20. Letzte Vorbereitung

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Otto führte sie zunächst nicht weit weg. Als erstes gingen sie nur in ein einfaches Café und erhoben zusammen ein Glas auf ihre Siege der letzten Stunden. Als sie dann wieder auf die Straße zurückkehrten, war die grausige Dunkelheit des letzten Dämonenangriffs endlich dem Abendrot gewichen.

Elisa schlang die Jacke fester um sich, während er ihren Arm nahm und sie dann durch die Straßen der Metropole führte. Für fast zwei Stunden liefen sie durch die Straßen. Sie genossen die bunten Lichter und schwiegen miteinander. Dann erreichten sie ein kleines Areal aus großen Eichenbäumen. Früher hatte sich hier einmal das Empire State Building befunden, jedoch war es während des End-Dawn den Dämonen zum Opfer gefallen. Nachdem der End-Dawn vorbei gewesen war und die Menschen die Trümmer weggeräumt hatten, wuchs anstelle des Giganten aus Stahl und Beton eine Ringformation aus Eichenbäumen.

Es war eine Gedenkstätte der Menschheit daran, was ihnen der End-Dawn gebracht hatte. Viele Gebäude und Sehenswürdigkeiten waren damals für immer verschwunden, jedoch hatte man hier auch nichts Neues gebaut. Man hatte der Natur ihren Willen gelassen und die eigenartige Formation aus Eichen wachsen lassen.

Normalerweise wuchs Eiche sehr langsam, doch dieser Miniaturwald mitten in der Stadt glich den riesigen Mammutbäumen.

„Ich habe schon sehr lange keine solche Reinheit mehr gesehen. Es fühlt sich so befreiend an."

„Ja, willst du hineingehen?"

Sie nickte, dann gingen sie Arm in Arm in die Schatten der riesigen Bäume. Als sie von Außenstehenden ungesehen und ungehört waren, sah sich Otto schnell nach irgendwelchen Sensoren oder Kameras um. Als er in ihrer unmittelbaren Nähe nichts fand, entschied er sich dazu, sie endlich nach allem zu fragen.

„Wirst du mir jetzt die ganze Geschichte erzählen?"

„Was möchtest du den wissen?"

„Zunächst einmal... Dieses Demonsighting von dir, seid wann bist du dir dieser Kraft bewusst?"

„Seit ich klein bin. Mein Vater meinte immer, dass ich Demonsighting schon vor meinem Erwachen immer wieder unbewusst eingesetzt hätte. Bei uns war es immer normal das Dämonen im Keller herumgelaufen sind."

„Deshalb reagierst du auch nicht weiter auf ihr Erscheinen. Die meisten würden zumindest für einen Moment zurückschrecken. Außerdem scheinst du auch keinerlei Hass gegenüber den meisten Dämonen zu verspüren."

„Ja, dass stimmt, ich bin mit ihnen aufgewachsen. Genauer gesagt bin ich darauf sensibel, wenn sie nicht da sind."

„Wenn sie nicht da sind?"

„Naja, sie waren immer da und ich konnte irgendwie schon von sehr früh an spüren, wenn sie fort waren. Im Laufe der Jahre habe ich den Spieß dann umgedreht. Heute bin ich in der Lage ihre Gegenwart zu spüren, wie sie die Gegenwart der Menschen fühlen können."

„Und Demonsighting?"

„Versuche ich so wenig wie irgendwie zu benutzen. Direkt nachdem wir diese Kraft entdeckt hatten, experimentierte mein Vater viel damit. Diese dunkle Grand Nightmare-Kraft schien zunächst der Schlüssel zur Rettung der Menschheit zu sein."

„Aber das war sie nicht?"

„Nein. Mein Vater nutzte Demonsighting täglich unzählige Male. Er verbarg sein Gesicht stets hinter einer dunklen Maske, während er den Dämonen mit einem Flüstern den Suizid befahl oder sie unter Ihresgleichen zurückschickte und als Spione oder Attentäter benutzte."

„Wie... Könnt ihr etwa auch mit den Dämonen reden?"

„Es ist anders. Es ist er eine Art Gefühl. Du weißt ja selbst, wie sich die Mordlust der Dämonen anfühlt. Demonsighting lässt uns ihre Energie sehen und sensibilisiert uns für ihre schreckliche Kälte, dadurch spüren wir sozusagen, was sie sagen. Das ist jedoch bei Weitem noch nicht alles. Demonsighting ist schließlich nicht ohne Grund eine dunkle Kraft. Weißt du was eine dunkle Kraft charakterisiert?"

[German] Dreams und NightmaresWo Geschichten leben. Entdecke jetzt