5. Neuer Job

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128. Jahr nach dem End-Dawn - Februar

Entgegen all ihrer Zweifel hatte sie schließlich den Job bei Zen-ID angenommen. Als Bezahlung hatte sie zwar nur den Mindestlohn, dafür waren die Kollegen aber super. Elisa war auch nicht wirklich wegen dem Geld hier. Sie brauchte einen geregelten Alltag abseits der verrückten Wege der Dreams. Inzwischen war sie seit fast einem Monat in der Firma und sie wusste inzwischen gut, was von ihr erwartet wurde.

Der Geschäftsführer dieser Zweigstelle war zwar ziemlich mäklig, aber immer noch besser wie ihr großer Chef. Herr Zen war eine kalte Kreatur. Viele Kollegen betitelten ihn hinter seinem Rücken sogar als Dämon. Elisa konnte sowas aber nur belächeln.

Dagegen sprach vor allem seine Leidenschaft zum Sammeln von Dreams. Viele Firmen taten das. Die Dreams in solchen Firmen hatten meist sehr hohe Positionen inne und erhielten ein noch höheres Gehalt, wie manche Manager. Zu Zeiten des Turniers dienten sie Firmen wie Zen-ID dann als einfache Werbemittel.

In früherer Zeit war Elisa schon einmal in solch eine Firma geraten und damals war ihr Geheimnis ans Licht gekommen. Der damalige Chef hatte sie mit abartigen Summen zum Bleiben überreden wollen, doch war sie dennoch gegangen. Sie war zwar eine Dream, doch wollte sie das niemals als Karrieresprungbrett nutzen.

Dafür nahm sie sogar den verdammten Mindestlohn in Kauf.

Heute war wieder solch ein gemeiner Tag. Herr Zen war hier und alles lief chaotisch. Nicht nur das, er machte auch gerade Elisas Vorarbeiter rund, obwohl dieser nichts Falsches getan hatte. Ja, das hier war wohl der bisherige Tiefpunkt ihrer Karriere.

Als seine Schimpftirade vorbei war, stürmte ihr Chef wutentbrannt aus der Halle hinaus.

Ihr Vorarbeiter sah nun so blass, wie ein Bettlacken aus. Elisa sah ihn so nicht das erste Mal. Schnell holte sie einen Stuhl aus der Pausenecke und dann brachte sie den Mann dazu sich einige Minuten zu setzen, bis sein Blutdruck wieder zur Ruhe gekommen war.

„Geht's wieder?"

„Zen ist solch ein..."

„Ich weiß, versuch dich nicht aufzuregen, du weißt genau, was das hervorrufen kann."

Ja, dass wussten sie tatsächlich beide. Je stärker eine negative menschliche Emotion wurde, umso eher formten sich Schatten zusammen und kreierten einen Dämon. In der Regel waren von einer einzelnen Person erschaffene Dämonen eher schwach und träge, haben wollte sie dennoch keiner haben.

Schnell beruhigte sich ihr Vorarbeiter wieder. Schließlich legte er Elisa eine Hand auf die Schulter. In dem Moment fuhr ein Stoß mächtiger Dream-Kraft durch sie hindurch. Zunächst hielt sie es für die Kraft eines anderen Dreams, dann erkannte sie, worum es sich wirklich handelte. Es war der Glaube eines Menschen. Manche Menschen hatten einen andersartigen oder sehr viel stärkeren Glauben an Wunder. Diese Wunder konnten für sie bereits in kleinen Dingen, wie dem Erwachen eines Schneeglöckchens liegen. Aus dieser Glaubensenergie zogen alle Dreams ihre Kraft, um Dämonen niederzustrecken. Nie zuvor hatte Elisa es auf solch direkte Weise gespürt. Ihre Kräfte als Dream schienen sich wiederaufzuladen, während sie zugleich etwas erschrocken zurückwich.

„Entschuldige, es geht wieder. Wir sollten weiterarbeiten, eh der Alte uns beim Faulenzen erwischt."

Sie nickte und kehrte dann zu ihrem Schaltschrank zurück. Sie war gerade mit der Verdrahtung einiger Motorschütze beschäftigt, während sie immer noch die Dream-Kraft in ihrem Blut spüren konnte. Es wirbelte hin und her. Ihre Haut kribbelte und lenkte sie immer wieder von der Arbeit ab. Neben dem Schaltschrank lag ein Blatt mit dem gewünschten Schaltplan. Dazu musste sie in dieser Schicht sogar noch vier weitere, genau gleiche Schaltschränke vollenden. Dabei konnte sie die Ablenkung durch ihre Kraft überhaupt nicht brauchen.

[German] Dreams und NightmaresWo Geschichten leben. Entdecke jetzt