Innere Unruhe

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Wie gewonnen, so zeronnen, Shû.

Ich streichele dem blonden sanft über die Schulter.
Ja, er sollte es sich zweimal überlegen, mich ins Wasser fallen zu lassen.
"Das kriegst du zurück...", murmelt Shû, der anscheinend doch wach ist.
"Du hättest mich eben nicht fallen lassen dürfen.", jetzt streichele ich sanft über seine Wange.
Shû hält meine Hand fest und sieht mich mit seinen müden Augen an.
"Ich hätte dich doch aufgefangen..."
"Jetzt zieh nicht so ein Gesicht; ich bin hier die wasserscheue Katze."
"Meine wasserscheue Katze.", er ignoriert den ersten Teil des Satzes gekonnt.

Es war kalt. Fröstelnd wollte ich mir die Decke bis zum Kinn ziehen, was mir aber nicht gelang, denn da war keine Decke mehr.
Kein Bett, keine Kissen und keine warme Decke.
》Wo, zum Henker, bin ich hier?《
Langsam stehe ich auf.
Hier war es nicht nur verdammt kalt, sondern auch stockduster.
Und überhaupt, wo war Shû?
Ich bin mir sicher, an seiner Seite eingeschlafen zu sein.
Die Dunkelheit macht mich blind und so kommt es das ich mit ausgestreckten Armen durch die Gegend laufe.
"Wo bin ich hier nur gelandet...?", murmele ich leise zu mir selbst.
"Du bist es nicht.", höre ich eine unbekannte Stimme hinter mir und drehe mich ruckartig um.
"Pah... dabei waren wir schon so nah dran.", eine weitere Stimme, unsicher weiche ich ein paar Schritte zurück.
"Dann war es doch die andere~." Eine dritte Stimme. Aber wo waren die Leute, zu denen sie gehörten?
"Wer seid ihr?", frage ich mit belegter Stimme in die Dunkelheit, welche mich unnachlässig umhüllt.
"Oh... sie hat uns... bemerkt...", noch jemand.
"Solange nur sie uns bemerkt hat, sollte es keine Probleme geben. Hoffen wir, das die anderen nichts mitgekriegt haben.", die erste Stimme.
"Wer seid ihr?! Und wo versteckt ihr euch?!", rufe ich nun, doch die Antwort blieb aus. Stattdessen löste sich der Boden unter meinen Füßen auf und ich fiel.
Fiel ins schwarze Nichts.
Doch da schien ein Licht zu sein. Unweigerlich stürzte ich darauf zu.

Während meines Falls ins Licht hatte ich die Augen geschlossen, doch nun öffnete ich sie wieder, da nichts geschah.
"Was ist denn jetzt los?", murmele ich und sehe mich verwundert um.
Ich befinde mich in einem großen Raum, der von schwachem Licht unzureichend beleuchtet wurde. Das Licht kam von den tanzenden Flammen des Kamins, vor dem mit gewissem Abstand zwei bequem aussehende Sessel standen.
Wiedermal sitze ich am Boden und stelle mich hin. Wenigstens war es hier nicht so duster, aber ich hatte noch immer keinen blassen Schimmer, wo ich überhaupt war.
Langsam gehe ich näher zu dem Kamin um mich zu wärmen. Ich sehe auf meine nackten Füße hinunter, ich hätte schwören können, dass sie bereits zu Eisklötzen mutiert waren...
Ich seuftze tief und empfing dankend die Wärme des Feuers.
Hinter mir wurde eine Tür geöffnet, was ich an dem leisen Knarren des Türflügels erkannte.
Muss ein ziemlich riesiges Haus sein, wenn es Türflügel gibt.
Ich höre Stimmen und sehe mich panisch nach einem geeigneten Versteck um.
Ach Mist, wo, zum Teufel, sind die guten Verstecke, wenn man sie mal brauchte?
In der Eile beschloss ich einfach mich schnell hinter einem der Sessel zu verstecken.
So würde man mich nicht bemerken. Zumindest nicht sofort.
Ich spürte, wie sich jemand in den Sessel setzte hinter dem ich mich verbarg.
"Nun, Sie sind gewilligt, um ihre Hand anzuhalten?", diese Stimme kam mir bekannt vor.
"Gewiss."
"Sie ist eine Abtrünnige. Sie hat sich gegen uns entschieden."
"So könnten wir aber endlich für Frieden sorgen.", die zweite Stimme ist mir nicht bekannt. Naja, war immerhin nicht die erste unbekannte Stimme.
Aber zu wem gehört die Stimme, die mir so bekannt vorkommt?
Ich wollte mich in meinem Versteck nicht bewegen, einfach um das Risiko, entdeckt zu werden, zu vermindern.
》Verdammte Axt, wer ist das?!《, ich krame in meinem Gedächtnis, doch die Antwort blieb mir verschwiegen.
Schon wieder.
"Das stimmt. Und das wäre Vorteilhaft für unserer beider Völker."
》Völker?《
"Wahrhaftig ein Ehrenhafter Mann, der Sie sind.", lobte die Unbekannte Stimme.
"Also steht es fest?"
"Absolut."
"Gut. Dann findet die Vereinigung unserer Clans in zwei Wochen statt."
》Clans?《 Ein Schauer lief mir den Rücken runter und ich begann zu verstehen.
"Gut, möge der Clan der Katzen und Hunde in Zukunft friedlich miteinander Zusammenleben."
"So sei es!", stimmt die unbekannte Stimme zu.
Ich saß nur starr und zusammengekauert hinter dem Sessel.
Mein Vater hatte mich gerade Verlobt.
Mit einem Hund.
Das konnte doch nur ein Alptraum sein...
Unterhalb meines Nacken verspüre ich einen starken, stechenden Schmerz.
Das Tattoo...
Nein...
Die Schmerzen wurden so unerträglich, das ich anfing zu schreien.
Ich kniff die Augen zusammen und meine Fingernägel bohrten sich tief in mein Fleisch, an der Stelle, an der das Tattoo wie Feuer brannte.

Ruckartig setze ich mich auf, schweißgebadet sitze ich kerzengerade in meinem Bett.
Das einzige was ich hörte, war mein viel zu schneller Herzschlag und Shû's genervtes Aufstöhnen.
Noch immer die Panik auf der Stirn geschrieben, drehe ich meinen Kopf langsam zu Shû und sehe den blonden an.
Der Vampir erwidert meinen Blick gereizt.
Ach ja... als Shû eingeschlafen war, hatte er seinen Kopf in meine Halsbeuge gebettet und da ich jetzt so aufgeschreckt war, musste ich ihn wohl sehr unsanft von mir runter und aus seinen Träumen gerissen haben.
Der Schweiß lief mir das Gesicht herab und mein Atem ging unregelmäßig und stoßweise.
Erst jetzt schien der Blonde Vampir bemerkt zu haben, das etwas nicht stimmt und er setzt sich ebenfalls auf.
Mein Blick war schon wieder auf die Decke gesenkt. Eine Hand hatte ich an meine Brust direkt über dem Herzen gelegt.
Ich hoffte, dass das nur ein Traum und keine Vision oder sowas ähnliches war.
"Ai, was ist los?", Shû hatte einen Arm um mich gelegt und mich zu sich gezogen.
Ich antwortete nicht, stattdessen beginnt mein Körper leicht, jedoch unkontrolliert, zu zittern und mir steigen langsam Tränen in die Augen.
"Du blutest ja...", überrascht und besorgt sah Shû von seiner Hand, an der mein Blut klebte, zu mir.
Mehr erschrocken als überrascht sehe ich auf seine Hand und fahre dann mit meiner eigenen meinen Hals entlang, hinter zum Nacken und etwas weiter runter.
Ich spürte die warme, dickflüssige Flüssigkeit an meinen kalten Fingern und zog meine Hand schnell weg.
Nun bahnten sich die Tränen ihren Weg an meinen Wangen hinab.
Es war kein Traum.
Es war eine verdammte Vision gewesen...

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Hallu,
Erstmal ein großes GOMENE das ihr so lange auf dieses Kapitel warten musstet 😢😢
Ich hatte viel zu tun und bin leider nicht zum schreiben gekommen. 🙇

Hoffe, euch hat das Kapitel wieder gefallen :)
Bis zum nächsten Kapitel c:
Eure _Sylfaen_

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