27-Idiot

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"Ich bin sowas von fertig.", stöhnte Marius und lehnte seine Stirn gegen die Tür. "Aber dafür war's das mit dem Streichen.", grinste ich ihn an und rutschte, mit der Tür im Rücken, zu Boden. "Und? Morgen Möbel aufbauen oder erst welche kaufen gehen?", fragte er und setzte sich neben mich. Erschöpft legte ich meinen Kopf auf seine Schulter: "Keine Ahnung? Wir müssen morgen sowieso wieder zu Ju, deswegen müssen wir gucken, wann wir Zeit haben in's Möbelhaus zu fahren. Obwohl er ja meinte, dass man das aufwendigere Video um eine Woche verschieben könnte und dafür ein HeyJu machen könnte. Also vielleicht morgen, mal schauen wie es läuft." "Und ich komme mit, du machst das nicht heimlich.", ergänzte Marius mit einem warnenden Unterton. "Du bist echt der Beste.", lachte ich und schloss die Augen. "Hast du eigentlich Hunger?", fragte Marius in die Stille hinein. "Hey, du bist mein Gast! Eigentlich müsste ich dich danach fragen!", antwortete ich und seufzte leicht, "Ich hatte für heute Abend Nudeln geplant. Wenn du willst kannst du mitessen...ich würde mich auf jeden Fall freuen." "Klingt doch gut... aber vorher sollten wir vielleicht mal die Farbe abwaschen...", murmelte er und musterte uns mit einem belustigten Grinsen. Lächelnd nahm ich meinen Kopf von seiner Schulter: "Du kannst gerne hier duschen gehen." "Ich bin ja dafür, dass du zuerst gehst, dann könntest du dich schon einmal um's Essen kümmern.", grinste er und stupste mich mit der Schulter an. "Ach, so läuft das also.", lachte ich und sah ihn an, "Aber eigentlich ist das gar keine schlechte Idee." Mit einem Lächeln im Gesicht stand er auf und hielt mir auffordernd die Hand hin. Glücklich ergriff ich sie und wurde im nächsten Moment auf die Beine gezogen. "Dann geh ich mal.", murmelte ich, kramte aus einigen Kartons im Schlafzimmer ein paar Klamotten und Handtücher und verschwand im Badezimmer. Glücklich lehnte ich mich gegen die Tür und schloss für einen Moment die Augen. Marius war einfach so unglaublich herzlich. Und dass er mir hier half, war echt nicht selbstverständlich. Mit einem, wahrscheinlich schon zum Standard gewordenen, Grinsen, sprang ich schnell unter die Dusche und ließ das Wasser für einen Moment einfach an mir herabfließen. Ich war definitiv froh, wenn der Umzug vorbei war. Dann konnte ich mich endlich wieder auf die Videos bei Ju, aber auch auf meine eigenen Videos konzentrieren. Schließlich hatte ich meinen Kanal in den letzten Wochen ein wenig vernachlässigt. Plötzlich fiel mir siedend heiß etwas ein. Ich hatte die Kamera heute nicht angehabt. Heißt: Es fehlte der gesamte Tag. "Verdammt!", fluchte ich und beendete 10 Minuten später meine Dusche und hüpfte hinaus. In Windeseile hatte ich mich abgetrocknet und angezogen und riss die Tür auf. Im Wohnzimmer war Marius erst nicht zu finden, doch als ich um die Ecke sah, stand er nachdenklich da und murmelte etwas vor sich hin. Leise trat ich näher an ihn heran und schnappte ein paar Worte auf. Zug, Anfang und Unterkunft. Hm, schlau wurde ich daraus auch nicht wirklich. "Das Bad wäre jetzt frei.", murmelte ich deshalb und erschrocken fuhr er herum. "Das ging ja echt schnell.", grinste er und sah mich an, "Ist was? Du siehst so gestresst aus." Lächelnd legte ich den Kopf schief. Ihm entging aber auch nichts: "Ich hab' nur vergessen die Kamera aufzustellen. Also habe ich kein Vlogmaterial. Aber ist jetzt auch egal, geh einfach duschen und ich kümmere mich um's Essen." Seufzend drehte ich mich wieder um und trottete zur Küche, Marius im Schlepptau. "Falls du noch irgendetwas brauchst, sag Bescheid.", erklärte ich und kramte in den Küchenschränken nach den Nudeln. "Naja Handtücher...", fing Marius an und ich drehte mich wieder zu ihm um. "Ja, stimmt. Warte kurz.", antwortete ich mit leicht geröteten Wangen und kramte aus ein paar Kartons zwei Handtücher. Dankend nahm er sie an: "Ich bin dann mal kurz weg. Und fackel bitte nicht die Küche ab."
Irritiert sah ich ihn an: "Woher weißt du, dass ich nicht kochen kann?"
Grinsen verkniff er sich ein Lachen: "Das war eigentlich als Spaß gemeint...soll ich schon den Pizzaservice anrufen?" "Ach geh einfach!", lachte ich und schubste ihn Richtung Badezimmer, während er mir noch kurz zuzwinkerte.
Was für ein Idiot.
Aber ein toller Idiot...

Effekt meines HerzensWo Geschichten leben. Entdecke jetzt