128. Jahr nach dem End-Dawn - Weihnachten
Im Taxi fuhr sie gerade an einer Bibliothek vorbei. Nachdem sie ins Fahrzeug eingestiegen war, hatte der Fahrer sie sofort erkannt. Nachdem er sie um ein Autogramm gebeten hatte, begann er sofort wie wild mit ihr durch die Stadt zu fahren. Wie ein leidenschaftlicher Reiseführer fuhr er mit ihr an verschiedenen Touristenattraktionen vorbei und erzählte ihr so einiges dazu. Elisa nah ihm das nicht übel im Gegenteil, es würde ihr später eine Menge Zeit ersparen, wenn sie zu Fuß unterwegs war.
Dann gab er ihr endlich bekannt, dass sie das Ziel erreicht hätten. Elisa atmete erleichtert ein. Nach fast fünf Stunden Stadtfahrt war sie erledigt. Sie hatte aber immer noch die stille Vermutung, dass der Taxifahrer schon ahnte, warum sie hier war. Meist wussten die Bus- und Taxifahrer in den Städten besser Bescheid, wie manch anderer. Es würde sie nicht überraschen, wenn er von der Nightmare-Knappheit in Hamburg wusste.
Das Taxi hielt gerade an der Stadtverwaltung von Hamburg und ließ sie am Bürgersteig aussteigen. Nun stieg der Fahrer selbst aus und gab ihr ihren Koffer heraus. Elisa gab dem Taxifahrer einige Scheine mit einem ordentlichen Trinkgeld in die Hand. Er bedankte sich, dann verabschiedete er sie.
Sie sah nach oben. Im Gegenteil zu den meisten Zentralen befand sich diese hier in einem Gebäude, das schon vor dem End-Dawn unter Denkmalschutz gestanden hatte. Man hatte es später umfunktioniert und nun war es die Zentralverwaltung von Hamburg.
Sie hatte schon im Taxi eine Nachricht an die Nummer geschickt, die sie ihr gegeben hatten und nun kam eine Frau aus dem Gebäude. Sie trug eine rote Winterjacke und schlichte Jeans, aber Elisa erkannte sie als eine einfache Dream. Sie war keine Nightmare, vermutlich hatte man sie noch nicht einmal vollständig ausgebildet. Doch in solchen Zeiten, wenn einer Stadt die Dreams ausgingen, wurden oft auch die nicht ausgebildeten Dreams herangezogen. Das war im Allgemeinen nicht unbedingt schlecht, so konnten die Rekruten immerhin ihre praktischen Erfahrungen sammeln. Jedoch war es für den stärksten Nightmare oder Grand Nightmare auch oft ein Fluch. Die Rekruten wandten sich meist immer nur an den Ranghöchsten Dream in ihrer Nähe. Elisa war die Grand Nightmare der Welt und damit die ranghöchste von allen. Selbst Veterane würden sich an sie wenden und das konnte auf Dauer dann etwas lästig werden.
„Ich heiße Sie willkommen, Grand Wind."
„Bitte keine Förmlichkeiten. Du kannst mich gerne duzen."
Die Frau nickte, dann hielt sie ihr die Tür auf.
„Wenn du mir bitte folgen würdest, die Chefs erwarten dich schon."
Sie brachte Elisa von hinten in einen großen Vorraum, dann liefen sie zum Fahrstuhl weiter und fuhren bis in die vorletzte Etage nach oben. Als sie schließlich oben ankamen, führte die Frau sie zur letzten Tür auf dem Gang, dann verließ sie sie eben so schweigend. Elisa klopfte an und dann würde ihr auch schon aufgemacht. Der Herr an der Tür sah grimmig drein, doch als er sie sah, lächelte er sofort, dann hörte sie wie Stühle gerückt wurden. Schlagartig standen alle auf und wollten ihr zur Begrüßung die Hand schütteln. Sie ließ die Höflichkeitsfloskeln über sich ergehen, dann lief sie an dem Tisch vorbei an, zu den riesigen Fenstern hinüber. Von hier aus hatte sie die Hälfte der Stadt im Blick. Sie benutzte Demonsighting und dann sah sie genau, wo sich die Dämonenkraft anstaute.
„Wollen Sie meinen Ratschlag hören?"
„Natürlich."
Die Herren traten zu ihr ans Fenster und dann deutete sie auf die Orte.
„Markieren sie jeden dieser Orte auf der Karte. Das sind Sammelstätte für die Dämonen."
Obwohl Elisa darauf gefasst war, fragte keiner, warum oder woher sie das wusste. Sie war die Grand Nightmare und was sie sagte, machten sie. Dann setzten sie sich alle, während jemand ihr einen Stuhl an die Stirnseite stellte. Als sie saß, ließ sie sich eine Stadtkarte, sowie was zum Schreiben und einen Edding geben.
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[German] Dreams und Nightmares
Science FictionVor einigen Jahren materialisierte sich die Dunkelheit der Menschen in Form schwarzer Schemen, die das Land verseuchen und Menschen angriffen. Keine Waffe der Menschheit vermochte sich gegen sie durchzusetzen. Die Leute konnten nur angsterfühlt davo...