Auf zur Party

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"Hm... mal überlegen."
Eine Zeit lang war nur das Rauschen der Wellen zu hören.

"Genug gefaulenzt."
Shû murmelt etwas unverständliches vor sich hin und versucht seine Kopfhörer von mir zurückzuergattern, da ich ihm diese gerade aus den Ohren gezogen hatte.
Schon seit etwa fünf Tagen gammelt der blonde Vampir in diesem Haus vor sich hin und ich finde, dass er langsam mal etwas frische Luft vertragen könnte. Während Shû hier mittlerweile seinen Stammplatz an der Schiebetür hat, bin ich immer mal ein wenig durch den Ort gegangen. Okay, damit konnte ich jetzt nicht mehr sagen, das Shû mal an die frische Luft müsse; immerhin lehnte er an einer geöffneten Schiebetür. Aber es mangelt ihm auf jeden Fall an Bewegung.
"Gib sie mir zurück..."
"Nuuuur, wenn du mit mir dahin gehst." In meiner anderen Hand hielt ich einen Flyer, den ich gestern aus einem nahegelegenen, kleinen Einkaufszentrum mitgenommen hatte und hielt Shû diesen vor die Nase.
Er nahm den Flyer und überflog ihn kurz, bevor er mich wieder ansah.

Shû's Sicht

"Eine Strandparty?"
Meint sie das wirklich ernst?
"Mhm!" Sie nickt einmal kräftig und sieht mich durch ihre großen Augen begeistert an.
"Ich bin noch nie auf einer Party gewesen und würde gerne hingehen.", sagt sie, als ich keine Antwort gegeben habe.
Sie soll mich nicht so ansehen. Wie soll ich ihr denn widerstehen, wenn sie mich so ansieht. Ich muss einen kühlen Kopf bewahren, immerhin bin ich der Mann in diesem Haus. Ich spürte, wie mir das Blut ein wenig in den Kopf schoss, als ich mich leicht von ihr abwende, damit ich abwägen konnte, was ich auf diese Bitte antworten konnte. Doch ich kam mit meinen Überlegungen nicht weit; spätestens als sie ihre Hand auf meine legte, sah ich sie ganz automatisch wieder an.
Mit einem hauchzarten Rosa auf den Wangen sieht sie mich unbeirrt an und umfasst meine Hand.
》Sieh mich nicht so an, Mädchen!《
"Ich möchte gerne mit dir zusammen hingehen."
Ich seuftze geschlagen, "Na gut."
Ohne ein Wort zu sagen schlang die Kleinere ihre Arme um meinen Hals und flüsterte ein leises "Danke" in mein Ohr.

Ai's Sicht

"Wann ist diese Strand-Party eigentlich?", fragt Shû als wir am Strand entlang spazieren.
"Morgen Abend.", ich schließe die kleine Lücke zwischen uns, schlinge meine Arme um seinen Oberarm und sehe ihn an, "Und du hast versprochen mitzukommen. Du kannst dich also nicht rausreden."
"Ist ja gut. Hatte ich nicht vor...", nuschelt er, "Und wo?"
"Nicht so weit weg."
"Wie aussagekräftig."
Ich piekse ihn in die Seite und der Blonde zuckt zusammen.
"Was sollte das denn?"
"Du klingst wie ein bockiges Kind~."
"Ich darf das."
Meine Hände gleiten an seinem Arm nach unten und ich umschließe seine Hand mit meiner. Shû drückt meine Hand leicht und zaubert mir schon allein dadurch ein Lächeln auf die Lippen.

Am Abend saß ich mit ausgestreckten Beinen vor der geöffneten Schiebetür und schaute der glutroten Sonne dabei zu, wie sie langsam im Meer versank. Neben mir am Türrahmen gelehnt, Shû. Er hat mich nicht aus den Augen gelassen, seit ich ihm von der Strand-Party erzählt hatte... naja, so ganz stimmt das nicht. Jetzt gerade schläft er ... glaub ich. Aber er ist die ganze Zeit in meiner Nähe. Ich betrachte sein Gesicht, während die Sonne seine linke Gesichtshälfte in ein warmes Orange färbt.
"Hab ich was im Gesicht?"
Ich zucke zusammen. Woher weiß er, das ich ihn ansehe? Er hat seine Augen doch geschlossen; oder starre ich und er spürt meinen Blick?
"Nein, hast du nicht!", schnell wende ich mich wieder dem Horizont zu. Jetzt war die Sonne komplett verschwunden und am Himmel leuchten schon ein paar Sterne.
"Du wirst morgen Abend nicht von meiner Seite weichen."
Ein angenehmer Schauer überrennt mich, als ich seine Stimme an meinen Ohr höre. Ich nicke und der Vampir legt einen Arm um mich.

Je näher wir der Strandbar und der lauten Musik kamen, desto fester wurde Shûs Griff um meine Hand. Eigentlich braucht er sich keine Gedanken zu machen, ich werde schon nicht zu weit von ihm weggehen und wir müssen ja auch nicht ewig bleiben. Ich wollte einfach nur sehen, was Andere in meinem Alter so in den Sommerferien machen. Tatsächlich waren viele Gleichaltrige hier, einige allein, in Begleitung und in kleineren oder größeren Gruppen.
"Ganz schön viel los hier."
Der Vampir gibt nur ein zustimmendes Brummen von sich und hüllt sich danach weiter in resignierendes Schweigen.
Einige der Menschen wippten leicht mit der Musik, andere standen verteilt am Strand und tranken etwas, was ziemlich bunt aussah.
"Das sind Cocktails.", sagt Shû, der meinem Blick gefolgt war.
"Klingt fruchtig."
"Hm. Da ist Alkohol drin. Aber da du erst im Herbst Volljährig wirst, kannst du dir das sowieso abschminken."
"Ist ja gut...", entgegne ich schmollend.
》Er betrachtet mich immer noch als Kind.《
Wir liefen unter leuchtenden Girlanden durch, gingen durch dieses Gewusel von Menschen hindurch, bis wir eine hölzerne Plattform erreichten und uns an einen der runden Tische stellten.
Ich lasse meinen Blick mehrfach über den Platz schweifen. Das ist total aufregend!
Shû's Blick lag auf mir, nachdem er sich ebenfalls umgesehen hatte.
"War es das wert, herzukommen?"
Ich nicke, "Ja, war es!"
"Du willst länger bleiben, oder?"
"Mh-hm."
Auf seinen Lippen zeichnet sich ein sanftes Lächeln ab und als ich ihn ansehe, bemerke ich den ebenso sanften und gleichzeitig liebevollen Ausdruck in seinen sonst so müden Augen.
"Danke, das du mit mir hergekommen bist.", bedanke ich mich und lege meine Arme um ihn, drücke ihn sanft an mich. Der Blonde streichelt mir sanft über den Kopf.
"Ich würde alles für dich tun.", flüstert er in mein Ohr.
"Ich weiß. Und dafür bin ich dir wirklich dankbar." Lächelnd schmiege ich mich an ihn.
Eine Weile hörten wir der Musik und dem Stimmen-wirr-warr der Leute zu, bis Shû meinte, er würde uns was zu trinken holen.

Shû's Sicht

Sie zog wieder einen Schmollmund, als sie sich erinnerte das sie keins dieser 'bunten Getränke' bekommen würde.
Wahrscheinlich werde ich das nicht konsequent durchziehen können, wenn sie mich wieder mit großen Augen ansieht...
Nachdem ich die beiden bestellten Getränke in den Händen halte, gehe ich zurück und bemerke sofort den schwarzhaarigen Sterblichen, der mein Kätzchen bedrängt und laufe unbewusst schneller.
Ai hatte die Hände abwehrend gehoben, doch der Typ rutscht ihr trotzdem immer näher auf den Pelz.
Mit einen lauten Poltern finden die beiden Gläser auf dem Tisch ihren Platz und der Schwarzhaarige zuckt leicht zusammen. Ein erleichterter Ausdruck liegt in ihren Augen, als Ai mich sieht.
"Du hast hier nichts verloren.", sage ich und packe den Sterblichen fest an der Schulter, der sich erst daraufhin zu mir umdreht.
"Was willst du de-"
"Verzieh dich.", knurre ich tief und verstärke den Druck auf seine Schulter.
Mürrisch zog er sich zurück und verschwand dann irgendwann in der Menge und ich verlor ihn aus den Augen.
"Ich hab ihm gesagt, das er gehen soll, aber er wollte nicht.", erzählt Ai, nachdem ich ihr das Getränk zugeschoben hatte, mit schuldbewusstem Ton in der Stimme.
Und genau deshalb, darf ich sie nicht aus den Augen lassen.
Sie geht zu naiv mit den Menschen um, deshalb muss ich sie beschützen.

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Hallu, meine Cookies.

Zu allererst möchte ich für das wirklich enorm verspätete Kapitel entschuldigen. Dieses Kapitel ist ein Wunschkapitel gewesen und ich hoffe, das es den Anforderungen der Leserin, die es sich gewünscht hat, gerecht wird und das sie die Entschuldigung annimmt.
Ich bin mit meinen Kapiteln immer sehr... perfektionistisch, deshalb hat es sich so
dermaßen in die Länge gezogen.

Also, ein großes Gomene
und ein großes Danke an alle, die meine Kapitel lesen.

Ich hoffe, das Kapitel hat euch gefallen und wir sehen uns im nächsten Kapitel!

Eure _Sylfaen_

Dance with the starsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt