129. Jahr nach dem End-Dawn – August
Eine Woche später zog sie sich gerade für die große Fahrt an. Otto wartete im Flur auf sie und half ihr, wann immer sie nach ihm rief. Obwohl Elisa unglaublich schnell heilte, war es für eine Dream viel zu langsam gewesen. Im Endergebnis war ihr linker Arm nun das Einzige, das noch nicht wieder bei voller Stärke war. Sie konnte ihn zwar mit äußerster Mühe bewegen, doch im Fall eines Kampfes war er nutzlos. Sie hatte deshalb vor Kurzem auch ihre Ärztin besucht. Sie hatte Elisa kurzerhand eine steife Armschlinge verpasst, die den Arm ganz ruhig stellen sollte.
Es war unglaublich, wie schwer so manche, alltäglichen Handlung mit einer Hand fielen. Es war schon schwer einhändig Haare zu kämmen oder sich anzuziehen.
Irgendwann warf sie sich dann endlich eine leichte Weste über. Otto kam in dem Moment gerade in den Raum. Die Regel der Devils wurde inzwischen weltweit durchgesetzt. Der große Unterschied war aber, dass sich die Dreams außerhalb der Devils diese Federn schon dann ansteckten, wenn sie einen Dämonenlord auch nur gesehen hatten.
Als Elisa die Federbroschen auf ihrem Bett ansah, musste sie an den End-Dawn denken. Die Leute wussten bisher nur von vier Dämonenlords, die auf ihr Konto gingen. Sollte sie ihre wahre Menge vielleicht verschleiern?
Sie sah auf und Otto stand unmittelbar vor ihr. Dann musterte er sie ernst. Eine Sekunde des Schweigens verging, dann stützte er die Arme in die Seite und seufzte.
„Denk nicht mal dran, Eli."
Er griff sechs der Broschen von ihrem Bett, dann heftete er sie ihr wie Orden an die Weste.
„Du weißt genau, dass du meine Augen nicht so leicht täuschen kannst."
Sie nickte nur, dann setzte sie sich auf die Bettkante. Er setzte sich hinter sie, dann steckte er ihre schulterlangen Haare mühsam nach oben. Es überraschte sie immer noch, dass er sich mit so etwas auskannte. Aber vielleicht erwartete man solche Sachen in ihrer Zeit ja in der Modebranche.
„Woher wusstest du es?"
„Ich konnte es in deinen Augen sehen. Wann Elisa? Wann hast du sechs verfluchte Dämonenlords getötet? Das hat dich sechzig Jahre deiner endgültigen Lebenszeit gekostet. Wenn du Pech hast, wirst du deinen dreißigsten Geburtstag nun nicht mehr erleben."
„Die ersten vier weißt du."
„Ja, Raym und dann drei weitere im Kampf gegen Emeron."
„Richtig, jedoch waren es damals bei Emeron vier."
„Warum hast du dann nur von den drei Meldung gemacht?"
„Ich konnte mich nicht gleich erinnern. Der vierte Dämonenlord damals... es endete in einem schrecklichen Blutbad, wir haben miteinander getanzt und gleichzeitig fielen dabei etliche Gorgo-Anhänger. Ich weiß nur, dass wir am Ende durch deren Blut getanzt sind, ehe ich ihn erledigt habe."
„Das muss schlimm für dich gewesen sein. Und den sechsten? Hast du ihn während deiner Zeitreise erledigt?"
„Ja, ich habe dazu eine neue Waffe verwendet."
„Neue Waffe?"
Sie streckte ihre Hand aus, dann versuchte sie den Speer zu rufen. Es sammelten sich leuchtende Lichtsplitter aus der Luft und dann wirbelten finstere Bänder darum. Das Ergebnis war ihre neue Waffe, die mit einem Schlag einen Dämonenlord ins Jenseits geschickt hatte.
Otto sah die Waffe in ihrer Hand fasziniert an, dann nickte er. Seine Dream-Instinkte schlugen Alarm und er glaubte fast einen Dämon selbst vor sich zu haben. Zur selben Zeit war er aber auch Stolz auf sie.
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[German] Dreams und Nightmares
Ficção CientíficaVor einigen Jahren materialisierte sich die Dunkelheit der Menschen in Form schwarzer Schemen, die das Land verseuchen und Menschen angriffen. Keine Waffe der Menschheit vermochte sich gegen sie durchzusetzen. Die Leute konnten nur angsterfühlt davo...