Lieblingsmenschen

20 5 2
                                    

Sie ignorieren sich noch immer. Wie zwei Menschen, sich nichts zu sagen haben. Oder sich nichts mehr sagen wollen. Oder keine Gesprächsthemen mehr haben. Wenn Stille zwischen euch herrscht. Es gibt diese Personen, mit denen du niemals ein richtiges Gespräch führst, weil ihr aus zwei verschiedenen Welten kommt, ihr nichts als relevant genug empfindet, es dem anderen mit zu teilen. Oder weil ihr Angst habt, ihn zu langweilen. Weil ihr die normalen Fragen apklappert und dann nur noch schneller nebeneinander her lauft, um der drückenden Stille, dem Schweigen, zu entgehen. Furchtbar, das man Angst hat, den anderen zu langweilen. Angst vor der Stille. Mein Vater rät mir immer, den Mut zur Stille zu haben, davor, das keine Wörer durch die Luft fliegen. Aber eigentlich war es zwischen ihnen niemals so, das sie sich nur anschwiegen. Sie, das sind meine beste Freundin Elena und Noah.

Daneben lachen die beiden, die Freundin der Nacht und die Freundin der Sonne. Sie quatschen ganz unverfänglich, die Freundin der Sonnen nimmt den schwarzen Edding aus der Hand der Freundin der Nacht. Sie schreibt ihren Namen auf den Gips, malt ein Pentagram daneben. Etwas weiter oben steht mein Name, daneben ebenfalls ein Pentagram. Die Freundin der Sonne wirft die langen, schwarzen Haare zurück, die Freundin der Nacht lacht und tut es ihr nach. Selina, die Freudin der Nacht, Freya, die Freundin der Sonne.

Prinz Harry kommt mit zwei Kaffee in der Hand zu ihnen, überreicht einen davon Freya, die ihm mit einem Küsschen auf die Wange dankt. Er grinst zufrieden, was ihn noch mehr nach Prinz Harry aussehen lässt. Kaffee, damit hat alles an gefangen. Ein falscher Tritt und der Junge hatte zwar die Hälfte seines Kaffees auf meinem T-shirt verteilt, hat aber dafür meine beste Freundin kennen gelernt, die, die sich jetzt gegen ihn leht, ihm etwas ins Ohr flüstert, was ihn zum schmunzeln bringt. Sie sehen so haromisch aus, Freya uns Jannis. Auch wenn sie ja offiziel nicht zusammen sind. Noch.

Selina beobachtet das Ganze, lächelt, sodass die Grübchen in ihren Wangen wieder entstehen. Dann schaut sie in den Himmel und denkt mit ziemlich großer Warscheinlichkeit an den Jungen, der sie nachher abholen wird. Der ihr beim einsteigen hilft, fürsorglich schaut, ihr die Hand reicht. Der, dem Mann und Frau solche lieben und kleinen Aufmerksamkeiten wie eine einzige Blume zur Begrüßung seiner Freundin niemals zugetraut hätten. Aber wie heißt es so schön? Harte Schale, weicher Kern. Das trifft auf Leon hundertprozentig zu.

Ich verstehe sie zu gut, dieses glückselige Gefühl hällt auch bei mir schon seit Tagen wieder an. Genauer gesagt, seitdem wir uns mal wieder richtig unterhalten haben. Das Kribbeln im Bauch, in den Fingerspitzen ist wieder da. Die Freude über eine Umarmung, über ein Lächeln von ihm. Herzklopfen ist da bei einem hoffnunglos romantischen Mädchen wie mir vorprogramiert. Ich lächle. Elias dreht sich um, als hätte er meinen Blick gespürt, lächelt mir zu. Dann kommt er die Teppe hinab zu uns.

Dann gibt es da noch James, der beste Freund, den ich mir vorstellen kann. Der, der troz seiner eigen Probleme und Unsicherheiten immer der ist, dem ich mich ohne nachzudenken anvertrauen kann, der ist, der immer Zeit für mich hat. Es ist schön, so einen besten Freund zu haben, um Situationen, Gespräche, Dinge aus einer anderen Sichtweise sehen und verstehen zu können. Oder um einfach jemanden zu haben, mit dem man Schweigen kann. Das kann ich mit meinen Freundinnen nicht, egal, ob mit Elena, Freya oder Selina. Bei denen fängt man einfach nach wenigen Minuten wieder an zu reden, auch wenn man das Thema schon so oft besprochen hat. Aber daran erkennt man eben beste Freundinnen. Sich über jeden Quatsch doppelt und dreifach zu amüsieren, jedes Gespräch auseinander zu analysieren, sich an Momente vor über zwei Jahren zurück zu erinnern. Mit James mache ich das auch, aber anders. Und das ist so toll an ihm.

Und gerade diese Menschen sitzen um mich herum, lachen miteinander, wenn sie sich nicht gerade ignorieren oder mit einander kuscheln. Und ich sitze mitten drin. Und ich bin froh sie zu haben. Jeden einzelnen. ,,Hey." Über diese Person habe ich in den letzten Minuten nicht nachgedacht, da sie mir, wenn ich ehrlich bin, komplett gleichgültig ist. Sophie, zwar nicht blond, dafür aber blöd. Keiner antwortet ihr, vor allem nicht ihr Exfreund. Ich mache mir nichtmal die Mühe, mich zu ihr um zu drehen. ,,El?" El? Aber sonst geht es ihr noch gut, oder? ,,Hm." Besagter Junge mit meergrünen Augen setzt sich mir gegenüber, zwischen Noah und James. ,,Was ist denn jetzt mit am Wochenende?" ,,Du meinst die Party von deiner Besten Freundin?" Haha. Guter Witz. Sophies Beste Freundin ist Janina, die auch in unsere Klasse geht. Sie ist genau so ein Typ Mädchen wie Sophie, es kommt selten vor das man sie nicht im Doppelpack antrifft. ,,Ich hatte nicht vor, zu kommen." Sie verzieht die Pink geschminkten Lippen zu einem Schmollmund, der wohl süß aussehen soll. ,,Denn." Er macht eine bedeutungsvolle Pause. ,,Dieses Wochenende helfe ich James." Stimmt ja, da war was. ,,Mädels, ich hole euch morgen gegen sechs ab." Als wir die Schule verlassen, werden bereits Wetten über seine tätsächliche Ankunft bei uns abgeschlossen.

 

6 Monate , 3 Tage, 7 Stunden und 30 MinutenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt