,,Ihr seid so unfassbar gestört!" Selina lacht, als ich ihr ein Sektglas reiche. ,,Und genau dafür liebst du uns, nicht wahr?" Freya grinst zu ihr hinüber und hällt mir ebenfalls ihr Glas hin. ,,Ganz genau!" Sie schaut sich um. ,,Ich meine, Pink ist jetzt nicht so meine Lieblingsfarbe, aber mit dem Schwarz ist das schon ganz cool." ,,Ach ja." Ich stelle die Flasche weg, setzte mich zu ihnen auf das Sofa. ,,Lizzy, was willst du uns hier jetzt eigentlich verabreichen?" Elena beäugt kritisch ihr Getränk. ,,Sekt, Liebes." ,,Willst du mich vergiften?" Selina verzieht das Gesicht. ,,Man stößt mit Sekt an, Selina, keine Widerrede!" Freya lacht. ,,Von mir aus." Die Freundin der Nacht hebt ihn Glas. Wir anderen ebenfalls. ,,Stößchen!" Wir fangen an zu lachen, so laut, dass es sicherlich bis auf die Straße zu hören ist. ,,So" Selina stellt ihr Glas ab. ,,Was habt ihr geplant?" ,,Also..." die Freundin der Sonne hebt eine DVD hoch ,,Was ist mit den hier?" Selina mustert den Titel, seufzt, schaut hilfesuchend zu Elena, die grinst nur, schaut zu mir, ich lächle zuckersüß, schaut vorsichtig zu Freya, nickt noch vorsichtiger. ,,Yes! Endlich wird sie normal!" Jubelt Freya. Selinas Blick verfinstert sich schlagartig und mit gespielt böser Stimme meint sie: ,,Nennt mich niemals wieder normal, Freundin der Sonne. Niemals." ,,Wie ihr wünscht, meine Königin der Finsternis." Freya macht einen tiefen Diener. Ich lache. ,,Und..." Selina macht eine kunstvolle Pause ,,wenn wir schon nach allen Klischees feiern müssen, wo ist dann mein Popcorn und meine Limo?"
140 Minuten später tupfe ich mir eine Träne aus dem Augenwinkel, reiche Selina ebenfalls ein Taschentuch. ,,Hach, wie ergreifend!" Schnieft sie theatralisch hinein. ,,Ja, schön,sich mal richtig auszuheulen." Elena zerknüllt ihr Tuch und wirft es in Richtung Papierkorb. Sie trifft daneben. Ich sehe zu ihr hinüber, aber sie schaut stur nach vorn. ,,Okay." Freya schaut sie an. ,,Was ist los?" ,,Nichts." Betont ruhig dreht sich Elena um. Selina schüttelt nur den Kopf. ,,Das glaubst du dir nicht einmal selber." ,,Maus?" Sie schaut weg. ,,Gut, dann eben auf die alte Methode." Freya steht auf, zieht sie mit sich. ,,Wie, auf die alte Methode?" ,,Flaschendrehen." ,,Ohne Jungs ist das doch langweilig." Ich setze mich auf. ,,Du hast also noch nie mit mir Flaschendrehen gespielt, Lizzy." Freya lacht. ,,Kommt schon." Selina leht sich zu mir hinüber. ,,Haben wir eine Wahl?" ,,Bezweifle ich ganz stark." Murmle ich zurück. ,,Geteiltes Leid ist halbes Leid." Jaja. Weder Selina noch ich machen Anstalten uns zu erheben. ,,Los jetzt!" Mir fliegt ein Kissen an dem Kopf. ,,Ich habe dich auch lieb!" Ich werfe ihr eine Kusshand zu. ,,Ich euch auch, und jetzt kommt her." Selina und ich geben nach, wir machen es uns auf Kissen und Decken bequem und beobachten, wie sich die Flasche in unserer Mitte dreht. Sie bleibt stehen, zeigt auf Freya. Die zieht überrascht die Augenbrauen hoch. Sie hätte wohl nicht damit gerechnet, als erste dran zu sein. ,,So, Liebes." Elena grinst. ,,Dann erzähl mal. Warum herrscht zwischen dir und deinem Prinzen total Eiszeit, warum redet ihr nicht mehr miteinander?" Er ist ein bisschen eingeschnappt, glaube ich. Er kann einfach nicht akzeptieren, dass ich demnächst mit einem anderen, sehr sehr gut aussehenden Jungen vor der Kamera stehen werde." ,, Aber jetzt mal ganz im Ernst, ich würde als Freund auch nicht so gerne sehen wie meine Freundin mit einem wildfremden Typen knutscht." ,,Liz hat Recht. Hast du schon einmal darüber nachgedacht, dass es ihm dabei ziemlich scheiße gehen könnte?" Elena legt ihren Kopf schief. ,,Natürlich habe ich das. Freya schaut auf. ,,Ich würde es selber auch nicht wollen, aber es ist mein Traum und sollte er mich nicht dabei unterstützen, das zu machen was ich schon immer machen wollte? Wovon ich schon mein Leben lang Träume? Doch mein Freund steht nicht hinter mir, und ich glaube, das macht das ganze nicht einfacher für mich." ,,Ich glaube nicht dass er nicht hinter dir und deinem Projekt stehen wird, Freya, aber er will eben einfach nicht dass du darüber eure Beziehung vernachlässigst." ,,Das ist eine riesen Chance für mich und die werde ich auch nutzen, damit muss er klar kommen." Ich räuspere mich. ,,Er möchte einfach nur nicht, dass du ihn vergisst." ,,Könnte ich nie." Sagt sie leise. Es herrscht einige Minuten Schweigen, bs Freya erneut den Kopf hebt, sich das schwarze Haar mit einer schnellen Handbewegung aus dem Gesicht streicht. ,,Ist ein wenig Unterstützung zu viel verlangt?" ,,Nein. Denk aber auch mal an ihn." Sie nickt kaum merklich. ,,Okay, dann mal der nächste." Sie dreht, die Flasche bleibt stehen und zeigt auf Selina. Sie grinst. Na dann legt mal los." ,,Was ist an dem Nachmittag passiert, an dem er dir die Karten geschenkt hat?" ,,Er hat mir die Karten geschenkt." ,,Das kann unmöglich alles gewesen sein." Sie grinst nur, sagt keinen Ton.
,,Selina!" Elena hebt, schon fast drohend, ihre Hände. Selina ist furchtbar anfällig was kitzeln angeht, und diese Tatsache macht Elena sich sehr gerne zu Nutze. ,,Okay." ,,Wir sind ganz gespannt." Ich setze mich etwas bequemer hin und lehne mich an Freya an. ,,Wir haben ein wenig Musik gehört, lautstark. Wir waren ja allein bei mir. Er war echt mega süß an dem Abend." Sie spricht nicht weiter. Ich lächle, tausche einen Blick mit Freya. Leise spricht sie weiter, sieht dabei aus den Fenster auf die Straße. ,,Er hat, einfach mittendrin, einen Song abgespielt, der so garnicht zu uns passt." Ich nehme war, das sie ,,Uns" ganz selbstverständlich für sich und ihn gebraucht. ,,Dann hat er meine Hand genommen, und, so gut es eben ging, mit mir getanzt. Okay, eigentlich haben wir uns nur umarmt. Es war trozdem schön." Sie lächelt. ,,Wir haben Pizza gemacht und anschließend eine Serie geschaut. Wir saßen auf meinem Bett und da hat er mir die Tickets einfach total beiläufig gegeben. Als währe das nichts besonderes! Ich kann euch nicht sagen, wie sehr ich mich gefreut habe, einfach auch, dass er sich noch daran erinnert, dass ich da unbedingt mal hin wollte. Ich habe es ihm ja nur einmal erzählt." Ich schaue sie an. Ihr Gesicht hat einen verträumten Zug angenommen, ihre Augen funkeln ihre gesamte Körperhaltung ist aufrechter als sonst. Freya beugt sich noch etwas näher zu mir. ,,Ich glaube, unsere Selina ist verliebt." ,,Ja." Antworte ich und bekomme das Grinsen nicht mehr aus dem Gesicht.
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6 Monate , 3 Tage, 7 Stunden und 30 Minuten
RomanceEigentlich denkt man, es ist alles wie immer. Die Freunde sind die gleichen. Der Ort hat sich nicht verändert. Und ich fühle mich auch wie immer. Verrückt, ironisch, optimistisch, heillos romantisch. Aber es ändern sich Dinge. Menschen ändern sich...