Ein Problem jagt das Nächste

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Es war kein Traum.
Es war eine verdammte Vision gewesen...

"Ist das zu eng?", fragt Shû, nachdem er den Verband um meinen Hals fixiert und zugeknotet hat.
"Nein... es geht..."
Ich hatte seit jener Vision nicht mehr geredet oder zumindest nur das nötigste.

Wenig später sitzen Shû, seine Brüder, Yui und ich in der Limosine.
Ich lehne meinen Kopf an Shû's Schulter, nicht gewilligt auch nur einen Ton zu reden.
Das blonde Mädchen sieht mich an, aber meine Stimmung war so tief im Keller, das ich mich nichtmal darüber aufregen wollte.
Bald wird etwas passieren.
Etwas, was ich nicht will.
Gedankenverloren starre ich Löcher in die Luft.
Shû atmet tief ein.
Ich hatte dem Vampir nichts von meinen Visionen erzählt. Auch wenn ihn die erste Vision durchaus etwas anging.

"So etwas schon am Morgen. Das ist beschämend.", der schwarzhaarige Brillenträger schob seine Brille etwas hoch und beäugte Raito, Kanato und Ayato mit scharfem Blick.
"Man, gerade als es lustig wurde." Ayato schließt die Augen und lehnt sich zurück. "Genau... wer gibt dir das Recht uns zu stören...?" nuschelt Kanato seinem Teddy entgegen, aber die Worte waren eindeutig an Reiji gerichtet.
"Du hättest dich uns anschließen sollen, Reiji.", der Hutträger schielt zu seinem älteren Halbbruder rüber.
Was hatten die drei nur schon wieder angestellt?
"Schon allein der Gedanke, wie Bitch-chan sich vor Qualen windet erregt mich.", fuhr Raito mit einem leichten Stöhnen in der Stimme fort.
"Perversling.", knurrt der Jüngste leise und sieht Raito missbilligend an.
"Seid doch mal leise. Ihr ruiniert meine Musik.", sagte Shû mit geschlossenen Augen und verschränkten Armen.
Offenbar hatte mein Verhalten ihn beeinflusst, denn er war heute genervter als sonst.
Ich schiele kurz zu ihm hoch, bevor ich meinen Blick wieder senke und einen tonlosen Seuftzer ausstoße.
Vorwurfsvoll sieht Reiji zu seinem älteren Bruder, "Du wirst dich niemals ändern."
"Seid doch mal ehrlicher.",wechselt Raito grinsend das Thema.
Jedoch wurde der Themawechsel nur mit einem genervten "Klappe!" von Subaru und einem wütenden "Seid doch mal still!" von Kanato kommentiert.
Mein Blick wandert zu Ayato, der sich nun zu Yui beugte und versuchte ihr Blut zu trinken, doch wurde er abermals von Reiji unterbrochen. Der Rothaarige reagierte darauf wie ein bockiges Kleinkind, nunja, wie man es von Ayato eben gewöhnt war, wenn er nicht das bekam, was er wollte.
Natürlich ging dieses Verhalten dem Tsundere gewaltig auf die Nerven und er warf Ayato nur ein genervtes "Sei still." an den Kopf, was der Rothaarige kampflustig aufnahm und ein gereiztes "Wie war das?" zurückschleuderte.
Es war jedes Mal ein Drama, mit ihnen zur Schule zu fahren; dagegen sah Shakespears "Romeo und Julia" ziemlich alt aus.
"Wir sitzen momentan in einem sehr engen Auto, also beruhig dich etwas, Ayato.", ergreift nun der Hutträger überraschend sachlich das Wort.
Doch auch hierrauf reagiert der jüngere alles andere als gelassen, "Ich mache, was ich will!"
》Bissig wie immer.《
Allerdings war Kanato keine Spur besser, den nun beschuldigt er das blonde Menschenmädchen an all dem schuld zu sein.
Womit er gar nicht mal so unrecht hatte. Seit sie hier ist, gibt es nur Stress und Ärger.
Mein Tattoo versetzte mir einen schmerzhaften Stich und ich zuckte.
Mit der Hand die schmerzende Stelle reibend sehe ich mich um.
》Hier stimmt was nicht...《
Dieses Gefühl schien auch Reiji zu haben, den dieser hob seinen Blick wie von der Tarantel gestochen.
Kurz darauf schwenkte die Limosine auf der Straße nach links, bevor sie sich überschlägt und gegen einen Baum kracht...

Schwarzer Rauch steigt in den nächtlichen Himmel auf und das brennende Auto gibt eine schon fast unangenehme Hitze ab.
Ich liege in Shû's Armen und starre auf das brennende Gefährt.
"Was war das?", knurrt Ayato.
Da gebe ich ihm recht, was zum Teufel war das?
"Bist du okay?", Shû sieht mich an und ich nicke, "Ja, danke."
Langsam lässt Shû mich runter und legt dann seine Hände auf meine Schultern.
"Was ist passiert? Ein Unfall?"
》Gut aufgepasst, Prinzessin. Aber ich denke nicht das es ein Unfall war.《, ich schiele unauffällig zu Yui, die zu der brennenden Limosine sieht.
"Mach dich nicht lächerlich."
Reiji hatte soeben meinen Glauben an die Rasse der Vampire gerettet.
"Sieht aus, als wäre es kein Unfall gewesen.", bestätigt Shû.
"Was war es dann?", der lilahaarige drückt seinen Teddy an sich.
Im Augenwinkel sehe ich, wie Raito den Blick hebt und sich ein leichtes grinsen auf seine Lippen schleicht, "Vielleicht waren die es?"
Wir alle folgen Raito's Blick.
Auf einer Anhöhung standen vier Personen, die uns beobachten.
"Wer seid ihr?", wollte Ayato von den Fremden wissen.
Wie zu erwarten war antworteten sie ihm nicht.
Ich konnte erkennen das einer von ihnen den Mund bewegte, also hatte er auf alle Fälle etwas gesagt.
Ein zweites Mal bewegte er den Mund und kurz darauf gibt Yui einen leisen, erschrockenen Laut von sich.
Also hatte es wieder mit ihr zu tun.
Ich sag ja, sie macht nur Ärger.
Eine Ansicht, die ich mit Shû, Subaru und Überraschenderweise auch Reiji teilte.
Dann verschwanden die vier spurlos.
"Wer war das?", fragt Yui zaghaft.
"Ihr Geruch...", der Satz des sauer dreinblickende Kanato's wurde von Subaru beendet, "Sie stinken."
"Sieht aus, als wären sie wie wir.", meint Raito, noch immer den Punkt fixierend an dem die vier Unbekannten gerade noch standen.
"Du meinst...", setzte Yui an und wurde je von Reiji unterbrochen, "Egal. Sie scheinen aber keine Reinblüter zu sein."
"Das könnte nervig werden.", ich höre Shû leise, aber genervt seuftzen.
"Ah, also eine Kriegserklärung.", Ayato grinst und ich sehe ihn an,
》Da hast du aber schnell geschalten.《
"Das könnte interessant werden.", Ayato schien es jedenfalls zu amüsieren.
"Tickt der noch ganz richtig...?", nuschele ich zu mir selbst, Shû verstärkt seinen Griff um meine Schulter, als ich zu ihm hochsehe grinst er mich nur bestätigend an.

Seit dem Unfall konnte ich mich auf nichts anderes mehr konzentrieren.
Die Vision, in der ich die vier Stimmen gehört hatte und dann kurz darauf tauchen vier Unbekannte auf und sind hinter dem Mädchen her.
Das waren ein paar unglückliche Zufälle zu viel.
Ich schaue aus dem Fenster, an dem ich lehne.
Und es wird nicht der letzte dieser seltsamen Zufälle sein.

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Wow, schon ein neues Kapitel.
Ich hatte heute richtig Motivation und konnte euch sogleich ein neues Kapitel liefern ;*

Bis zum nächsten Kapitel :)
Eure _Sylfaen_

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