63

461 29 1
                                    


Ich stoppte den Wagen vor einem Garagentor, eilte rüber zur Beifahrertür und öffnete Alisa die Tür. „Park ich gerade deine Mutter zu oder ist das hier okay?", wollte ich wissen. „Kath, beruhige dich. Alles gut. Bleib ruhig hier. Komm.", sie nahm meine Hand und führte mich über einen Pfad aus hellem Pflasterstein. „Ruhig, Kath!", mahnte sie während ich ihre Hand drückte. Ich war wirklich nervös. „Ich hab einen Schlüssel. Ich sperr auf, geb meiner Mutter Bescheid, dass wir hier sind und dann stelle ich euch vor.", lächelte sie und nahm den Schlüssel. „Okay...", sie schloss die Tür auf und wir traten ein. Innen war alles sehr schick eingerichtet. Viele Holzelemente zierten den Raum. Die Möbel bestanden aus rötlichem Holz und der Gang, der sich vor uns erstreckte, war recht offen, durch die Verwendung von Bögen statt Türen. „Mom?", rief Alisa. „In the living room!", hörte ich. „Warte hier kurz.", bat Alisa und ging in den ersten Raum links von uns. Ich stand da und spielte nervös mit meinen Fingern. „Darling! I've missed you so! How are you?", hörte ich. „Hi, Mom. I'm doing great! You know I'm not alone here. My girlfriend is with me.", erklärte Alisa. „Right! Where is she? Just introduce me!", bat ihre Mutter. Alisas Mutter hatte eine ähnliche Stimme wie die ihrer Tochter. Nur etwas tiefer und rauer. „Okay. But remember, she is German.", erinnerte Alisa ihre Mutter an die Sprachverhältnisse. Obwohl sie wusste, dass ich sehr wohl dem Englischen mächtig war. „She understands English but ..." „Alisa, your father was German! And you know how his English was. I am very good at German.", erklärte ihre Mutter. Ich räusperte mich und sah mich nochmal im Spiegel neben der Haustür an. Ich sah ganz gut aus. Ich setzte noch schnell den Hut ab, da man keinen Hut im Haus trug. Da kamen sie schon um die Ecke. Alisas Mutter sah ihrer Tochter recht ähnlich. Die Gesichter waren identisch, bis auf die wenigen Falten und... nun und eben die Jahre. Doch hatte ihre Mutter dieselben Augen und ebenso blondes, langes Haar. „Also Sie sind Alisas Freundin.", lächelte sie und trat auf mich zu. Ich streckte meine Hand aus. „Ja... ähm... guten Tag! Ich bin Kathrin Flexing. Aber Kathrin reicht völlig.", ich war nervöser als bei meinem ersten Meeting. „Flexing... Flexing... wo habe ich diesen Namen schon mal gehört? Aber natürlich! Ihr Vater arbeitete bereits mit meinem verblichenen Frederik! Und... ich bin mir nicht sicher aber ich glaube, ich habe vor einiger Zeit einen Artikel über Sie gelesen.", lächelte sie. „Das ist gut möglich. Ich wurde vor zwei Monaten in Deutschland zur Geschäftsführerin des Jahres gekürt. Nun, eigentlich hat man nur einen Artikel über mich verfasst. Und ein Interview von vor zwei Jahren eingefügt.", lächelte ich. Sie lachte auf. „Ach ja... die Medien werden immer fauler. Darum zog ich mich zurück... um Gottes Willen wo bleiben meine Manieren? Ich bin Isabella Werkers. Alisas Mutter.", lächelte sie. „Freut mich.", lächelte ich. Mein Herz schlug panisch. Mochte sie mich? Oder tat sie nur so? „Also... das ist Kathrin... und... sie ist meine Freundin. Wie sie bereits sagte.", Alisa legte ihren Arm um meine Seite und kuschelte sich an mich. Ich legte meinen Arm um ihren Rücken. „Kommt ins Wohnzimmer! Ihr müsst mir unbedingt erzählen wie ihr euch kennengelernt habt! Ich kann mir vorstellen, dass es in Deutschland besonders schwierig ist bei der... Situation dort.", bemerkte sie. „Oh ja... stressig.", lächelte ich und wir folgten Frau Werkers hinein.

