47. Erbschaftsverhältnisse

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Als sie irgendwann den Flughafen erreichte, zog sie ihre Kapuze über den Kopf, um die nun rot angesprühten Haare zu verbergen. Es überraschte sie, wie echt die Farbe aussah. Sie zog ihren roten Koffer hinter sich her. Dann traf sie ihren Vater. Er verabschiedete sich gerade von ihrer Mutter und eine schwarze Reisetasche stand neben ihm auf dem Boden.

Elisa nickte ihm zur Begrüßung nur zu, wechselte aber kein Wort mit ihm, bis sie murrend auf ihrem Sitz im Flugzeug Platz nahm. Sie griff sofort in ihre Tasche und holte die Schachtel mit den speziellen Tabletten hervor. Ihr Vater stubste sie gerade an und dann zeigte er auf eine gewisse Frau. Sie hatte bräunliche Haut und einen Kranz aus schwarzen Haaren.

„Eye?"

„Richtig, wenn sie hier ist, Elisabeth, dann wird dieser Flug entweder very interessant oder very langweilig, aber auf jeden Fall ungefährlich."

„Warum fliegen wir nach Amsterdam? Wenn du bloß dorthin willst, hätten wir auch mit dem Auto fahren können."

„Es ist doch nur ein kurzer Zwischenstopp."

„Wo schleppst du mich hin?"

„Wir fliegen nach Amerika rüber. Genauer gesagt in den Norden der USA ziemlich nah an der südlichen Grenze Kanadas."

„Also Boston oder New York und wo willst du genau hin?"

„Von New York nehmen wir einen weiteren Inlandflug und dann einen Mietwagen."

„Papa! Mein armer Hintern! Für wieviele Stunden tust du mir das an?"

„Du überlebst es schon. Auf dem Rückweg kannst du ja gerne springen. Ich habe für dich sowieso nur einen Hinflug gebucht."

„Das beruhigt mich ja schonmal."

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Etliche Stunden später saßen sie endlich im dritten Flugzeug und befanden sich im Landanflug. Sie hatte auf dem ersten Flug auf die Tabletten verzichtet und sie beim zweiten dank ihrem Vater sogar vernachlässigt. Immer wenn sie am Wegnicken war, schüttelte ihr Vater sie wieder wach. Sie waren First-Class geflogen und in ihrem abgeschotteten Abteil hatte Elisa ihre kleinen Spione hervor geholt. Dann hatte sie die kleinen, roten und noch kleineren lilanen Gremlins als Murmelkugeln und Jonglierbälle missbraucht. Außerdem hatten sich auch ein paar wilde Gremlins an Bord geschlichen. Beim Klang ihrer Artgenossen hatten sich die fußballgroßen, blauen Geschwister sofort angeschlossen.

Unter ihnen lag der kanadische Ort Regina. Als das letzte Flugzeug aufsetzte, krallte sich Elisa mit geschlossenen Augen am Arm ihres Vaters fest. Er biss darauf nur die Zähne zusammen und erst als das Flugzeug zum Stehen kam, ließ Elisa von ihm ab. Sie war auch die Erste am Ausgang und die Erste, die die Treppe hinabstürmte.

Jaden folgte ihr nur gemütlich, als das Flugzeug fast leer war. Von ihr war bereits keine Spur mehr zu sehen. Er traf sie erst sehr viel später am Terminal wieder, wo er nach seiner Tasche Ausschau hielt. Sie stützte sich auf den ausgefahrenen Griff ihres Rollkoffers und wartete auf ihn. Ja, seine Tochter verabscheute das Fliegen.

„Lass uns erst was essen gehen und dann holen wir uns den Mietwagen."

„Okay Papa."

Er sprach mit ihr bereits auf Englisch, seitdem das erste Flugzeug auf amerikanischem Boden aufgesetzt hatte. Elisa verstand beide Sprachen meisterhaft, doch sie hatte bei Ankunft in englischsprachigen Ländern Probleme auch bewusst auf Englisch zu sprechen und dasselbe galt auch bei Rückkehr aus solchen Ländern nach Deutschland.

Gemeinsam gingen sie auf ein Restaurant zu. Erst als beide saßen und ihre Bestellung aufgegeben hatten, entspannten sich beide.

„Elisa, ich habe nur einen noch lebenden Bruder."

[German] Dreams und NightmaresWo Geschichten leben. Entdecke jetzt