Dienstagmorgen. Ich hasse es. Ich werfe einen bösen Blick auf meinen Wecker, um mich zu vergewissern, dass es wirklich bereits 6.12 Uhr ist. Ja, ist es. Um nicht das ganze Haus zu wecken, werfe ich meine Decke weg und drücke den sleep-Kopf. Ich tapse auf leisen Sohlen ins Bad. Das Wasser ist eisekalt, was allerdings nicht schlimm ist. Ich werfe einen Blick auf das Thermometer. 27°C! Und dass am frühsten Morgen. Das ist doch unnormal. Ich laufe zurück ins Zimmer, schnappe mir eine kuze Hose und ein Top, und lasse mich dann wieder gemütlich in mein weiches Lager aus Kissen fallen. Eine Whatsapp kommt an. James. Hm. Wir haben in der letze Woche irgentwie kaum mit einander geredet. Ich war ziemlich beschäftigt damit, Elias und Sophie zu ignorieren, was mir leider nach wie vor echt schwer fällt, da die beiden, wann immer sich eine Gelegenheit bietet, Händchen halten, knutschen, kuscheln oder sonst was tun, was uns allen zeigen soll, wie glücklich sie doch als Pärchen sind. Und James hat sich irgentwie seiddem wir uns am Montag von einander verabschiedet habe, von mir distanziert. Was schreibt er denn? ,,Hey Mäuschen." ,,Guten Morgen!" tippe ich zurück. ,,Lust auf eine Spritztour heute nach Geo?" Als ob er meine Gedanken gelesen hätte. ,,Super gerne!" Dann muss mich Papa eben fahren. Ich packe meine Schultsche und gehe nach unten. Da erwartet mich eine Überraschung. Mein Papa sitz mit seinem Kumpel im Wintergarten und unterhällt sich mit ihm. Chris, dessen Sohn, sitz am Tisch und tippt auf seinem Handy herum. Er bemerkt mich nicht, bis ich meine Tasche demonstrativ auf den Boden fallen lasse und ,,Guten Morgen!" zu ihm sagen. Er schaut auf und nickt nur. ,,Hey Lizzy". Ich schüttle den Kopf und mache mir mein Müsli. Mein Bruder kommt total verschlafen in die Küche und setzt sch ohne ein Wort hin. Typisch Jungs eben. Dafür ist meine kleine Schwester super gelaunt. Sie singt die gesamte Fahrt bis zu ihrer Schule lauthals die Songs aus dem Radio mit. Zum Abschied drückt sie mir einen Kuss auf die Wange und läuft zu ihren Besten Freundinnen, die mindestens genauso verrückt sind wie sie es selbst ist. War ich in der 6. Klasse auch so? Ich weiß es nicht. Ich sehe ihr nach. Als wir in die Straße zu unserer Schule einbiegen wollen, nimmt uns ein roter Ford die Vorfahrt. Mein Vater legt eine Vollbremsung hin und wir werden durchgeschüttelt. Papa schüttelt den Kopf und wendet sich mir zu. ,,Hast du dich schon wieder eingelebt, Liz?" ,,Ja" Er nickt und lässt uns vor dem Schulgebäude raus. Ich werde von Selina umarmt, die ebenfalls kurze Hose und Top (natürlich ein Bandshirt) trägt. ,,Warm, was?" Sie nickt und wir laufen nebeneinander zum Unterricht. Mathe! In der ersten Stunde am Dienstag . Schule kann echt grausam sein. Ich bin zwar in Mathe nicht schlecht, mag dieses Fach aber überhaupt nicht. Und noch weniger unsere Mathelehrerin, Frau Kunz. ,,Morgen." Wir setzen uns wieder hin. ,,Blätter raus, wir schreiben eine kleine Leisungsfeststellung." Elena und ich sehen uns an und seufzen leise. Das ist doch mal ein gutes Ohmen für den Tag.
Nachdem wir die kleine (wers glaubt!) Arbeit, eine Stunde Deutsch, eine Bio und zwei Latein hinter uns gebracht haben, steht uns nur noch Geo bei unserem Klassenlehrer bevor. Dieses Fach liebe ich und habe dementsprechend auch sehr gut Laune, als wir den Klassenraum wieder verlassen. Ich winke meinen Mädels und Noah zu und setze mich zu James in sein Cabrio. ,,Wo gehts denn hin?" ,,Lass dich überraschen!" Okay. Ich lehne mich zurück und genieße den Fartwind. Ich habe eine Sonnenbrille aufgesetzt, Genau wie James. Wir fahren durch einen kleinen Laubwald, vorbei an einer Blumenwiese und einer Pferdekoppel, auf der ein Fuchs und ein Apfelschimmel stehen und friedlich grasen. Ich erkenne die Strecke. Es geht zum See. Dem Platz, an dem wir uns in der 5. ewige Freundschaft geschworen haben. Mit Blutsbrüderschaft und all dem ganzen Kram. Besigelt haben wir das mit Orangenlimonade und selbst gebackenem Kirschkuchen von seiner Tante. Der Kuchen war furchtbar, und wir haben mit den Krümeln Enten gefüttert. Ich streiche über meinen rechten Zeigefinger. Je näher wir dem See kommen, um so nervöser wird James. Ich kenne ihn lange genug, um dass zu merken, auch wenn er seine Augen hinter der dunklen Sonnenbrille versteckt. Was hat er vor? Wir parken unter einem Baum und warten einen Moment bis sich der Stab gelegt hat. Gleichzeitig schieben wir uns unsere Sonnenbrillen ins Haar und er fragt: ,,Und kannst du dich noch erinnern?" ,,Als währe es gestern gewesen!" Er lacht und wir steigen aus. Ich wiederstehe dem Drang, ihn zu fragen, warum wir ausgerechnet hier sind. Aber ich lasse es und helfe ihm lieber dabei, den Picknickkorb zu tragen. Wir setzen uns genau unter den Baum von damals. Er breitet die rot karierte Decke aus und lässt sich darauf fallen. Er klopft neben sich und ich setzte mich ebenfalls. Er packt einige Leckerreien aus, darunter auch Kirschkuchen. ,,Von deiner Tante?" frage ich entsetzt, doch er lach nur und schüttelt den Kopf. ,,Ich will uns doch keine Lebensmittelvergiftung zufügen. Der ist von meiner Mutter." Gut, nochmal Glück gehabt. Er schneidet ein Stück ab und reicht es mir. Das ist auch etwas schönes an James. Bei ihm muss man sich nicht immer Behnemen oder darauf achten, gerade zu sitzen und das Besteck ordentlich zu halten. Wir essen schweigent und genießen einfach diese ganz besondere Atmosphäre um uns herum. Das Wasser spiegelt die Sonne wieder und ein leichter Wind lässt die Blätter des Ahornbaumes über uns wippen. Ich schenke mir ein Sprudelwasser ein. ,,Liz. Es gibt einen ganz bestimmten Grund, warum wir hier sind. An diesem Platzt haben wir uns gegenseitig geschworen, immer für einander da zu sein, zuzuhören, zu trösten, ehrlich mit einander zu sein. Niemals über die Gefühle des anderen zu lachen." Ich stelle mein Glas ab und sehe in seine braunen Augen. Er holt tief Luft. ,,Liz, dass wa sich dir jetzt gleich erzählen werde ist für mich echt schwer. Du bist die einzige Person, der ich das anvertrauen kann. Weil du meine beste Freundin bist." Ich drehe mich volständig zu ihm um und lächle. ,,James, was auch immer es ist, du kannst mir alles anvertrauen. Alles.Wirklich Alles." Es herscht schweigen. Ich sehe, wie er mit sich selber ringt. ,,Ich..Ich habe mich in einen Jungen verliebt."
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6 Monate , 3 Tage, 7 Stunden und 30 Minuten
RomanceEigentlich denkt man, es ist alles wie immer. Die Freunde sind die gleichen. Der Ort hat sich nicht verändert. Und ich fühle mich auch wie immer. Verrückt, ironisch, optimistisch, heillos romantisch. Aber es ändern sich Dinge. Menschen ändern sich...