Im Wohnzimmer füllte sie uns Wein ein und setzte sich uns gegenüber. „So. Erzähl doch, Alisa, wie bist du zu deiner Kathrin gekommen.", forderte sie. Alisa lächelte mich verliebt an und dann sah sie ihr Mutter an. „Also... zum ersten Mal hab ich sie in den Nachrichten gesehen und... nun... in Wirtschaftsjournalen. Ich glaub das erste Mal war das... als ich gelesen habe, dass sie die Erbin deines Vaters wurdest... Ja. Also... und ich habe eben viel gehört von ihr... zuerst habe ich sie interessant gefunden und bewundert. Dann, als wir das Firmengebäude eröffneten lud ich sie natürlich ein. Sie ist sogar zuerst zu Jonathan gegangen. Weil sie ihn für den Chef hielt.", grinste Alisa. „Nein... Jonathan ist nicht für den Chefsessel gemacht... ich liebe deinen Bruder ja über alles aber... nein. Jonathan ist gut in dem, was er tut. Und du bist großartig in deinem Job, Alisa.", lächelte Frau Werkers. „Danke, Mom. Jedenfalls bei unserer ersten Begegnung haben wir dann geredet. Allerdings hat Kathrin zu dem Zeitpunkt schon ziemlich gezittert. Also schlug ich vor dass wir raus in den Raucherbereich gehen und..." „Sind Sie Raucher, Kathrin?", wollte sie mit strenger Miene wissen. Ich zuckte zusammen. „Ähm... J... J... Ja schon a... aber ich versuchte aufzuhören...", stotterte ich. „Mmh...", sie stellte das Weinglas ab. „Wissen Sie, Kathrin, Sie scheinen mir eine kluge Frau zu sein. Das ist der Grund, wieso ich sie nicht sofort raus geschmissen habe, als sie mit meiner Alisa ankamen..." „Mom..." „Nein, Alisa. Kathrin, wissen Sie woran mein geliebter Frederik gestorben ist? Alisas Vater?", wollte sie wissen. Ich schluckte. „Er starb an Lungenkrebs, da war Alisa gerade mal zwölf Jahre alt. Ich sah seine Lunge. Seine Lunge war fast schwarz. Nicht rosa. Dunkelgrau mit schwarzen Punkten so groß wie Haselnüsse. Innen auch einige größere. Die Lunge war grau. Die Tumore schwarz. Rate doch mal, Kathrin, wie lange rauchte er?", wollte sie wissen. „Ähm... also... zehn, zwanzig Jahre?" „So ähnlich. Er rauchte von seinem zwanzigsten, bis hin zum 35. Lebensjahr. Da ich da schwanger wurde. Er wollte aufhören. Bekam aber 2028 einen Rückfall und ein halbes Jahr drauf die Diagnose. Alisa hat damals Tag und Nacht durch geweint. Während ihr Vater langsam verschied. Es tat mir so furchtbar weh meinen Geliebten sterben zu sehen. Kathrin, lieben Sie meine Alisa?" „Aber natürlich!", erklärte ich. „Dann stellen Sie es sich vor, wenn Sie Alisa nun beim Sterben zusehen müssten. Ich will nicht, dass Alisa diesen Schmerz erleiden muss. Ich will nicht, das sie zusehen muss wie Sie sterben.", erklärte sie streng. Ich schluckte. „Mom, es reicht! Kathrin geht es gut!", erklärte Alisa. Während ich vorsichtig am Wein nippte. „Ach? Glaubst du ich sehe nicht, wie sie beisammen ist? Alisa, sieh sie dir an!" „Ich sehe eine wunderschöne, junge Geschäftsfrau!", erklärte sie trotzig währen ich das Glas leerte. „Ich will nicht wissen, wie ihre Lunge aussieht. Und ihre Nase weist bereits leichte Rötung auf. Sie trinken ganz gerne mal einen zu viel, nicht wahr Kathrin?", ich schluckte. „Ähm... nun... nein... das würde ich nicht sagen... ich..." „Mom! Es reicht!", Alisa nahm meine Hand. „Wir sind beide erwachsen. Ich weiß, du meinst es nicht so. Aber sie will mich beschützen! Sie liebt mich und ich sie. Wir gehen jetzt erst mal schlafen. Wir haben eine lange Reise hinter uns.", erklärte sie. Frau Werkers seufzte. „Gut. Kathrin, wir beide unterhalten uns noch weiter. Aber gut, Kinder, geht schlafen.", lächelte sie und stand auf. „Ich habe dir dein Zimmer hergerichtet, Darling. Kathrin, Ihres ist am anderen Ende des Hauses. Alisa, zeigst du ihr bitte das Gästezimmer?" „Mom...", beschwerte sich Alisa und ihre Mutter lächelte. „War nur ein Scherz. Kathrin, Sie können natürlich bei meiner Tochter schlafen. Ich gehe davon aus, dass Sie wenigstens treu sind. Ansonsten würde sie mit Sicherheit ihre Zeit in einem Heilungslager fristen. Nun rauf mit euch. Bevor ich ihr wirklich das Gästezimmer herrichte.", lächelte sie. „Danke, Mom.", lächelte Alisa, nahm meine Hand und zog mich mit sich.

Ihr Zimmer war in hellen Farben, wie der Rest des Hauses eingerichtet. Ein warmes Orange kam von den Vorhängen vor dem Fenster und von dem großen Himmelbett. „Komm, willst du noch duschen?", wollte sie wissen. Ich nickte. „Okay. Ich komm dann mit. Aber erst mal... alles klar bei dir?", wollte sie wissen. „Naja... deine Mutter scheint ja nicht sonderlich begeistert von mir...", bemerkte ich. „Doch! Sie findet es super, dass du so erfolgreich bist. So gebildet und alles. Rede morgen mal in aller Ruhe mit ihr. Und du bist doch sonst nicht so unterwürfig! Lass dich doch von ihr nicht so runter buttern! Stell dir vor, du würdest mit einem Geschäftspartner sprechen. Ich hab noch nie gesehen, dass du so eingeschüchtert bist!", erklärte sie. Ich seufzte. „Ja... aber sie soll mich doch mögen...", bemerkte ich. Sie seufzte. „Wie gesagt. Tut sie. Gib ihr Zeit.", lächelte sie und gab mir einen sanften Kuss. Ich lächelte. „Komm.", sie nahm meine Hand. „Gehen wir duschen. Dann ruhen wir uns aus und morgen ist ein neuer Tag.", lächelte sie.

Als wir frisch geduscht im Bett lagen, Alisa in meinen Armen, fraß die Ablehnung ihrer Mutter immer noch an mir. „Kath..." „Ja?" „Du zitterst.", bemerkte sie. „Echt?", ich hatte es nicht bemerkt. „Geh schon eine rauchen.", meinte sie. Tatsächlich wollte ich eine Rauchen. Absolut. Nur zu gerne nun den Rauch in meine Lungen ziehen und... aber nein. „Nein, passt schon." „Sicher?", wollte sie wissen. „Ja." „Kath... macht dich das mit meiner Mutter heute sehr fertig?", wollte sie wissen. „Naja... schon.", gestand ich. „Es braucht dich nicht fertig zu machen. Du hast deine Sache heute wirklich gut gemacht! Aber Zigaretten sind bei ihr eben ein wunder Punkt. Wegen meinem Vater.", erklärte sie. „Ich weiß... Ich will auch wirklich nicht, dass ich Krebs kriege und dran sterbe... ich will dir nicht weh tun aber das würde es ja dann... ich versuche wirklich aufzuhören.", gestand ich. Sie nickte und sah mich an. „Und dafür bin ich dir unendlich dankbar, Kath.", sie strich sanft meine Schulter entlang. „Aber was anderes. Gefällt es dir hier?", wollte sie wissen. „Es ist wirklich wunderschön hier.", lächelte ich. „Würdest du so deinen Lebensabend verbringen wollen?", wollte sie wissen und strich die Konturen meines Gesichts nach. „Gerne.", lächelte ich. Alisa ebenso. „Komm her.", hauchte sie und legte ihre Lippen auf meine. Sofort erwiderte ich den Kuss und sie rückte näher. Instinktiv legte ich meine Hände an ihre schlanke Taille und zog sie zu mir. „Alternativ zu Tabak kann ich dich ja anders müde machen. Wie klingt das?", hauchte sie. „Großartig.", hauchte ich als ihre Lippen auch schon wieder auf den meinen lagen. Ich stemmte mich über sie und strich ihren Oberschenkel entlang. Sie keuchte auf. „Wo genau ist eigentlich das Zimmer deiner Mutter?", wollte ich vorsichtshalber wissen als sich mein Hirn kurz wieder einschaltete. „Keine Angst. Am anderen Ende des Hauses.", lächelte sie und zog meinen Kopf runter zu sich.

Die Fehler die wir machtenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt