Ich werfe meine Schlüssel auf die Kleine Holzschale die auf dem Schuhstrank steht und schlüpfe aus meinen Sneakern. ,,Bin wieder Zuhause!" Rufe ich den Flur entlang. ,,Hallo Schwesterherz!" Nella, meine Schwester, sitz im Schneidersitz auf der Couch, hat eine riesige Schüssel mit Erdbeeren auf den Glastisch gestellt und zappt sich durchs Programm. Ich stelle meine Tasche auf der Kücheninsel ab, nehme mir einen kleinen Löffel und lasse mich neben sie fallen. Nella hat sich vor kurzem ihre blonden Haare zu einer modernen Kurzhaarfrisur schneiden lassen und hat sich wohl noch nicht so ganz daran gewöhnt, immer wieder fährt sie sich mit den langen Fingern hindurch. ,,Es sieht toll aus." Ich lächle. ,,Du willst nur Erdbeeren." Sie grinst. ,,Korrekt." Ich klaue ihr einen Löffel. Wir bleiben bei Shopping-Queen hängen. Und kommentieren es, lachen uns kaputt. Sie hat sich gerade von einem Lachanfall erholt, als die heutige Kanidatin ein furchtbares Oberteil von der Stange zerrt. Wir prusten los. Als die nächste Werbung kommt, ist die Schüssel leer gegessen. Sie steht auf und stellt die Schüssel auf die Arbeitsplatte. ,,Ah!" Sie verzieht das Gesicht. Ich ziehe eine Augenbraue hoch. ,,Muskelkater." Nella trainiert seid dem sie neun ist, also seid drei Jahren, Esto, eine Kampfsportart. Und obwohl sie echt gut ist, hat sie eben auch mal Musklekater. Ich sehe den schwarzen Hefter, der bis eben noch von der Schüssel verborgen war. Kunst. Ich lächle. Kust ist bei ihr schon immer schwarz, einfach, weil sie zwar super sportlich aber leider überhaupt nicht künstlerisch begabt ist. Ich schlage ihn auf. ,,Schau dir das bitte nicht an, tu dir das nicht an!" Sie nimmt ihn mir aus der Hand, setzt sich wieder neben mich. ,,Du, Lizzy...." ,,Jaaa?" Ich habe da ne Aufgabe, bei der brauche ich deine Hilfe." ,,Was denn für eine?" ,,Wir haben eben das Thema Schrift und müssen uns 14 verschiedene Schriften überlegen." ,,14?" Wiederhole ich. Die Leherin würde ich ja gerne mal kennen lernen. Nella besucht zwar auch ein Gymnasium, aber da Sie aber nicht auf die Schule, auf die ich und mein Bruder gehen geht, werde ich das Glück wohl niemals haben. ,,Bis wann?" Sie lächelt schief. ,,Bis Montag." Ich verdrehe die Augen. ,,Wie viele hast du?" ,,Vier." ,,Oh super." Ich stehe auf, hole mir Stift und Papier. Dann mal los. Wir fangen mit leichten Schnörkeln an, dann unordentliche Großbuchstaben. Wir erfinden eine Geheimsprache, schreiben wie Erstklässler. Sie findet Spaß daran. Und hat eine super Idee. ,,Was ist denn mit Altdeutsch?" Ich reiche ihr mein Handy, sie tippt meinen Pin ein und googelt. Dann schreibt sie langsam und mit der Falte auf der Stirn, die wie ein kleines Pi aussieht, die Buchstaben in die Tabelle. Eineinhalb Stunden später haben wir dreizehn Schriften a 26 Buchstaben in Groß- und Kleinschreibung in die Tabelle eingetragen. Uns fehlt noch eine. ,,Wir haben noch keine Schreibschrift." stellt sie fest. ,,Ich verstehe schon." So schön wie ich es schaffe fülle ich die letzten Kästchen aus. ,,Danke Liz!" Sie fällt mir um den Hals und drückt mir einen Kuss auf die Wange. ,,Gerne Schwesterschmerz." Sie lacht. Gemeinsam räumen wir den Tisch auf und beginnen, den Salat fürs Abendessen zuzubereiten. ,,Mo!" ruft sie die Treppe hinauf. ,,Essen!" Das Gesicht meines Bruders taucht sofort über dem Treppengeländer auf. Schnellen Schrittes kommt er die Teppe hinuter. Als er durch die Glastür tritt und bemerkt, dass unser Esstisch noch nicht gedeckt ist, will er sich doch prompt wieder verkrümeln. Aber das weiß ich zu vereiteln. Ich drücke die Tür zu und lehne mich dagen. ,,Hier kommst du nicht durch." Er gibt sich geschlagen und schlurft zum Kühlschrank. Den Trick, um ihn dazu zu bwegen, uns zu helfen, haben wir schon gefühlte tausend Mal angewand und trozdem hat er ihn noch nicht so ganz durchschaut. Obwohl man ja davon