Elias und Sophie stehen Hand in Hand mitten in der Tür. Wir haben Montagmorgen, draußen regnet es in Strömen, sodass kleine Bäche über die Straße fließen und die Fußgänger von rücksichtslosen Autofahreren nass gespritzt werden. Auch meine lange, hellblaue Jeans ist nass geworden, von meinen Füßen garnicht erst zu reden. Und das, obwohl ich nur vom Parkplatzt bis zum Schultor gelaufen bin. Entnervt schiebe ich mich an den beiden vorbei, natürlich nicht, ohne Elias einen fragenden Blick zuzuwerfen. Der grinst leicht, als seine Freundin nicht hin sieht. Sophie dreht sich zu mir um. ,,Was guckst du so?" ,,Ich habe nur den Pickel auf deiner Schläfe betrachtet." Erschrocken hebt sie die Hand, um zu sehen, ob ich Recht habe. Schwungvoll drehe ich mich um und stelle meinen Schirm unter dem Fenster auf. Draußen reißt so langsam die Wolkendecke auf, der Regen wir zu leichtem Niesel. ,,So ein Scheißwetter!" flucht Selina, die mit Elena im Schlepptau den Klassenraum betritt. Sie schüttelt die braunen Haare mit den blonden Stränchen und schaut auf ihre Schuhe hinuter. ,,SO beginnt man den Tag doch gerne." Auch Elena sieht nicht besonders erfreut über das Wetter aus. Ihre sorgfälltig frisierten Haare kräuseln sich durch die Nässe, was sie sichtlich aufregt. ,,Hey, mach nicht so ein Gesicht. Du bist noch so viel hübscher wenn du lächelst." Urplötzlich steht Noah neben ihr und legt den Arm um ihre Schulter. Elena schaut ihn erstaunt an. Freya, die sich mittlerweile zu uns gesellt hat, ebenfalls bis zu den Knien nass, Selina und ich wechseln einen Blick. Wir verstehen uns einfach auch ohne Worte, wir wissen ganz genau was den anderen durch den Kopf geht. Das bleibt auch Elena nicht verborgen, die mich böse anschaut. Wenn Blicke töten könnten...Ich grinse und ziehe Selina und Freya mit mir zu meinem Platzt. Noah grinst. Ich kann es bis hierhin sehen. Er wendet sich nun gänzlich Elena zu, die mit leicht rosa Wangen vor ihm steht und jede seiner Bewegungen verfolgt. Wo ist nur die freche und selbstbewusste Elena hin. Wenn sie mit ihm redet, verwandelt sie sich in ein ganz anderes Mädchen. Er versenkt die Hände in den Hosentaschen, schaut einen Moment auf seine Füße, bevor er den Kopf hebt und ihr direkt in die Augen schaut. Auch er verändert sich in ihrer Anwesenheit. Er sagt etwas, sie beißt sich auf die Unterlippe, lächelt dann und nickt. Er sieht echt erleichtert aus, fährt sich durch die blonden Locken. Er fragt sie etwas, sie nickt eilig. Sie lächeln sich schüchtern an, er beugt sich etwas weiter vor und...wird von Sophie zur Seite geschoben. Sie zerstört schon mein Liebesleben, warum dann auch noch das meiner besten Freundin? Noha sieht genervt aus, Elena sieht ein wenig enttäuscht aus. Er drückt ihre Hand und geht dann zu seinem Platz neben den Typ mit den meergrünen Augen. Der fängt meinen Blick auf, lächelt mich an. Mein Herz macht einen Sprung. Dieses Lächeln muss man einfach mögen. Elena setzt sich neben mich. ,,Na, was hat er dich gefragt?" Selina grinst. ,,Ob wir mal was machen wollen." Sie spielt mit einer Haarsträne. ,,Nur zu zweit." Und du hast was geantwortet?" ,,Das ich dass gerne mal was machen würde." ,,Verabredet?" ,,Ja, wir gehen Samstag zusammen laufen." Das glaube Ich ihr nicht, spiele aber mit. ,,Das stellen sich die beiden also unter romantik vor." Freya schüttelt ungläubig den Kopf. Elena und ich schauen uns an und lachen los. ,,Klar. Und hinterher gehen sie zusammen einen kalorienearmen Smoothie trinken!" Selina stimmt in unser Gelächter ein. ,,Wir gehen ins Kino und hinterher eine Pizza essen. Also das komplette Gegenteil." Noah schaut irritier zu uns hinüber. Ich gebe ihm mit einem Handzeichen zu verstehe, dass es nicht um ihn geht. Er sieht erleichtert aus. ,,Was ist jetzt eigentlich mit Leon?" Sofort verändert sich Selinas Gesicht. Sie lacht. Ich nehme ihr das nicht ab. ,,Was soll mit ihm sein?" ,,Trefft ihr euch?" ,,Warum bist du so neugierig, Freya?" Selina tippt betont gleichgülltig auf ihrem Handy herum, schaut uns nicht mehr an. ,,Also ja." Zufrieden rutscht Freya vom Tisch. Selina schüttelt mit einem kleinen Grinsen den Kopf, zupft das rot schwarz karrierte Hemd zurecht, dass sie über einem Bandshirt von Guns N' Roses trägt, und macht sich auf den Weg zu ihrem Platz. Es klingelt zu Stunde, Elena nimm ihren Kuli aus der Federmappe und schlägt ihr Heft auf. ,,Ich bin jetzt schon aufgeregt." murmelt sie. ,,Mach dir keine Sorgen, ich besorge dir Baldriantropfen." ,,Du bist doof." ,,Ja, und trozdem hast du mich lieb." ,,Meine Damen!" Lächelnd wende ich mich meiner Aufgabe zu.
