129. Jahr nach dem End-Dawn – November
Seit ihrem Geburtstag hatte Otto seine andere Form öfter benutzt. Inzwischen ging in Dresden sogar das Gerücht herum, dass sich ein Dämonenlord auf die Seite der Dreams geschlagen hatte. Die Leute spinnten sich seither auch allerhand fantastische Geschichten zusammen. Etliche behaupteten sogar, den Dämonenlord selbst gesehen zu haben. Wenn man sie jedoch nach dem Aussehen fragte, gingen die Aussagen stark auseinander. Einer beschrieb einen großen, halbnackten Muskelprotz mit Wikingermähne. Ein anderer beschrieb ihn als schick, schlaksig und mit haselnussbraunem Haar. Ein dritter beschrieb einen glatzköpfigen, chinesischen Mönch...
Elisa war in dieser Zeit immer mehr in ihre neue Rolle als Horizon Cat hineingerutscht. Der gespielte Akzent kam ihr inzwischen spielerisch über die Lippen. Sie machte sich schnell in der kleinen Wohnung zurecht, kuschelte noch einmal mit Spunky, ehe sie sich ein letztes Mal im Spiegel betrachtete. Noch vor drei Monaten hatte sie das vollständige Einkleiden mit Make-up, Haarstyling, Parfüm und Anziehen fast zwei Stunden gebraucht. Inzwischen benötigte sie nur noch eine dreiviertel Stunde, während sie nebenbei mit Spunky spielte. Sie ließ immer wieder gern kleine Haarkrallen fallen, denen der Kater wie ein Verrückter hinterher jagte. Er schoss sie durch die ganze Wohnung und erst wenn er sie mit der Pfote anstupste und sie nicht von selbst losließen, merkte er, dass Elisa ihn wieder ein mal veräppelte. Das gleiche tat er auch mit sämtlichen Ungeziefer, das sich in die Wohnung traute. Spinnen, Fliegen, Käfer, Obstfliegen und selbst Hornissen... alles viel dem pelzigen Kammerjäger zum Opfer. Einmal hatte Elisa sogar unbeabsichtigt eine Maus in ihrem Rucksack mit heim geschleppt. Spunky hatte ihren Rucksack sofort fixiert und nicht mehr aus den Augen gelassen.
Er war solange kläglich mauzent um den Rucksack herum gelaufen, bis Elisa ihm den Reißverschluss geöffnet hatte. Spunky hatte ihre dreckigen Arbeitssachen herausgezerrt, durch die ganze Wohnung verteilt und dann hatte er da was Graues aus dem Stoffbündel gezerrt.
Seltsam war auch, dass Spunky ihren Zeitplan zu kennen schien. Wann immer sie zum Dienst fuhr, wollte er in der Wohnung bleiben, doch wenn sie außer Dienst war, wollte er raus. Elisa machte sich jedes Mal Sorgen, dass er nicht heimkehrte, doch es war erstaunlich... Vor einer Woche – am Samstag hatte sie ihn raus gelassen und war dann schnell in den Laden um die Ecke gegangen, um ein Stück Butter zu kaufen. Als hätte er gewittert, dass sie die Wohnung verlassen hatte, saß er bei ihrer Rückkehr draußen vor der Hauseingangstür und wartete auf sie.
Sie verließ die Wohnung und ging zu einer nahliegenden Tiefgarage. Unten angekommen öffnete sie ihr hellgrünes Auto und fuhr los. Für ihr Motorrad war es inzwischen zu kühl geworden, deshalb hatte sie sich für ein halbes Jahr ein Auto besorgt. Es lief über einen Leasingvertrag – der auf ein Jahr begrenzt war. Sie fuhr zur Zentrale.
Auf dem Weg durch sie Stadt musste sie gleich dreimal das Auto verlassen. Immerwieder war mitten in der Stadt durch einen Dämonenangriff Stau entstanden. Die Leute und schimpften meist, wenn sie mitten im Stau plötzlich ausstieg, doch wenn sie dann ihre Waffe rief, war meist sofort Ruhe. Danach warteten die Leute stets, bis sie wieder in ihrem Auto saß, ehe der Verkehr wieder ins Rollen kam.
Als sie dann endlich ankam, zog sie sich zuerst unten um und dann fand sie einen Brief in ihrem Spind. Darin befand sich eine handgeschriebene Memo von Shark. Er erwartete sie in seinem Büro.
„Hi Cat. Bist heut' spät dran. Was ist los?"
„Stau dank Dämonen, das übliche..."
„Die werden in letzter Zeit wieder penetranter."
Eine weitere Dream kam in der Umkleide dazu, dann setzten auch sie sich auf die Bank gegenüber von Elisa.
„Morgen Cat. Wie siehts aus? Hast du eigentlich schon was von Grand Wind gehört?"
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[German] Dreams und Nightmares
Science FictionVor einigen Jahren materialisierte sich die Dunkelheit der Menschen in Form schwarzer Schemen, die das Land verseuchen und Menschen angriffen. Keine Waffe der Menschheit vermochte sich gegen sie durchzusetzen. Die Leute konnten nur angsterfühlt davo...