Unterwegs mit Béll

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Shû legt einen Arm um mich und platziert seine Hand an meiner Taille, dann zieht er mich sanft an sich und küsst mich.
Für ein paar Sekunden war ich überrascht, doch dann erwidere ich den Kuss.

In den Momenten, wenn sich unsere Lippen berühren, wird mir immer wieder klar, wie überbewertet Luft doch ist.
Nach einem langen, leidenschaftlichen Kuss, löst Shû seine Lippen widerwillig von meinen.
Doch wir trennen uns keinen Zentimeter voneinander, sondern bleiben so nah beieinander stehen.
"Pass auf dich auf.", raunt der Vampir in mein Ohr, bevor er vorwurfsvoll zu Béll schaut, "Besonders, wenn du mit der da unterwegs bist."
Ich lächele zustimmend.
Zufrieden lässt Shû mich los und ich sehe Béll an, doch diese scheint gerade in einer komplett anderen Welt zu sein.
Shû stupst mich sanft mit dem Ellenbogen an, "Jetzt hättest du noch die Chance zu fliehen."
In diesem Moment sog Béll scharf Luft ein, "Wie süüüß.", quitscht sie.

"Wie liebevoll er dich geküsst hat!", die Spanierin schwärmt die ganze Zeit von unserem Kuss, während wir zusammen durch die Shopping Mall schlendern.
"Ach Béll...", ich muss versuchen, sie irgendwie zu beruhigen.
"So viele Gefühle zeigt er sonst nie!", doch Béll plappert ununterbrochen weiter.
Sie scheint einen bestimmten Laden im Kopf zu haben, denn sie ging zielstrebig an allen anderen Geschäften vorbei.
Plötzlich bleibt sie vor einem Laden stehen.
Ich sehe in das Schaufenster und mir steigt augenblicklich Farbe ins Gesicht.
"Nein.", sage ich bestimmt und bleibe widerstrebend an Ort und Stelle stehen, als Béll versucht mich in das Geschäft zu ziehen.
"Warum denn nicht?", grinst Béll.
"Ich geh da nicht rein.", kopfschüttelnd bleibe ich, wo ich bin.
"Shû wird Augen machen, wenn er dich in sowas sieht.", versucht mich die Rothaarige zu überzeugen, doch ihr Grinsen trägt nur dazu bei, dass ich so weit wie möglich von diesem Geschäft weg wollte.
"Na los, überrasch ihn mal."
"Ich... äh... weiß nicht, ob er auf sowas steht.", ich deute in das Schaufenster.
"Natürlich tut er das! Er ist ein Mann."
"Aber wenn ich das trage, dann... ich... das ist mir..."
"Das muss dir überhaupt nicht peinlich sein.", sie zieht mich näher an sich, "Und ich würde dir raten, mit mir da rein zu gehen. Sonst wird Raito dich hier reinschleppen."
"Ihr steckt also doch alle unter einer Decke?!"
"Was dachtest du denn?", unschuldig grinst sie mich an.
Jetzt musste ich mich, Wohl oder Übel, geschlagen geben.
"Und wenn mir keins gefällt?"
"Hohoho Schätzchen, es wird etwas geben. Die haben alles!", mit diesen Worten zieht sie mich in das Geschäft.

An Kleiderbügeln hingen sie in Massen. In allen Größen, Formen, Farben und Stoffen... oder weniger Stoff.
Ja. Béll hatte mich in ein Dessous- Geschäft geschleift.
"Du musst die Schlaftablette mal ein bisschen anheizen.", grinst Béll als ich meinen Blick über die verschiedenen Dessous wandern lasse.
Ich überhöre diesen Kommentar einfach und sehe mich weiter um.
"Glaub mir, es wird ihm gefallen, wenn du mal zum bösen Mädchen wirst."
Sie ließ einfach nicht locker. Grimmig ziehe ich die Augenbrauen zusammen.
"Was hälst du von diesem hier?", fragt Béll.
Ich sehe auf den Kleiderbügel, den sie in der Hand hält.
"Béll!!"
Sie grinst lüstern. Das, was da sie da in den Händen hielt, war ein Hauch von Stoff. Nie im Leben werde ich das anziehen! Nie!

Nach einer gefühlten Ewigkeit verlassen wir das Geschäft wieder.
Béll war zufrieden und ich um ein Kleidungsstück reicher... obwohl ich das Teil nicht als Kleidungsstück bezeichnen möchte...
"Na das lief doch Prima.", lächelt die Rothaarige zufrieden.
"Nie. Wieder.", seuftze ich.
"War's so schlimm?", sie kennt meine Antwort bereits. Und doch ließ mich das Gefühl nicht los, das sie sich irgendwie über mich lustig machte.
Etwas grimmig sehe ich sie an, doch sie grinst unbeirrt weiter.
"Komm, wir kaufen uns ein Eis!", schon zieht sie mich in die Richtung eines Café's, welches auch Eis verkauft.
Wenig später sitzen wir mit unserem Eis auf einer Bank.
"Du, Aa-chan?"
"Hm?"
"Was bist du denn nun eigentlich?", fragt sie und wendet sich ihrer langsam aber sicher schmelzenden Eiskugel zu.
"Ich weiß es selbst nicht so genau... und ich hab auch keine Ahnung, wie ich dir das erklären soll."
"Erklär's mir einfach so, wie du es Shû erklären würdest."
"Ich muss es ihm nicht mehr erklären. Er weiß es bereits und hat mich in allen Zuständen live erlebt.", erwiedere ich und knabbere an der Waffel.
"Er weiß es schon?", sie sieht mich überrascht an.
"Ja. Selbst, wenn ich es geheim halten wollte, so hätte er es früher oder später sowieso erfahren..."
Genau wie Reiji, als ich mich damals vor ihm von dem Kätzchen in meine menschliche Gestalt verwandelt hatte. Sein unbezahlbarer Gesichtsausdruck war mir noch immer im Gedächtnis geblieben; einfach unvergesslich.
"Dann will ich es jetzt aber auch wissen!"
Ich gebe mich geschlagen.
"Wie gesagt, ich weiß es nicht genau.", ich hole tief Luft, "Ich bin auf jeden Fall eine Katze, das zeigt sich besonders an meiner Natur. Ebenso bin ich ein Vampir, was an meiner übernatürlichen Kraft zu erkennen ist; allerdings habe ich keine Ahnung, wie diese Vampirseite in meine Gene gerutscht ist...", den letzten Satzteil nuschele ich leise.
"Katze und Vampir in einem?", fragt Béll erstaunt.
Ich nicke kurz, "Aber das war noch nicht alles. Anscheinend steckt auch ein Mensch in mir, denn für einen Vampir habe ich zu viele Gefühle. Und dann ist da noch...", ich reibe mit meinen Fingern über das Tattoo in meinem Nacken.
"Was ist da noch?", fragt die Rothaarige neugierig und versucht meinen Blick zu fangen, welchen ich auf den Boden gerichtet habe.
"Ein Dämon.", flüstere ich, "Und den will ich so schnell wie möglich loswerden."

"Wir sind wieder daaahaaaaa!", flötet Béll, als wir wieder am Strand sind und vor Shû stehen.
"... Nicht zu überhören.", murmelt Shû.
Eine sanfte Musik erklingt und Béll kramt hektisch in ihrer Tasche, dann zieht sie ein Handy raus, "Oh, eine Kundin von mir.", sie lächelt entschuldigend und entfernt sich ein paar Schritte von uns, nachdem sie das Gespräch angenommen hat.
"Und, wie war's?"
"Die Hölle.", seuftze ich erschöpft.
"Wart ihr shoppen?"
"Erinnere mich nicht daran."
Ich setze mich auf das Handtuch, welches noch immer neben dem von Shû im Sand audgebreitet ist.
"Hast du was gekauft?", fragt Shû.
Ich werde sofort rot und antworte nicht; das war vielleicht ein Fehler.
"Was ist es?", fragt er weiter.
"Ich... habe nichts gekauft.", erwidere ich und versuche möglichst normal zu klingen.
"Ich will dich darin sehen."
Erst als ich zu Shû sehe, bemerke ich, das er mich auch ansieht.
"I-Ich hab ni-"
"Du wirst sie noch früh genug darin sehen~.", säuselt Béll. Sie hatte ihr Gespräch anscheinend beendet.
"Du weißt also, was sie gekauft hat?"
"Natürlich weiß ich das.", grinst die Rothaarige.
"Wie sieht sie darin aus?"
"Großartig!", sagt Béll begeistert.
"Könntet ihr bitte aufhören, darüber zu reden?", frage ich und sehe Shû und Béll der Reihe nach an.
"Wie du willst.", die Spanierin zuckt mit den Schultern.

"Ich muss dann mal wieder los.", sagt Béll nach einer weiteren Stunde und verabschiedet sich von uns.
"Verdammt!", zische ich und springe auf.
"Was denn?", der Blonde dreht seinen Kopf zu mir.
"Ich habe vergessen, Béll die Einladung zu geben.", ich halte die Einladung in meinen Händen, welche ich gerade aus der Tasche gekramt habe, "Vielleicht hole ich sie noch ein..."
"Warum hast du die Einladung mit hierher genommen?", fragt Shû.
"Ich bin auf Alles vorbereitet.", sage ich und laufe der Rothaarigen schnell hinterher.

"Und?"
"Sie kommt liebend gern.", ich lasse mich wieder auf das Handtuch fallen.
Ich hatte Béll noch einholen können. Sie hat sich riesig über die Einladung gefreut und versprochen zu kommen.
"Na, das ist doch toll.", Shû setzt sich langsam auf und sieht sich auf dem mittlerweilen leeren Strand um.
Die Sonne ist bereits zur Hälfte im Meer verschwunden.
"Wollen wir auch langsam los?", frage ich und sehe Shû an.
"Nein, noch nicht."
Fragend sehe ich ihn an und von einer Sekunde auf die Nächste schleicht sich ein breites Grinsen auf seine Lippen, "Nicht, bevor ich dich Wasser geworfen habe."
Als ich seine Worte komplett realisiert hatte, war es bereits zu spät: er hat mich hochgehoben und sich mit mir ins Wasser teleportiert. Das Wasser reicht ihm bereits bis zur Hüfte.
Noch bevor ich mich an ihm festklammern konnte, warf er mich ins Wasser.
Damit kommt er nicht ungestraft davon!

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Hellau meine Cookies :D

Gomene das ihr so lange auf das Kapitel warten musstet!

Ich hoffe euch hat das Kapitel gefallen! :)

Wir sehen uns im nächsten Kapitel!
Eure _Sylfaen_

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