,,Die haben sie doch nicht mehr alle! Zwei Klausuren nächste Woche!" James, der neben mir her geht, macht seinem Unverständniss und Ärger verbal Luft. ,,Reg dich nicht auf. Geschichte und Englisch liegen dir doch." ,,Dir Liz, dir liegen Geschichte und Englisch." Ich lache. Sophie läuft schnell an uns vorbei. Elias sieht ihr kopfschüttelnd nach. Sein Blick streift meinen. Er hebt die Hand. ,,Bis morgen, Liz!" Ich nicke nur. James hatt seine Aufmerksamkeit mittlerweile auf ein anderes Pärchen gerichtet. Elena und Noah stehen dicht bei einander, die Hände in einander verschränkt. Sie schauen sich an, reden leise mit einander. Jetzt lässt er sie los, zieht sie dann direckt in eine Umarmung. Und...Wie süß!...gibt ihr einen Kuss auf die Schläfe. Sie lösen sich von einander, sie geht nach links und er nach rechts. ,,Hat sie es auch endlich begriffen?" fragt James. ,,Anscheinend." Meine Liebe Elena kommt auf uns zu, bleibt neben James stehen und zieht eine Augenbraue hoch. ,,Was?" ,,Nichts." sagen wir gleichzeitig. ,,Tschüss." Freya verabschiedet sich im Eiltempo von uns, flüstert mir aber noch ein ,,Ich rufe dich nachher an!" ins Ohr und läuft dann eilig die Straße hinuter. ,,Hat sie noch irgentwas vor?" Nicht dass ich wüsste. James zieht sein Handy aus der Hosentasche. ,,Mist, ich muss los. Bis morgen Mäuschen." Eine kurze Umarmung später sind nur noch Elena und ich übrig. Und ein Typ auf einem schwarzem Mototrad, der jetzt seinen Helm abnimmt. Seine Haare sind etwas zwischen blond und braun und zu einem seitecut geschnitten. Unter der schwarzen Lederjacke zeichnen sich Muskeln ab, am Hals ist ein Tatoo zu erkennen. Selina, gerade aus der Tür kommt, schaut sich um. Das Hemd hat sie ausgezogen, das Shirt darunter ist, was jetzt zu erkennen ist, ein Tanktop. Sie läuft die Treppe hinuter und geht zielstrebig zum Tor. Sie hätte uns warscheinlich gekonnt ignoriert, häte Elena nicht ein ,,Selina, hier sind wir." gerufen. Sie sieht uns erschrocken an, scheint einen Moment zu überlegen und kommt dann tatsächlich zu uns. ,,Kennst du den gutaussehenden Typ da drüben?" Sie lächelt und befreit sich aus Elenas Umarmung. ,,Das ist..." ,,Leon. Also doch." Sie nickt. ,,Ja, und den würde ich jetzt auch gerne mal begrüßen." ,,Wir halten dich nicht auf. Bis morgen. Und viel Spaß!" Sie lacht und geht auf den Jungen Mann zu. Der steigt ab und nimmt sie ebenfals kurz in den Arm. Er sieht wirklich echt gut aus. Er eicht ihr einen Helm, sie setzt sich hinter ihm auf das Motorrad, schlingt die Arme um seinen Oberkörper. Sie winkt uns, als sie über das Kopfsteinpflaster in Richtung Ortsausgang fahren.
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6 Monate , 3 Tage, 7 Stunden und 30 Minuten
RomanceEigentlich denkt man, es ist alles wie immer. Die Freunde sind die gleichen. Der Ort hat sich nicht verändert. Und ich fühle mich auch wie immer. Verrückt, ironisch, optimistisch, heillos romantisch. Aber es ändern sich Dinge. Menschen ändern sich...