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„Auf Wiedersehen, Alisa.", lächelte ich und begleitete sie zur Tür. „Auf Wiedersehen.", lächelte sie und küsste mich sanft, bevor sie die Türklinke nahm. „Ähm... warte mal.", hielt ich sie an. „Wenn Henriks mich fragt, was magst du für Zeug? Was kann er dir schenken?" „Mmh... Ah! Es gibt da so ein Buch! Aerodynamische Konstruktionen in der Antike! Von Professor Martin Freiller. Sag ihm, das soll er mir schenken. Dann freu ich mich und zeig ihm das. Er ist glücklich und haut hoffentlich bald wieder ab.", lächelte sie. Dann grinste sie. „Genau! Ich umarme ihn, sage ihm er ist ein guter Freund und gehe dann.", grinste sie. Ich lacht auf. „Genau. Zeig ihm, dass er nie mehr als ein Freund wird.", grinste ich. „Okay... dann. Viel Glück morgen beim Essen.", meinte sie und ging. Ich nickte. Verdammt... das Essen. Das hatte ich schon wieder komplett vergessen...

Nervös sah ich mich nun schon seit gut zehn Minuten im Spiegel. Ich trug einen dunkelblauen Wollmantel, verdammt teuer so ein Ding, eine schwarze Anzughose und unter dem Mantel einen dünnen, dunkelroten Pullover mit leichtem Rollkragen. Eigentlich sah man nichts aber zur Sicherheit verdeckte ich meinen Hals. Ich sah gut aus. Wenn ich auch sonst seltener ohne Anzug raus ging. Doch schien mir ein Anzug nun etwas zu... etwas zu geschäftlich. Es war ja offiziell ein Freizeitessen. Also Freizeitkleidung. Natürlich bestand die für mich eigentlich aus einer Jogginghose und einem Football-Trikot mit Scotch-Flecken aber... das konnte ich schlecht tragen. Außerdem ging mein Vermögen weit über die Millionen hinaus, da erwartete man nun mal so schicke Kleidung. „Frau Flexing?", ich seufzte. „Herr Gmeining... ich weiß, Sie sind sonst nicht mein Fahrer aber es ist nicht üblich, dass mein Fahrer hier rauf kommt.", meinte ich und sah den Schwarzhaarigen an. Der zuckte nur mit den Schultern und ich seufzte. Eigentlich sollte ich so jemanden sofort in hohem Bogen raus werfen auch, wenn er sonst nur ein Lieferant war. Aber... ich schuldete seiner Familie einiges. Weniger ihm als seiner Frau. Otto Gmeining war Jakob Müllers Schwager. Er war mit seiner Schwester verheiratet. Das mit Jakob quälte mich immer noch. Ich hatte ihn verraten. Aber was hatte ich für eine Wahl gehabt? Man hatte ihn mit diesem Kerl erwischt! In meiner Firma! Also war es meine Aufgabe gewesen verdammt... Ich hatte Jakob wirklich gerne gemocht. „Hatte keinen Bock weiter zu warten. Da schau ich lieber weiter einer heißen Frau beim umziehen zu.", grinste er. Ich sah ihn kalt an. „Auch wenn Sie sich immer wie n Kerl anziehen.", ich zog eine Augenbraue hoch. „Herr Gmeining, denken Sie nun bitte mal mit dem bisschen Gehirn nach, das Sie noch besitzen. Wie schlaue glauben Sie ist es  so herablassend mit ihrer obersten Chefin zu sprechen?", wollte ich wissen. Er grinste. „Ich hab ne geile Gewerkschaft. Sie können mir gar nichts.", grinste er. Ich lachte leise und kam näher. „Herr Gmeining...", lächelte ich und legte ihm meine Hand auf die Schulter. „Was für ein dummer, dummer, dummer Fehler.", kicherte ich leise. „Ihre Gewerkschaft... die könnte ich sofort zerschlagen, wenn ich wollte. Ich könnte jetzt sofort den Gewerkschaftsleiter anrufen und sagen, er soll es lassen oder ich mache ihm das Leben zur Hölle. Und er würde zittern und sofort würde er die Gewerkschaft zerschlagen. Wissen Sie, wie einfach es ist? Gegen mich stellt sich niemand. Jedenfalls kein kleiner Gewerkschaftler. Sie haben keine Ahnung wie ich spiele. In welcher Liga. Sie sind nichts. Sie sind im Vergleich zu mir eine Zelle. Ein nichts. Sie sind da aber allein oder auch zu hundert nichts wert. Und Ihr ach so toller Gewerkschaftsleiter, der ist so viel Wert wie eine Ameise. Sollte er es wagen mich zu stören, dann zerdrücke ich ihn ohne mit der Wimper zu zucken. Und das weiß er. Und nur, weil ich mich Ihrer Frau gegenüber schuldig fühle brauchen Sie nicht zu glauben, dass dieser Spruch gerade keine Folgen haben wird.", lächelte ich und ging runter. „Kommen Sie! Sonst komme ich zu spät und Gnade Ihnen Gott, wenn ich zu spät komme.", er schluckte hörbar. „J... J... Ja Frau Flexing..."

Der Wagen stoppte vor dem Anwesen des Bundespräsidenten. „Dann viel Spaß, wenn du bei den Anzugheinis bist, Katti. Kennst dich ja aus mit so Anzugfuzis.", lachte er. „Darf dich doch duzen, oder?", grinste er und präsentierte mir damit sein gelbes, lückenhaftes Gebiss. „Nein dürfen Sie nicht. Und ich verspreche Ihnen, dass ich wohl bald meine Schuld bei Jakob abbezahlt habe. Ich rufe mir für die Rückfahrt ein Taxi.", meinte ich und stieg aus bevor ich direkt zum großen Tor ging. Das Auto fuhr weg. „Guten Abend, Frau Flexing. Treten Sie ein. Herr Nitze erwartet Sie bereits.", meinte der Wachmann am Tor. „Sehr gut.", meinte ich und ging weiter.

„Frau Flexing!", noch bevor ich klingeln konnte wurde die Tür aufgerissen und Bundespräsident Daniel Nitze stand vor mir und nahm meine Hand. Ich schüttelte sie. „Es ist mir eine große Freude endlich die Frau kennen zulernen, deren Familie Berlin mit zu solcher Größe verholfen hat. Ich kam ja leider nicht mehr dazu Ihren Vater einzuladen aber ich hörte es sei ein großartiger Mann gewe... es sei ein großartiger Mann. Und Sie sollen ihm ja sehr ähnlich sein. Wie schön Sie zu treffen.", lächelte er und schüttelte mir fast den Arm ab. „Mir ist es ebenso eine große Ehre Sie kennen zulernen, Herr Nitze.", lächelte ich. Er lachte auf. „Das glaube ich, dass es einer jungen Frau eine große Ehre ist einen alten Sack wie mich zu treffen.", lachte er. Ich sah ihn fragend an. Zugegeben den Mann, der für den Tod tausender Unschuldiger verantwortlich war hatte ich mir anders vorgestellt. Aber gut. Bei dem Mist was seine Partei dem Volk erzählt hatte brauchten sie einen charismatischen Anführer, der die Lügen an den Mann brachte. „Aber jetzt kommen Sie rein! Ist ja eiskalt draußen!", lächelte er und führte mich herein. „Darf ich?", lächelte er und ich nickte. Er half mir aus dem Mantel und hängte ihn an die Garderobe. „Kommen Sie! Im Übrigen eine sehr schöne Jacke. Wo haben Sie die her?", wollte er wissen. „Habe ich schneidern lassen. Vom Schneider meines Vaters. Wenn Sie wollen gebe ich Ihnen seine Adresse.", bot ich an. „Das wäre wundervoll. Ich suche schon so lange nach einer Jacke in der Art...", er führte mich in einen großen Saal mit einer Tafel darin. „Setzen Sie sich. Alexander wird uns Gesellschaft leisten. Und Johann ebenso.", lächelte er. „Verzeihung aber... Johann?", fragte ich nach. „Ach Verzeihung... ich halte ihn so gut es geht von den Kameras fern. Johann ist mein Sohn. Er ist nicht viel älter als Sie. Sie sind... 2019 geboren?", wollte er wissen. „2018. Am 5. Februar.", erklärte ich. „Nun dann ist Johann knapp zwei Jahre und drei Monate älter als Sie.", lächelte er. Ich nickte. „Frau Flexing! Gut sehen Sie aus. Haben Sie die Feiertage gut überstanden. Hörte, Sie haben die Feiertage mit Frau Werkers verbracht. Müssen wir uns Sorgen machen? Muss ich die Behörden rufen?", lächelte Alexander Zöllner und lehnte sich an die Wand. Ich lachte auf. „Schön, dass Sie sich so um meine geistige Gesundheit sorgen doch habe ich mich nur gut mit Frau Werkers angefreundet. Mehr nicht. Sie weiß was es heißt sich durchzubeißen. Interessant mit jemanden zu reden, der weiß wovon man spricht.", lächelte ich. „Nun, dass kann ich Ihnen nicht verdenken. Ein Freund von mir ist ebenso. Auf einer Wellenlänge mit mir. Sehr informiert was Politik angeht. Man könnte meinen, er lernt meine Papiere auswendig.", lächelte der Bundespräsident. „Aber nun essen wir.", lächelte er und deutete auf den Tisch. Wo bereits die Gedecke warteten. Wahrscheinlich würde das Essen auch bald kommen. Dass Alexander Zöllner gerade einen Witz darüber gemacht hatte, dass ich vielleicht ein Verhältnis mit Alisa hatte machte mir keine Sorgen. Im Gegenteil. Es war besser als wenn er es nicht bemerken würde. So zog er es ins Lächerliche. Er stichelte und zeigte alles mit Humor. Würde er es ernst betrachten hätten wir ein Problem. Aber so... das war Glück.

Die Fehler die wir machtenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt