3-Sie haben ihr Ziel erreicht

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"Sie haben ihr Ziel erreicht.", erklärte mir die freundliche Stimme von Google Maps und ich sah zähneklappernd auf mein Smartphone. "Ähm...schön?", murmelte ich und steckte es in meine, mittlerweile völlig durchweichte, Jackentasche. Aber nicht nur die war komplett durch. Auch meine ganzen anderen Sachen hatten sich mit Wasser vollgesaugt, außer meiner Tasche, die zwar etwas abbekommen hatte, aber noch verhältnismäßig trocken war. Die letzten paar Meter rannte ich förmlich zur Tür, bis ich schließlich unter der kleinen Überdachung vor der Eingangstür stand. Mal sehen was mich jetzt erwartete. Immer noch zitternd streckte ich die Hand aus und drückte auf die Türklingel. Und dann passierte für ein paar Sekunden gar nichts und ich wollte schon noch einmal klingeln, als plötzlich ein Schatten hinter der Glasscheibe auftauchte und die Tür im nächsten Moment aufgerissen wurde. Und da stand er nun. Julien Bam. Einer der größten Youtuber Deutschlands. Produzent von unglaublich krassen Videos und Besitzer des Bamhauses. Das Haus vor dem ich mir gerade den Arsch abfrierte. "Hanna?", fragte er erst irritiert, doch im nächsten Moment trat Erkenntnis in seinen Blick. "Man, komm rein! Du bist ja komplett durchnässt!", fing er sofort an und zog mich in den Flur, "Wie spät ist es?" "Fast 15:00 Uhr.", lachte ich zwischen klappernden Zähnen und beobachtete die Pfütze, die sich um mich herum bildete. Sofort nahm er mir meinen Rucksack und meine Tasche ab und blieb dann kurz nachdenklich stehen. "Warte kurz hier.", war seine nächste Anweisung und im nächsten Moment verschwand er irgendwo in den Tiefen des Hauses. Mit einer hochgezogenen Augenbraue blieb ich an Ort und Stelle, während Ju wieder in mein Sichtfeld kam und dann plötzlich direkt vor mir in einem Nebenraum abbog. Zwei Sekunden später kam er wieder, mit einem Kleiderbündel in der Hand. "Tut mir wirklich leid, dass wir dich nicht abgeholt haben. Wir schneiden gerade unter Zeitdruck das Video, welches morgen rauskommt und da haben wir das irgendwie übersehen.", versuchte er sich an einer Erklärung und drückte mir die Klamotten in die Hand. "Schon ok. Ich werde es schon verkraften.", lächelte ich und ließ mich von Ju durch das Haus bugsieren, bis wir schließlich vor einer Badezimmertür stehen blieben. "Du findest das Büro dann?", fragte er unsicher und ich nickte nur. Und schon war er wieder nach oben gestürmt. Na dann sollte ich mich beeilen, vielleicht konnte ich ja noch mithelfen. In Windeseile hatte ich meine durchnässten Klamotten gegen die trockenen, welche aus einer Hose, ein Paar Socken und einem 'Fly with me' Hoodie aus dem Bamshop bestanden, getauscht und wrang meine Haare etwas über dem Waschbecken aus, bevor ich die Tür öffnete und aus dem Badezimmer trat. Meine eh schon nassen Klamotten legte ich einfach auf meinen Rucksack, der von Ju mittlerweile fürsorglich in eine große Schüssel gestellt worden war. Etwas unsicher blickte ich mich um, bis ich schließlich die Wendeltreppe, die hoch in's Büro führte, fand. Mit leisen Schritten stieg ich die Stufen hinauf und lief den schmalen Gang entlang, bis sich rechts von mir ein weiterer Gang abzweigte. Neugierig lugte ich um die Ecke. Die Glastür bot mir direkt einen Blick auf das Büro der Bamcrew. Alle drei Jungs saßen vertieft und unter Hochdruck an ihrer Arbeit. Jeder schnitt irgendwelche Szenen. Als hätte er es bemerkt, drehte Ju den Kopf und unsere Blicke trafen sich. Einen Moment später stand er auf und öffnete die Tür. "Ist dir jetzt wieder wärmer?", fragte er fürsorglich und ich beeilte mich mit meinem Nicken. "Kann ich euch eigentlich helfen?", fragte ich mit einer hochgezogenen Augenbraue und sah an Ju vorbei in das Büro. Er fuhr sich gestresst durch die Haare: "Das wäre echt großartig. Ich such dir ein paar Szenen raus." Und damit drehte er sich um, während ich nach unten sprintete und meinen Laptop aus meiner Tasche kramte. Gott sei Dank, wenigstens die Sachen waren trocken geblieben. Mit meinem Laptop unter dem Arm hastete ich die Treppe wieder nach oben und bekam von Ju einen Stick überreicht. "Schneid einfach die Szenen so wie du denkst und ich schau dann drüber, aber du weißt ja eigentlich wie wir den Schnitt in meinen Videos machen.", erklärte er und deutete dann auf eine weitere Tür neben mir, "Wenn du die Wendeltreppe hochgehst, dann steht dort ein Schreibtisch. Das ist glaube ich der beste Arbeitsplatz. Kann nur sein, dass du Vince dann einen riesen Schreck einjagst, weil du dann quasi vor seiner Tür sitzt." Er grinste bei seinem letzten Satz und ich schüttelte belustigt den Kopf: "Alles klar. Dann mach ich mich jetzt mal an die Arbeit."

Effekt meines HerzensWo Geschichten leben. Entdecke jetzt