Disneyland

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Freya lacht, ich setzte mich an meinen Platz und sehe zu Elena hinüber. Meine beste Freundin spielt mit ihren Locken und sieht zu Noah hinüber, der ihren Blick nicht erwiedert. Aber, kaum, dass die Stunde beginnt, bemerke ich, dass er sie beobachtet. Ich kann mir das grinsen nicht verkneifen. ,,Was?" Elena hebt den Kopf, schaut mich verwundert an. ,,Nichts." ,,Okay." Freya und ich tauschen einen Blick. Pause. Wir gehen auf den Schulhof, als eine, uns sehr gut bekannte Person den Schulhof betritt. Ich stoße Freya vor Entsetzten ein wenig zu stark an, sie reibt sich den Oberarm. ,,Liz, was soll das denn?" Ich deute, unfähig, ein Wort zu sagen Richtung Tor.  Luna geht mit leicht federnden Schritten über den Schulhof, bevor sie im Gebäude verschwindet. ,,Haluziniere ich?" ,,Nein, tust du nicht." antworte ich. ,,Ich halte sie eher für eine Fata Morgana." Obwohl das ja eigentlich Wunschdenken ist. ,,Könnte auch sein."erwieder sie. Elias beugt sich zu uns vor. ,,Ist das etwa...?" er vollendet seinen Satz nicht aber ich verstehe in trozdem. ,,Ja." murmelt Freya trocken. Er schüttelt den Kopf. ,,Was ist denn da los?" Wir sollten es schon bald erfahren. Aber es gab doch noch einen Lichtblick, denn als wir den Raum 2.03 betreten, sitzt Selina auf ihrem Platz als wäre sie nie weg gewesen. Nur das Gipsbein, gut versteckt unter dem Tisch, und die hellgelben Krücken deuten auf eine eventuelle Abwesenheit hin. ,,Schön das du wieder da bist!"  ,,Ich freu mich auch." ,,Wie bist du denn hier hoch gekommen? Mit denen bestimmt nicht." James deutet auf ihre Krücken. ,,Schicke Farbe übrigens." Er grinst sie übertrieben freundlich an, sie grinst übertrieben freundlich zurück. ,,Ja, hellrosa mit Blümchen hatten sie leider nicht mehr." 1:0 für sie. Er lacht. ,,Nee, ich bin über den Hintereingang rein und dann mit dem Fahrstuhl gefahren. Wie ein..." Unsere geliebte Schulklingel unterbricht sie mitten im Satz. ,,Was wollte sie sagen?" ,,Ich weiß es nicht." Ein wenig geflunker ist das schon. Sie wollte mit Sicherheit etwas weniger politisch korrektes sagen. Vorerst gab es eine viel wichtiger Sache zu klären: wann und wohin wir unsere Abschlussfahrt machen wollen. Unser Klassenlehrer war ja für Hamburg, aber ein großer Teil war eben für London. Blöd, das das warscheinlich etwas teuer wird. Und dann kam auch noch die Idee auf, ins Legoland oder nach Disneyland zu reisen. Also bei manchen meiner Klassenkameraden könnte man sich wirklich fragen, ob noch alles okay ist. Als diese Vorschläge kamen,  sahen Elena und ich ins wie abgesprochen an, beide völlig entsetzt. ,,Wehe das setzten die durch!" James schnauft empört. ,,Ich meine, wie alt sind wir? 10?" Er hat ja so recht. Freya sieht nervös auf ihre Uhr, und kaum das es klingelt, springt sie auf. ,,Warum so eilig?" ,,Ich fahre gleich nach Weimar." Ich grinse sie an und ihr wird von allen Seiten Glück gewünscht. ,,Kann ich  brauchen." So nervös habe ich sie selten erlebt. Selina macht sich mit einigen Umständen auf den Weg zu Fahrstuhl. ,,Ich hasse die Dinger!" ,,Du schaffst das schon. Wer holt dich ab?" ,,Leon, und dann müssen wir zur Polizei, nochmal den genauen Verlauf des Unfalls beschreiben uns so. Als ob ich denen nicht schon tausendmal gesagt habe, das dieser blöde Typ viel zu schnell war und wir nichts dafür können. Und an den Rest erinnere ich mich nicht mehr. Leon meinte nur, daß der uns irgentwie gerammt hat und wir im Graben geladen sind." Sie sieht in Gedanken versunken aus, als versuche sie den Unfall zu rekunstruieren. ,,Egal." Wie aus einem Traum erwacht schüttelt sie den Kopf. ,,Bis morgen." Nach einer etwas seltsamen Umarmung gehe ich die Treppe hinuter,  hole Freya ein ,,Hey!" Jannis steht schon am Tor, wartet auf Sie, begrüßt sie mit einer sanften