ausgehen kann, das sich ein sechzehnjähriger Junge nicht von seiner vier Jahre jüngeren Schwester rein legen lassen würde. Aber wie Oma jetzt sagen würde: ,,Männer werden sieben Jahre alt, dann wachsen sie nur noch." Ich lächle und sehe auf die Uhr. Apropos Oma. Wir wollten heute mal Skypen. Ich mache mich auf die Suche nach meinem Handy. Es klingelt an der Tür. ,,Nella, gehst du mal?" ,,Es ist der Postbote." Okay, der ist mein Part. Ich gebe die Suche auf und gehe zur Tür. ,,Wunderschönen guten Tag Lizzy! Ich habe ein Paket für dich, und dafür bräuchte ich mal ein Autogramm." Ach Marleen, für dich doch gerne." Ich setzte meine Unterschrift auf den Zettel und nehme das dick eingepackte Paket entgegen. Seltsam, ich habe doch nichts bestellt. Ich komme nicht dazu, weiter darüber nachzudenken, denn Luna hällt mir mein Handy unter die Nase. Leon ruft an, verkündet mir mein Display. Ich stelle mein Paket ab und gehe in den Wintergarten, verschließe die Schiebetür hinter mir. Eine Eigenschaft, die sich meine gesamte Familie teilt, ist das lauschen, wenn andere ein vertrauliches Gespräch führen. Erst als ich mir sicher bin, das meine Geschwister mich nicht hören können, nehme ich den Anruf entgegen. ,,Liz! Gottseidank erreiche ich dich endlich!" Ich komme nicht dazu, etwas zu erwiedern, denn er redet bereits weiter. Im Hintergrund höre ich eine Frau fragen ,,Sie gehören zu Selina?" ,,Ja." Erwiedert er. ,,Leon, wo bist du?" ,,Das wollte ich dir gerade sagen. Im Krankenhaus, Liz." Meine Beine geben nach. Ich lasse mich in einen der Korbstühle fallen. Weil ich nichts sage, erklärt er mir, was passiert ist. Ich bekomme nur einzelen Wortfetzten mit, so geschockt bin ich. Aber beim Wort Zusammenstoß kehre ich schlagartig wieder in die Realität zurück. Ich setzte mich kerzengerade auf und höre ihm aufmerksam zu. ,,Wie geht es ihr?" ,,Einige Knochenbrüche, und da Sie auf dem Kopf aufgekommen ist, weiß man noch nicht, ob irgentwelche Schäden zurück bleiben. Aber eine Gehirnerschütterung hat sie auf alle Fälle." Mir schnürt es die Kehle zu. ,,Aber sie wird es überleben, Liz." ,,Gut." Mehr bekomme ich nicht raus. Wir schweigen einige Minuten. Dann fasse ich einen Entschluss. ,,Währe es okay, wenn ich zu dir kommen würde? Ich kann mich jetzt eh nicht beruhigen, und ob ich zuhause sitze und hoffe oder zu dir komme und dort hoffe ist ja echt egal." ,,Ja. Bitte." Er erklärt mir, wo er sitzt, ich lege kurz darauf auf. Einen Moment sitze ich noch da, schaue über die Hügel in den mittlerweile dunklen Himmel. Dann springe ich auf,öffne die Wintergartentür und gehe mit schnellen Schritten an meiner zu Abend essenden Familie vorbei, schnappe mir meine Tasche. ,,Wo willst du denn noch hin, Liz?" Mein Papa sieht mich fragent an. ,,Zu Selina. Sie hatte einen Unfall." Bevor er noch etwas sagen kann, nehme ich mir mein Buch vom Couchtisch, werfe es in meine Tasche und befülle meinen Kaffeebecher. Dann gehe ich schnellen Schrittes in die Diele, ziehe mir so schnell ich kann meine Schuhe an und meine Jacke über, nehme meinen Autoschlüsel wieder aus der Schale. ,,Schatz." Mein Papa steht im Flur, hällt eine Tafel meiner Lieblinsschokolade in der Hand. ,,Nervennahrung." Meint er. ,,Danke Papa." Ich gebe ihm einen Kuss auf die Wange und öffne die Tür. ,,Fahr vorsichtig." Ich nicke und verlasse das Haus. Mit dem Typischen Klacken fällt die Tür ins Schloss.
Schaut doch mal bei metalgirl_114 vorbei, sie schreibt ebenfalls eine Geschichte und ist eine sehr gute Freundin von mir!
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6 Monate , 3 Tage, 7 Stunden und 30 Minuten
RomanceEigentlich denkt man, es ist alles wie immer. Die Freunde sind die gleichen. Der Ort hat sich nicht verändert. Und ich fühle mich auch wie immer. Verrückt, ironisch, optimistisch, heillos romantisch. Aber es ändern sich Dinge. Menschen ändern sich...