einen Kommentar nicht verkneifen konnte war hochkant rausgeflogen.

Da Charlie besseres zu tun hatte als mich ständig durch die Gegend zu fahren fuhr ich selbst zu meiner Arbeit. Es war nicht weit. Ich stieg in meinen schwarzen Mercedes und fuhr los. Der Motor schnurrte. Das vermisste ich in meinem Tesla obwohl das ganze natürlich keine Abgase verursachte. Aber ich produzierte Metallteile! Und die rechte Politik scherte sich einen Dreck um die Umwelt also egal.

Knappe zehn Minute später stieg ich schon aus. Aber irgendein Vollidiot hatte seinen hässlichen, dreckigen Pickup auf MEINEN Parkplatz gestellt. Wo sogar ein Schild stand! Das würde Ärger geben. Mit festen Schritten stampfte ich direkt durch den Haupteingang. „Frau Flexing!", die Frau am Empfang sprang auf. „Frau Dennis.", las ich von ihrem Namensschild ab. „Wer steht da mit seiner hässlichen Proleten-Karre auf MEINEM gottverdammten Parkplatz?", brüllte ich sie an. Ja, ich war sauer. Sauer auf Henriks, dass er Alisa anfassen wollte und sauer auf mich, weil ich sie nicht beschützte. Und das ließ ich jetzt schön an dem Idioten auf meinem Parkplatz aus. „Ähm... a... also...", stotterte sie los. Ich stützte mich mit meinen Händen auf den Empfangtresen  wobei ich meine Hände so fest auf das Holz schlug, dass der Kugelschreiber vor ihr zwei Zentimeter hoch sprang. „Wenn das Teil nicht in 2 Minuten weg ist fackel ich es höchst persönlich ab! Und der Besitzer dieses beschissenen Schrotthaufens soll dann SOFORT in mein Büro und wenn der nicht in ein paar Minuten vor mir steht hagelt es Kündigungen!", schrie ich die Frau an und sogar ihre Kollegen zogen den Kopf ein und versuchten sich zu verstecken. „Also ich mag mein Auto.", alle Farbe wich aus meinem Gesicht. Ach du Scheiße. Ich drehte mich um und starrte ihn an. „Als Gastgeberin gehe ich davon aus, dass Sie mir Ihren Parkplatz schon zur Verfügung stellen, oder?", ich schluckte. Er klang ruhig und auf seinen Lippen lag ein Lächeln. Aber ich hatte mich nun wirklich zum Narren gemacht. „He... Herr Zöllner.", ich zwang mich zu einem Lächeln. „Ist da jemand heute mit dem falschen Fuß aufgestanden?", lächelte er. „Ähm...", brachte ich nur heraus. „Kommen Sie! Gehen wir vor die Tür und rauchen.", schlug er vor. Ich nickte gehorsam und folgte ihm. Wieso um alles in der Welt musste es SEIN Auto sein?

„Was genau haben Sie jetzt gegen mein Auto?", wollte er wissen. „N... Nichts! Es ist ein sehr schönes Auto! Ich bin eifersüchtig.", log ich. „Ach so.", lachte er. „Sagen Sie mal, haben sie morgen vielleicht Zeit mal in mein Büro zu kommen?", wollte er wissen. „Tut mir leid, nein. Ich muss nach China zusammen mit Frau Werkers. Herr Lau möchte uns persönlich sehen.", erklärte ich. „Ach so. Dann... wann kommen Sie zurück?", wollte er wissen. „Kann ich nicht sagen. Aber spätestens übernächste Woche sind wir zurück.", meinte ich. „Naja gut. Dann treffen Sie mich bitte übernächsten Mittwoch um 15 Uhr in meinem Büro.", brummte er. „Natürlich.", bestätigte ich. „Sehr gut. Ich muss dann leider schon weiter. Schade. Ich unterhalte mich gerne mit Ihnen Frau Flexing. Da fühl ich mich dann immer so zufrieden.", grinste er und ging. Da fühlt er sich dann immer so zufrieden. Weil er glücklich mit einer Perle verheiratet war und ich die ewig alleinstehende griesgrämige Firmenchefin war. Was für ein Arsch.

Die Fehler die wir machtenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt