Nachdem wir zwei weitere Schulstunden hinter uns gebracht haben, verlassen wir das Schulgebäude erneut. Selina tippt bereits eine Whattsapp, Elena und Noah laufen nebeneinander her und unterhallten sich. Über was weiß ich nicht genau, aber er scheint Sie zum lachen zu bringen. Ich lächle in mich hinein. Die beiden währen ein so süßes Paar. James geht neben mir her und scheint mal wieder meine Gedanken lesen zu können. Er nickt nur. ,,Absulut." Zum Abschied nimmt er mich in den Arm und haucht ,,Denk nicht so viel über ihn und Sophie nach." Wir wissen beide, dass mir das nicht gelingen wird. Und zu allem übel rempelt mich Sophie just in diesem Moment an. ,,Man müsste meinen, dass das Mädel mit achzehn Jahren über solche pubertären Aktionen hinweg ist. Tja, dem ist wohl nicht so." Freays Kommentar passt einfach perfekt zu meinen Gedanken. ,,Bis Morgen." Ich drehe meinen Kopf erstaunt in seine Richtung und blicke ihm direkt in die dunkelgrünen Augen. Ich versuche herauszufinden, was in ihm vorgeht, doch es ist, als verschlösse sich sein Blick, kaum das Ich ihn ansehe. Ich nicke nur und erwiedere ,,Bis Morgen." Er sieht mich noch einen Moment an, bemerkt dann wohl, wie seltsam er gerade rüberkommt, dreht sich weg, läuft zu seiner Freundin, die einige Meter von uns entfernt steht, mit ihren hellbraunen Haarspitzen spielt und uns mit einem seltsamen Gesichtsaudruck mustert. Noah sieht seinem besten Freund verwirrt nach, schüttelt den Kopf. ,,Schönen Nachmittag noch, Mädels." Noah hebt die Hand und geht in eine andere Richtung. Ich überquere die Straße vor unsere Schule und weiche einem Schülerstrom aus, der Richtung Bushaltestelle läuft. Elena und Freya haben sich mittlerweil auch durch die Schülermassen gekämpft und stehen neben mir. Ich ziehe den Autoschlüssel aus meiner Tasche und öffne den Wagen. Jemand hupt. Ich drehe mich instiktiv um und winke James, der in seinem schwarzem Cabrio an uns vorbei fährt. Ich muss ihn dringend mal überreden, mich mal mit zu nehmen. Elena steigt hinten ein, Freya lässt sich auf den Beifahrersitz fallen. Ich verbinde mein Handy mit dem Radio und mit dem ersten Takt von ,,Came here for Love" starte ich den Motor. Wir singen mit, so weit wir den Text eben können. Als wir an der roten Ampel stehen, kommt der nächste Song. Perfekt. Ein wunderschönes Stück Musikgeschichte. Währe Selina jetzt hier, würde sie sich über meine Musikauswahl beschweren, aber so summen wir leise mit und stehen auch schon vor Freyas Zuhause. ,,Okay Mädels. Der Rest des Tages gehört uns." Fünfzehn Minuten später haben wir uns abgeschminkt, in die bequemsten Klamotten geworfen und unsere Handys auf lautlos gestellt. Wir liegen auf Freyas Bett, jeder ein Kissen im Nacken. Ich sitze zwischen Meinen Besten und freue mich wie ein kleines Kind, als Freya den Film startet. Wir haben uns ersteinmal für ,,Ein ganzes halbes Jahr" mit Emilia Clarke in der Hauptrolle entschieden. Die Limo wird mit einem leisen Zischen geöffnet, wir schauen gebannt auf den Bildschirm und verfolgen wie Lou das erste mal das Haus der Traynors betritt. Ich greife in die Chipstüte, die Elena in der Hand hällt und frage mich, wie oft ich diesen Film schon gesehen habe. Zu oft, um es zählen zu können. Doch nie hat er besser gepasst als jetzt, in diesem Moment. Ich weiß selbst, wie es ist, ein halbes Jahr irgentwie in einer anderen Welt zu leben, anders zu denken und zu handeln, den normalen Alltag zuhause zu vergessen. Ich weiß, dass einen sechs Monate verändern können.Ein wenig wehmütig denke ich an meine Gastfamilie zurück. Familie Campbell. An Allen und Rob, die beiden Eltern. An die sieben Kinder, die sechs Monate ihr Leben mit mir geteilt haben. Ich schließe die Augen und rufe sie mir ins Gedächtnis. David, der älteste, schon 20, hellrotes Haar und in einer Ausbildung zum Koch. Maggie, 19, hellblondes, raspelkurzes Haar. Sie ist wie eine große Schwester für mich gewesen. Sie ist in 2 Monaten mit ihrer Ausbildung fertig. Mit wem ich am meisten zu tun hatte ist Harry, mein Austauschschüer. Er ist nur 2 Tage älter als ich. Schwarzes Haar, blaue Augen. Er sieht fast aus wie Summer und Toby, die Zwillinge, auch wenn Summer grüne Augen hat. Die beiden sind 11 Jahre alt. Das kleinste Mädchen ist Lily. Obwohl wir nicht mit einander verwand sind, sind wir uns echt ähnlich. Rotbraunes Haar, grüne Augen, helle, empfindliche Haut mit Sommersprossen. Lily. sie ist 7 Jahre älter als Henry, der allerkleinste. Ich war bei seiner Taufe dabei, da war er gerade ein Jahr alt geworden. Ich rechne nach. Das war vor knapp einem Monat. Ich erinnere mich noch gut an den Moment, als dass kalte Wasser über seinen Kopf gegossen wurde und er total fröhlich gegluckst hat, erfreut über die Äbkühlung. Der Tag war das letzte Fest, dass ich mit den Campbells verbringen durfte. Wir haben noch bis tief in der Nacht am Lagerfeuer gesessen. Und Allen hat mir etwas anvertraut, etwas, was mir auch in diesem Moment die Tränen in die Augen treibt, wenn ich an meine kleine denke. Elena flüstert mir zu,,schau mal wie schön!" Ich vertreibe meine quälenden Gedanken an Lily und wende meine Aufmerksamkeit wieder dem Geschehen im Film zu. Lou beugt sich über Will, küsst ihn. Uns entfährt gleichzeitig ein ,,Ohhhh!". ,,Wennn das bei mir nur auch so währe." Lacht Freya. ,,Ja!" Elena seufzt. Wir schauen sie gleichzeitig an. ,,Was denn?" Wir fangen an, sie zu necken und ich unterbreite ihr schlißlich meine Meinung zu Noah. Sie tut es wie immer als Feundschaft ab. Aber ich weiß es ja sowiso schon, also belasse ich es dabei. Sie lenkt das Gespräch auf das Thema, dem ich bis jetzt äußerst erfolgreich ausgewichen bin. Elias. Meine Freundinnen versuchen nun mich davon zu überzeugen, an Gefühle von seiner Seite aus zu glauben. Das entwickelt sich zu unendlichen interpretationen und am Ende liegen wir nur noch lachend da und bekommen uns kaum noch ein. Ich glaube zwar noch nicht so ganz, dass da noch was sein sollte, zu viel ist zwischen uns passiert. Will verabschiedet sich von Lou. Bei uns allen fließen die Tränen. Nach einer großen Pizza machen wir es uns gemütlich. Bevor ich komplett eingeschlafen bin, danke ich dem der bestimmt hat, dass wir uns treffen, für meine besten Freundinnen.
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6 Monate , 3 Tage, 7 Stunden und 30 Minuten
RomanceEigentlich denkt man, es ist alles wie immer. Die Freunde sind die gleichen. Der Ort hat sich nicht verändert. Und ich fühle mich auch wie immer. Verrückt, ironisch, optimistisch, heillos romantisch. Aber es ändern sich Dinge. Menschen ändern sich...