Umarmung. Neben mir steht Elena, etwas abseits Noah. Keiner der beiden macht Anstalten,  den anderen zu verabschieden oder ihn auch nur eines Blickes zu würdigen. Ich drehe mich zu ihr um, kaum das Noah und Elias aus unserem Blickfeld verschwunden sind. ,,Ich weiß. Aber jetzt ist es eben so." Scheinbar gleichgülltig zuckt sie die schmalen Schultern. Ich nehme ihr das beim besten Willen nicht ab. Aber gut. ,,Machs gut." Ich umarme auch sie und gehe zu meinem Auto. Unter dem Scheibenwischer liegt ein Zettel. Besser gesagt ein Briefumschlag. Ich ziehe ihn darunter hervor, drehe ihn in der Hand, er ist nicht verschlossen. Ich öffne ihn vorsichtig, darin liegt ein zusammengefalteter, geknitterter Zettel. Ein Computerausdruck. Ein Stück von einem Foto. Blauer Himmel, ein Stück von einem Gebäude. Ich kann es nicht erkennen. Ich drehe das Foto um. Auf der weißen Rückseite ist ein einziges Wort mit Kugelschreiber geschrieben. Liebes. Was hat das zu bedeuten? Unschlüssig stehe ich da, bis ich den Umschlag mitsamt dem Foto in meine Handtasche schiebe, den Motor starte und mich auf den Weg nach Hause mache. Den ganzen Weg über denke ich darüber nach, wer das gewesen sein könnte. Mir fällt niemand ein, vorallem kommt mir aber auch kein Grund in den Kopf. Ich biege in Richtung innenstadt ab, suche mir eine Parklücke und steige wieder aus. Zum Glück habe ich meinen Schirm eingepackt, denn nach wenigen Minuten fängt es an, in Strömen zu regnen. Man merkt eben schon, das der Sommer vorbei ist, der Herbst kommt. Das Pflaster wird dunkel, ich ziehe meinen Mantel fester um meine Schultern und beeile mich, in die Drogerie zu kommen. Hier ist es bedeutend wärmer, viele Menschen scheinen eine ähnliche Idee wie ich gehabt zu haben, es herrscht ein ziemliches Gedränge. Die wenigen Sachen, die ich brauche, sind schnell gefunden, das Anstehen an der Kasse dauert dafür um so länger. Ich bin in solchen Situationen unfassbar ungeduldig, und bin froh, nach zwanzig Minuten wieder an der frischen Luft zu stehen, obwohl es immernoch regnet. Ich zögerere. Eigentlich habe ich keine Lust, jetzt auch noch den Wocheneinkauf zu erledigen. Das lässt sich auch noch aufschieben. Mit gemächlichen Schritten gehe ich in unser kleines Cafe, setzte mich an einen Platz am Fenster, bestelle bei der braunhaarigen Bedienung einen Kaffee und schaue in den Regen hinaus, der wie Tränen an der Fensterscheibe abperlt. Tränen. Ein passender Vergleich wie ich finde. Ich lächle die Kellnerin an, hebe die Tasse an die Lippen und trinke einen kleinen Schluck. Mein Blick fällt auf die Straße, auf der nun immer weniger Menschen unterwegs sind. Genauer gesagt sind nur noch zwei Jungs zu sehen, der eine groß und kräftig mit schwarzen Haaren, der andere strohblond und etwas einen halben Kopf kleiner. Das ist doch...James! Den anderen kenne ich nicht. Der Kleinere dreht sich zu James um, der ebenfallst stehen bleibt. Sie lachen, klatschen sich ab, der Blonde verschwindet in einem Hauseingang. James sieht in den Himmel hinauf, fährt sich durch die Haare. Er sieht glücklich aus. Unterbewusst schleicht sich ein Lächeln auf mein Gesicht. ,,Hey Liz." Elias steht vor mir. ,,Was machst du denn hier?" ,,Ach. Nicht relevant. Ich darf doch?" Er zieht sich den Stuhl mir gegenüber heran, setzt sich mit einem strahlenden Lächeln. ,,Ja." Nicht relevant? Also will er es mir einfach nur nicht erzählen. Er lenkt schnell vom Thema ab, wir unterhalten uns eine ganze Weile, klammern dabei allerdings ein ganz bestimmtes Gesprächsthema aus, bis ich meinen Kaffee ausgetrunken und vier Nachrichten auf der Mailbox habe. ,,Bis morgen, Lizzy." ,,Bis morgen." Eine Umarmung später verschwindet er zwischen bunten Regenschirmen und hektischen Menschen.

6 Monate , 3 Tage, 7 Stunden und 30 MinutenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt