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POV Kathrin

„Hey! HEY!", brüllte ich und trommelte gegen die Tür. „Hören Sie!", rief ich. Der Wachmann vor meiner Tür seufzte und riss den kleinen Spalt auf, durch den man Essen schieben konnte. „Was ist denn?", zischte er. „Ich werde hier seit Tagen gefangen gehalten! Ich habe weder einen Anwalt gesehen noch irgendwas mitbekommen! Ich bekomme kaum zu Essen und..." „Wohl immer noch zu viel, wenn du so viel schreien kannst.", brummte er. „Seit wann dürfen Sie mich duzen? Ich bin Kathrin Flexing! Ich bin Leiterin der Firma Flexing für Metallbau! Ich habe bereits oft genug mit Alexander Zöllner gesprochen und war bei Daniel Nitze zum Essen geladen! Ich kenne ihn und seinen Sohn! Fragen Sie ihn er..." „Gut, gut halten Sie doch bitte die Fresse! Wenn Sie's wissen wollen ich weiß auch nicht viel. Ich kann ihnen nur eine Sache sagen.", meinte er. „Oh Gott sei Dank sprechen Sie!", lächelte ich. „Sachsenhausen." „Hä?" „Sie werden in zwei Tagen ins Heilungslager Sachsenhausen gebracht.", erklärte er. „Nein! Das könnt ihr nicht tun! Ihr... ich habe Rechte! Ich..." „Sie haben keine Rechte mehr.", brummte er und schloss es wieder. Ich seufzte. Wollte der mich verarschen? „Wie spät ist es überhaupt? Welcher Tag ist heute? Ihr schaltet das Licht nie aus! Hier ist kein Fenster! Wie lange bin ich schon hi...", weiter kam ich nicht denn das Licht wurde ausgeschaltet. Na großartig...

Zusammengekauert lag ich in der kalten Zelle. Diese Witzbolde hatten die Klimaanlage ganz hochgestellt und die Heizung ausgeschaltet. Ich fror mir hier den Arsch ab! Und zu Essen hatte ich auch lange nichts mehr. Mein Magen knurrte wie wild und mir war schon übel vom Hunger. Und in zwei Tagen würde man mich nach Sachsenhausen bringen... wobei... ich lag hier schon so lange... entweder würden sie mich morgen wegbringen oder in wenigen Stunden... Die Tür wurde aufgerissen und ich zuckte hoch. „Flexing, mitkommen.", knurrte der Wachmann, packte mich am Oberarm und zerrte mich vom Bett. Gerade so konnte ich mich auf die Beine bringen und ihm nachstolpern. „Was geschieht jetzt?", keuchte ich. Ich wollte nicht nach Sachsenhausen! Alles nur das nicht! Nicht in ein Heilungslager! Von mir aus Gefängnis! Saß ich eben für ein Verbrechen, dass ich nicht begangen hatte aber nicht Sachsenhausen! Das Licht, dass im tristen Gang leuchtete, brannte in meinen Augen, da ich die letzten Stunden oder Tagen kein Licht mehr gesehen hatte. „Sie werden jetzt noch einen letzten Gast empfangen.", brummte er während er mich weg zerrte.

Als man mich in den Verhörraum brachte hatte ich nicht mal mehr ein müdes Lächeln für Johann übrig. „Johann Nitze. Was verschafft mir die Ehre?", lächelte ich. „Kathrin... was hast du getan?", wollte er wissen. „Ich habe nichts getan! Johann, hör mir zu! Diese Frau will mir schaden! Sie wurde aus der Firma geschmissen und ist jetzt wohl ziemlich angefressen. Ich bin unschuldig!", erklärte ich. „Verdammt... Kathrin, ich wollte dich eigentlich nur mal ein letztes Mal wieder sehen aber... ich sehe es dir an. Du bist schuldig und gestehst es dir nicht mal selbst ein... aber man wird dir helfen.", meinte er bedauernd und stand auf. „Johann! Geh nicht! Nein! Bleib bei mir! Johann, bitte!", flehte ich ihn an doch ging er einfach weiter. Verdammter Dreck... Er konnte mich doch nicht hier zurücklassen! „JOHANN!", brüllte ich ihm nach. „Wow... Johann ist eigentlich ein rechter Wohltäter. Er nimmt die Kranken in Schutz! Nur Sie behandelt er wie den Abschaum der Sie sind.", brummte mein Wachmann. „Er kann doch nicht..." „Hat er aber. Dann kommen Sie mal wieder mi..." „Jürgen?", die Tür des Verhörraums ging auf und ein anderer Beamter sah rein. „Was? Ich bring sie grade wieder in ihre Zelle. Wann ist der Transporter fertig?", wollte er wissen. „Grundsätzlich ist der schon fertig... sie sollte jetzt ja verladen werden aber... da ist jetzt so ein Kerl hier und...", der Beamte wurde weggestoßen und ein junger Mann stürmte an ihm vorbei. Er hatte schulterlanges, welliges, kastanienbraunes Haar und einen ebensolchen Drei Tage Bart. „Kathi...", keuchte er, riss mich aus dem Griff des Beamten und zog mich in seine Arme. Fest umarmte er mich und ich beschloss einfach mitzumachen und legte auch meine Arme um ihn. Verwirrt musterten uns die Wachen was mir zeigte, dass sie nichts damit zu tun hatten. Es war keine Falle von ihnen. Hoffte ich zumindest. „Kathi ich bin's Jakob! Sag, erinnerst du dich?", wollte er wissen und sah mich an wobei er mein Gesicht in seine Hände nahm. „Natürlich Jakob. Ich sitz hier ja nur in einer Zelle. Da vergesse ich dich doch nicht!", lächelte ich obwohl ich keine Ahnung hatte wer das war. „Gott sei Dank... das hier ist ein riesiges Missverständnis! Aber keine Angst, wir regeln das. Ich liebe dich und lasse es nicht zu, dass sie dich wegsperren mit diesen Kranken.", er zog mich zu sich und presste seine Lippen auf meine. Verwirrt zuckte ich zusammen als seine rauen Lippen meine trafen. Ich schloss die Augen und versuchte nicht zu angespannt zu wirken. Ich versuchte mir einfach vorzustellen dass meine Lippen auf den weichen von Alisa lagen. Doch das war schwer. „Ähm... wer sind Sie?", meldete sich mein Wachmann. Jakob starrte ihn an und hielt mich immer noch in seinen Armen. Er war ein ganzes Stück größer als ich. „Ich bin Jakob Freijung. Kathrin und ich nun... Tut mir leid, Kathi aber ich sag es jetzt. Wir sind ein Paar. Seit gut zwei Jahren jetzt.", erklärte er. Ich starrte ihn an. „Sieh mich nicht so an! Was nützt dieses Geheimnis jetzt noch?", wollte er wissen. „Ist schon okay, Schatz.", lächelte ich und der junge Mann schien zufrieden. „Frau Flexing... Sie haben einen Freund?", wollte der Beamte wissen. „Ja.", lächelte ich und kuschelte mich an meinen vermeintlichen Freund während ich schwitzte wie ein Schwein. Ich war nervös. „Und als ich gelesen habe was meiner Kathi vorgeworfen wird da... da konnte ich nicht mehr still bleiben! Ich kann doch nicht zulassen dass ihr meine geliebte Kathrin bei euch behaltet für ein Verbrechen, dass sie nie begangen hat!", erklärte er. „Mmh... wieso ist eure Beziehung nicht bekannt?", wollte ein Beamter wissen. „Nun... sehen Sie mich an! Ich bin ein Bäcker. Habe gerade 300 Euro auf dem Konto. Kathrin lebt in einer anderen Welt. Für sie sind doch 300 Euro nichts... es würde ihrem Ruf schaden mit einem armen Schlucker wie mir daher zu kommen.", erklärte der junge Mann. Die Beamten nickten. „Nun... das wirft natürlich ein völlig neues Licht auf den Fall... Frau Flexing... ich werde sofort mit dem Richter sprechen und dann sehen wir weiter. Den Transport in die Heilungsanstalt sage ich für heute ab.", erklärte er. „Dann bringt Sie nun ein Kollege wieder in Ihre Zelle und wir reden mit Ihrem Freund.", meinte der Beamte. Ich nickte und ließ mich abführen. Und wenn das jetzt eine List der Beamten war, wäre ich nun eine tote Frau.

Die Fehler die wir machtenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt