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Müde stapfte ich durch den Gang. „Frau Flexing...", ich sah auf. „Ich wünsche Ihnen einen schönen Arbeitstag.", grinste eine junge Frau, wohl neu hier, und reichte mir einen Kaffee. „Danke...", brummte ich und ging weiter. Der Kaffe war nicht mal schlecht und er tat gut. Ich bräuchte mehr solcher Mitarbeiter. Mit einer schnellen Bewegung stieß ich die Flügeltür auf und trat in den großen Raum mit dem langen Tisch. Ich nahm direkt vorne Platz. Alle vom Vorstand und vom Aufsichtsrat waren anwesend. Leider Gottes auch zwei Vertreter der Firma Werkers. Natürlich nicht Alisa. Sondern zwei Männer, die mich eher feindselig musterten. „Guten Morgen.", brummte ich und setzte mich. „Was soll an diesem Morgen gut sein? Die Aktien fallen stetig, Flexing.", knurrte einer der beiden Vertreter der Firma Werkers. „Da bin ich mir selber noch nicht sicher... vielleicht ist er gut, weil wir dieses Problem heute lösen.", lächelte ich gespielt zuversichtlich. „Am Tisch saßen zwanzig Personen. Drei vom Vorstand, vierzehn aus dem Aufsichtsrat, die beiden Vertreter, die mir Alisa geschickt hatte und Glücklicherweise ein junger Mann mit dürrer Statur und blasser Haut, der Gerda Christa ersetzte. Ohne sie, würde mich diese Sitzung deutlich weniger Nerven kostete. „Also... Herr Graumüller, Herr Habenau... beginnen sie.", seufzte ich. Angesprochene standen auf um zum Computer zu gehen. Dort starteten sie die Präsentation. „Guten Morgen, an alle Kollegen und an die Herren von der Firma Werkers. Die fälschliche Festnahme von Frau Flexing hat dem Image der Firma, insbesondere dem Namen Flexing, großen Schaden zugefügt. Darum sind die Aktien nun weit im Wert gefallen. Der Aktuelle Wert einer Aktien beläuft sich auf...", Graumüller spickte auf sein Handy um dort die aktuellste Zahl abzulesen. „Einen Wert von 20,47 Euro. Also... allein in der letzten Stunde ist der Wert wieder um einiges gefallen. Ich und Herr Habenau haben durch die aktuelle Entwicklung feststellen können, dass nach Frau Flexings Freilassung und insbesondere ihres Freispruchs der Fall gebremst wurde. Und weiterhin abbremst. Allerdings stoppt es nicht schnell genug. Wir haben errechnet dass die Firma Flexing pleite geht bevor der Fall komplett beendet sein wird. Und das bereits in...", Herr Graumüller atmete tief durch. Ich schluckte. Er hatte sein ganzes Leben lang erst für meinen Vater dann für mich gearbeitet. Immer in dieser Firma. Die Nachricht würde nicht gut sein. „In zwei Wochen. Aber... aber wir können uns Zeit verschaffen und..." „Zeit wird wohl wenig nützen.", mischte sich nun einer aus der Werkers-Ecke ein. Herr Hansen Karlstätter, wenn ich mich nicht irrte. Er stand auf und stemmte die Hände auf den Tisch. „Frau Flexing, ihre Firma liegt im Sterben! Und Frau Werkers hat nicht vor mit Ihnen unterzugehen!", erklärte er. „Herr Karlstätter, ich habe nicht vor überhaupt unterzugehen. Also. In zwei Wochen wird meine Firma pleite gehen, wenn wir diese Entwicklung nicht stoppen... Wie verschaffen wir uns Zeit?", wollte ich wissen. Die beiden Herren sahen sich an und dann mich. „Indem Sie Ihr Privatvermögen in die Firma stecken, Frau Flexing.", erklärte er. Ich sah ihn verwundert an. „Mein Privatvermögen?" „Es ist die einzige Möglich..." „Ja, Ja... ich würde es tun. Aber... wenn es schief geht stehe ich dann ohne Mittel da... Und wenn ich nun alle Aktien, in denen mein Vermögen liegt, verkaufe... dann komme ich selbstverständlich auf einige Milliarden wobei... ich habe viele Aktien meiner Firma... wohl eher auf mehrere Millionen. Aber... wird es reichen?", wollte ich wissen. Herr Graumüller und Karlstätter sahen sich traurig an. „Nein, Frau Flexing. Wir müssten dafür Mitarbeiter entlassen. Und eine riesige PR-Aktion starten. Um das Image aufzupolieren brauchen wir mehr. Wir schätzen die benötigte Summe auf 17 Milliarden Euro.", erklärte Graumüller. Ich rieb mir über die Augen. Was konnte ich tun? Ich sah auf. „Dann entlassen wir Mitarbeiter.", brummte ich. „H... Ha... Halt! Nein! Ähm... das können Sie nicht tun!", stotterte nun der Jüngling, der Gerda Christa vertrat. Ich sah ihn böse an und er zog den Kopf ein. Ich stand auf, um den Effekt zu verstärken und suchte seinen Augenkontakt, den er immer wieder unterbrach. „Was war das?" „Ähm... S... Sie dürfen keine Mitarbeiter entlassen... die Gewerkschaft...", stotterte er. Nun wurde ich wütend und funkelte ihn böse an. „Ich scheiße auf eure Gewerkschaft!", brüllte ich ihn an, so laut ich konnte. Das machte mich wütend! Ich fütterte dieses Pack durch! Viele, die Lügen über mich verbreitet hatten, obwohl ich sie durchgefüttert hatte. „Wie viele der Mitarbeiter haben der Behörde recht gegeben als man mich festnahm? Wie viele von euch sind aufgestanden als ich in Schwierigkeiten war? Es ist auch eure Schuld, dass ich nun so dastehe!", brüllte ich. Die Augen des Jungen erröteten. Bald würde er wie ein kleines Baby flennen. „Und wehe du wagst es noch einmal uns zu unterbrechen! Verstehst du es nicht? Wenn ich es nicht tue, dann verliert ihr ALLE euren Job! Nicht nur ich! Nein! Auch du, Kleiner, du als aller erstes!", brüllte ich und Tränen rannen über sein Gesicht. War er noch nie angebrüllt worden? „J... Ja.... Frau Flexing...", wimmerte er. Ich atmete hörbar aus. „Gut...", knurrte ich und setzte mich. Meine Standpauke und vor allem mein Ton hatten Eindruck hinterlassen. Sicher hatte man mich durch das halbe Gebäude gehört. Und ebenso die Vertreter der Firma Werkers sahen mich panisch an. An die wand ich mich nun. „Und Sie beide... Frau Werkers soll mir helfen! Sie soll mir einen Kredit gewähren und..." „Nein! Das können wir nicht entscheiden!", unterbrach mich der eine. Ich funkelte ihn wütend an. Mittlerweile war ich auf 180. „Gut...", ich packte meine Jacke. „Frau Flexing... wo gehen Sie hin?", wollte Herr Graumüller wissen. „Ich fahre jetzt nach Köln und frage Frau Werkers persönlich! Und wehe, sie lässt mich im Stich!", knurrte ich und stürmte hinaus. Kaum war die Tür offen sah ich meine ganzen Mitarbeiter die verwirrt und ängstlich von ihren Computern hervor sahen. „Weiter arbeiten! Wir haben keine Zeit und auch kein Geld um euch für nichts zu beschäftigen!", brüllte ich und stürmte hinaus.

Die Fehler die wir machtenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt