Seine Drohung

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Ich sog erschrocken scharf Luft ein, als ich Gladihiko hinter mir erkenne.

"Hallo, Ai.", sagt der Sklavenhändler und hat ein breites, furchterregendes Grinsen im Gesicht, das mich beinahe an einen Wolf erinnerte.
Oder eher an einen Hund. Für einen Wolf sah es nicht hungrig genug aus.
"Wir haben uns auch lange nicht gesehen.", fügt er hinzu. Seine Stimme klingt rauchiger als damals.
"Wie hast du es geschafft der VSG zu entkommen?" Ich halte Takumi fester im Arm und löse meinen Blick nicht von meinem ehemaligen, grausamen Besitzer.
Er lacht.
"Das bleibt wohl mein Geheimnis bis du mich besiegt hast."
Unwillkürlich spannt sich mein Körper an, als wäre er jeden Moment bereit, loszuspringen. Das Zeichen in meinem Nacken beginnt zu kribbeln und ich konnte die Ausbreitung des Tattoos förmlich spüren.
》Nein... nicht jetzt. Das ist zu gefährlich mit Takumi und seiner ungeborenen Schwester.《 Ich beiße die Zähne fest zusammen und fühle, zu meiner eigenen Überraschung, das sich das Kribbeln zurück zu seinem Ausgangspunkt in meinem Nacken zieht.
"Mach dir keine Sorgen.", sagt Gladihiko, als wollte er gleich ein Märchen erzählen, "Ich bin nicht hier, um dich zu töten. Zumindest nicht heute."
"Warum kann ich dir das nicht glauben?", fauche ich zurück und blecke die Zähne.
"Ihr Katzen seid immer soo mistrauisch." Er griff sich theatralisch mit der Hand an die Stirn.
Hatte ich mich gerade verhört? Das Blut in meinen Adern schien zu gefrieren, als die Bedeutung seiner Worte langsam zu meinen Gehirn durchdrang.
Er wusste bescheid.
Aber wer hatte es ihm gesagt?
Wie hatte er sie gefunden?
Hatte er sich etwa mit Hideo-san verbündet?
Tausende Fragen schwirren mir durch den Kopf und als ich an Hideo-san dachte, warf ich mir einen kurzen Blick über die Schulter, in die Richtung, in die der Manager davongefahren war.
Gladihiko schien meine Gedanken gelesen zu haben, denn er lachte wieder.
"Der kleine Mann hat damit nichts zu tun. Wir haben uns nur an seine Fersen geheftet, um dich letztendlich aufzuspüren."
Die Art, wie er redete.
Die Art, wie er sich gab.
Als sei er überlegen. Fühlte sich sicher. Er denkt, er ist der Jäger.
Glaubt, er hat mich in die Enge getrieben wie ein... wie ein Hund eine Katze?
Plötzlich dämmerte es mir.
Es gab nur eine Chance von der VSG wieder freigelassen zu werden. Gerade wenn man auf Befehl eines Sakamaki in deren Kerker geworfen wurde.
Man musste seine Gestalt ändern. So sehr, das niemand von der VSG ahnen könnte, das es sich um ihren Gefangenen handelt.
"Du bist ein Hund... einer dieser verräterischen Köter!"
"Bravo, das hat aber lange gedauert, Ai. Dennoch muss ich dich bitten, nicht so ausfällig zu werden. Du kennst doch das Sprichwort: 'Hunde die bellen, beißen nicht.' Habe ich bisher ein einziges Mal gebellt?"
Ich wich einen halben Schritt zurück. Er hatte recht. Er könnte jeden Moment zuschlagen. Das würde ich ihm mehr zutrauen, als das er mich einfach ziehen lässt.
"Jetzt brauchst du noch keine Angst zu haben. Ich spiele gern mit Heimvorteil, weißt du?", er lächelt breit.
"Niemand weiß das besser als ich.", entgegne ich ihm.
Takumi zupft an meinem T-shirt.
"Mama... ich will nach Hause. Weg vom bösen Mann.", sagt er leise und drückt sich enger an mich.
"Ja, wir gehen gleich nach Hause.", erwiedere ich und streichel ihm über den Rücken.
"Genieß das, solange du noch kannst, kleiner Mann. Eines Tages wird Mami nicht zurückkommen.", sagt Gladihiko mit unheilverkündender Stimme und hatte sich ein Stück vorgebeugt.
Takumi schluchzt verängstigt auf.
In diesem Moment schoss das Kribbeln von meinem Nacken in meinen rechten Arm. Dieser schnellte vor und einen Wimpernschlag später wich der Sklavenhändler mit einem lauten Aufschrei zurück und hielt sich die blutende Wange. In diesem Augenblick war das Kribbeln schon wieder verschwunden.
Beeindruckt lernte ich, das diese seltsame Kraft in mir auch einzelne Teile meines Körpers benutzen und mit ihnen handeln kann.
"Du dämliche Schl-" er konnte nicht weitersprechen, denn Shu war urplötzlich vor ihm aufgetaucht und hatte ihn am Hals gepackt. Seine langen Finger schmiegten sich wie angegossen um Gladihikos Hals und drücken mit jedem seiner Atemzüge fester zu.
"Dich kenn ich doch. Was hast du hier verloren?" Shu sprach betont langsam und ein unterschwelliges Knurren war zu hören.
Als Gladihikos Blut auf seine Hand tropft, lässt er den Mann fallen und schüttelt seine Hand aus.
Eigentlich wäre es perfekt, dem Mann, der seiner Frau vor vielen Jahren unerträgliche Schmerzen zugefügt hat, hier und jetzt bis auf den letzten Tropfen Blut auszusaugen.
Aber von ihm wollte Shu kein Blut trinken.

"Merk dir meine Worte, Katze! Wenn wir wiederkommen, bist du dem Untergang geweiht!", Gladihiko hustet, "Dann gibt es keine Gnade für dich."
Gleich darauf verzog sich sein Körper und die der Männer hinter ihm und dann rannte das Hunderudel davon. Hinaus in den Schutz der Nacht.

"Wie konnte ich ihn nur nicht bemerken?", sage ich und stütze den Kopf in die Hände. Shu sitzt mir gegenüber und sieht mich an.
"Vielleicht... nein, ganz bestimmt sogar, liegt es an dem salzigen Geruch des Meeres.", er fährt sich mit der Hand übers Gesicht, "Eigentlich hatte ich diesen Ort ausgesucht, damit du und die Kinder vor den Feinden sicher wären. Aber jetzt hat sich das wohl gegen uns gewendet."
Ich lege meine Hand auf seine und streichele sanft darüber.
"Die letzten Jahre hat das super funktioniert. Es war... nur eine Frage der Zeit, bis uns irgendwer finden würde."
"Und dann ausgerechnet er.", murrt Shu und schaut dann auf die Hand, auf die Gladihikos Blut gelandet war. Er konnte es noch immer riechen.
Ich nicke.
"Trotzdem hatte er recht. Irgendwann muss ich mich ihm stellen. Wenn er kommt, werde ich bereit sein." Durch das heutige Erlebnis mit meiner Kraft fühle ich mich sicher. Diese Kraft würde auf mich aufpassen und im Ernstfall beschützen.
Shu sah mich an, als hätte ich den Verstand verloren.
"Das ist nicht dein Ernst, oder? Du willst nicht wirklich gegen diesen Kerl antreten."
"Ich will es nicht, aber ich muss."
Der Blonde knirscht mit den Zähnen.
"Aber du gehst nicht allein. Ich werde mit dir kommen!"
"Und wer passt dann auf die Kinder auf?", frage ich und meine Stimme klingt erstaunlich ruhig und sanft. "Takumi und seine Schwester können nicht allein überleben. Du solltest hier bleiben und sie und unser Zuhause beschützen."

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ja ich lebe noch und ich habe euch ein neues Kapitel von "Dance with the stars" mitgebracht.

Wie immer hoffe ich auf gelungene Unterhaltung ;)

Bis zum nächsten Kapitel
Eure _Sylfaen_

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