,,Du hast die Rolle?" Jannis steht vor Freya, seine Hände liegen an ihrer Hüfte, ihre auf seinen Schultern. Die Freundin der Sonne lacht. ,,Ja!" ,,Ich freu mich ja so für dich!" Er grinst, zieht sie zu sich heran. Die Umarmung der beiden hält ein ganzes Stück an, er flüstert etwas in ihr Ohr, was sie zum kichern bringt. Sie schaut zu ihm hoch. Er sagt wieder etwas, legt seine Stirn an die ihre. Ich komme nicht dazu, die beiden weiter zu beobachten, denn Selina setzt sich mit einem leisen Fluch neben mich. ,,Wie ich diese Dinger hasse!" Sei wirft einen verachtungvollen Blick auf ihre Krücken, die sie neben sich auf die Steintreppe gelegt hat. ,,Und dann noch diese unmögliche Farbe!" ,,Sieh es mal so, ohne sie könntest du dich kaum vom Fleck bewegen." Sie rollt gespielt genervt ihre braunen Augen. ,,Muss du einem immer die schlechte Laune verderben?" ,,Welche schlechte Laune?" Ich ginse sie fröhlich an, sie schüttelt nur den Kopf. ,,Ich an deiner Stelle hätte ja fabelhafte Laune!" sage ich, schiebe mir eine Haarsträne hinters Ohr und drehe mein Gesicht zu Sonne. Sie blinzelt mich an. ,,Wieso?" Ich lege den Kopf schief, sie versteht, auf was ich anspiele. ,,Jaja." Sie lächelt ebenfalls in die Sonne, was für sie eher untypisch ist, nicht umsonst nennen wir sie Freundin der Nacht. Das hat allerdings auch sehr viel mit ihrem Namen zu tun, Selina kommt aus dem altgriechischen und bedeutet frei übersetzt ,,Mondgöttin". Als hätten ihre Eltern schon gewusst, das ihre Tochter die Dunkelheit lieben würde, die Finsternis, das Mysteriöse. Sie blickt zurück zu mir. ,,Kann eben nicht jeder einen Freund haben, der so cool und lieb ist wie meiner und mir einfach mal so Konzerttickets für Wacken nachstes Jahr schenkt; ohne das ich Geburtstag habe oder so." Sie stockt. Ihr scheint aufgefallen zu sein, das der 2. Oktober nicht mehr allzu lange hin ist. Und auch mir wird klar, das ich noch nicht einmal im Ansatz eine Idee für ein Geschenk habe. Obwohl... Ich muss grinsen, in meiner Vorstellung sehe ich bereit ihr Gesicht vor mir. ,,Jedes mal, wenn du so schaust, habe ich allen Grund, Angst zu bekommen." ,,Keine Sorge, es wird dir gefallen." besänftige ich sie. ,,Oder auch nicht." füge ich im Stillen hinzu. Mein Einfall ist etwas anders als alles, was ich ihr bis jetzt schenkte. Aber zur Umsetztung brauche ich warscheinlich Hilfe. In Gedanken schmiede ich bereits Pläne. Sie lässt sich erneut die Sonne ins Gesicht scheinen. ,,Wo ist eigentlich dein Typ?" Ich lache. ,,Mein Typ." ,,Tu nur mal nicht so!" Ein Außenstehender hätte nicht gewusst, das wir mit einander reden, wir sehen uns nicht an. Ich setzte ein Lächeln auf. ,,Also doch." Sie kennt mich zu gut, als dass ich ihr so etwas verheimlichen könnte. Blöd, wenn man sich schon seit der fünften Klasse kennt. Sie grinst wissend, lenkt aber ab. ,,Wo wir gerade bei Typen sind: da ist unsere herzallerliebste Elena." Sie nickt mit den Kinn zum Haupteingang. ,,Mit dem herzallerliebsten Noah." führe ich den Spaß fort. ,,Sind sei nicht furchtbar süß?" Sie klimpert mit den Wimpern. ,,Aber wirklich!" Wir grinsen uns an und sind, kaum, dass Elena und Noah vor uns stehen, wieder volkommen normal. ,,Alles klar bei euch?" Noah schaut etwas fragend. ,,Klar, alles bestens!" Erwiedern wir im Chor und lächeln so unschuldig wie irgentwie möglich, ohne in Gelächter auszubrechen. ,,Dann ist es gut." Er scheint nicht überzeugt zu sein, sagt jedoch nichts mehr sondern setzt sich neben seine Freundin. ,,Man ist hier wirklich nur noch von Pärchen umgeben, furchtbar!" Ruft James aus, der sich kurze Zeit später zu uns gesellt. Noah und Elena sitzen nebeineinder, Freya lehnt an Jannis Schulter. Ich hätte ihm beinahe recht gegeben, säße ich nicht ebenfalls neben diesem einem Jungen, der mich jetzt auf James Kommentar hin angrinst. ,,Stimmt, man kommt sich ja ganz verloren vor." Selina wischt sich eine imaginäre Träne weg. ,,Du Ärmste!" Elena schließt sie in eine übertrieben feste Umarmung. ,,Und ich werde nicht getröstet?" ,,Du Ärmster!" wir lachen.
Montag. Statt der Englischstunde, die ausfällt (yeah!) haben wir mal wieder eine ,,Klassenlehrerstunde. ,,So, meine Damen, meine Herren, ich habe ihnen etwas wichtiges zu verkünden." Mein Klassenlehrer sitzt mal wieder auf der Kante seines Tisches und schaut uns über seine Brille hinweg an. ,,Sie haben ja alle in den letzten Stunden immer wieder das Thema der Abschlussfahrt aufkommen lassen. Da ich weiß, welchen Wunsch sie alle hegen, habe ich mich kundig gemacht." Er lächelt freundlich. ,,Natürlich ist diese Reise kostspielig. Deswegen werde ich einen Elternabend dazu veranstalten, um dies mit euren Erziehungsberechtigten abzusprechen, von denen, deren Kinder noch nicht volljährig sind, brauche ich da natürlich das Einverständniss." Wir grinsen uns an. James sieht einfach nur unendlich erleichtert aus, nicht ins Leogoland fahren zu müssen. ,,London!" Er grinst begeistert. ,,Das ist so eine hammergeile Stadt!" Selina grinst. ,,Und romatisch noch dazu." Ich lächle. Sowas von ihm zu hören hätte ich nicht gedacht. Elena schaut zu mir, wir grinsen uns an. Nur von Freya kommt keine wirkliche Reaktion. Sie ist mit ihren Gedanken ganz wo anders. Jannis, der jetzt neben uns her geht, scheint das ebenfalls zu bemerken, er nimmt ihre Hand, lächelt ihr aufmunternd zu. Sie seufzt leise. Er sagt nichts, sondern beggleitet sie still und ruhig bis zum Bahnhof, gibt ihr zum Abschied einen Kuss und steht, mit den Händen in den Hosentaschen am Bahngleis, bis er ihren Zug nicht mehr sehen kann. ,,Hoffentlich geht dass gut."
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6 Monate , 3 Tage, 7 Stunden und 30 Minuten
RomanceEigentlich denkt man, es ist alles wie immer. Die Freunde sind die gleichen. Der Ort hat sich nicht verändert. Und ich fühle mich auch wie immer. Verrückt, ironisch, optimistisch, heillos romantisch. Aber es ändern sich Dinge. Menschen ändern sich...