River Flows in You

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Ich schaue ihn an, aber er nimmt seinen Arm nicht weg. Selina lächelt. Nicht fies, sondern einfach nur fröhlich. ,,Wann entkommst du denn diesem...Raum?" James hat einige Zeit gebraucht, um einen netten Begriff für ihr Zimmer zu finden. ,,Übermorgen. Laut Mr. Miezekatz jedenfalls." ,,Super." Da sie laut der blonden Krankenschwester Ruhe braucht, müssen wir uns nach guten zwei Stunden schon wieder verabschieden. Ich weiß gabz grnau, das sie gleich ihre Kopfhörer aufsetzt und die Musik bis zum Anschlag auf dreht. Die Jungs stehen schon vor der Tür, als ich sie vorsichtig umarme. ,,Wehe du bist in drei Tagen nicht wieder in der Schule. Wir brauchen dich." Sie lächelt. ,,Ich gebe mir Mühe." Auch von Elena und James verabschiede ich mich, kaum das wir das Gebäude verlassen haben. ,,Machs gut!" James steigt ein. ,,Viel Spaß noch!" Sie konnte es sich wirklich nicht verkneifen. Ich schüttle mit einem Lächeln den Kopf, was natürlich von ihm nicht unbemerkt bleibt. Er zieht grinsend die Augenbrauen hoch. Mit einem möglichst neutralen Gesichtsausdruck fahre ich los, achte nicht auf ihn. ,,So, wohin?" ,,Zu dir?" ,,Haha." Erwiedere ich trocken. So nicht, mein Lieber. Dich lasse ich noch schön zappeln. ,,Okay." Er hebt beschwichtigend die Hände. ,,Dann die nächste Kreuzung rechts, dann die Straße hoch." Zum Abschied nimmt er mich in den Arm. Lässt aber nicht los, grinst. Was...? Er beugt sich blitzschnell zu mir herunter, küsst mich auf die Wange. Er war zu schnell als dass ich reagieren hätte können. Meine Wange brennt noch, als ich zuhause an komme. ,,Bin da." Müde gehe ich in den Wohn-Essbreich und finde einen Zettel vor. ,,Sind bei Opi. Warte nicht auf uns. Liebe dich. Nella." War ja klar. Als muss ich mir selber ein Abendessen zaubern, was bei zwei Eiern, einer angebrochen Tüte Nudeln und eineinhalb Wienern auch ein kleines Kunststück ist. Aber ich bin wirklich stolz auf mich, als der Nudelauflauf im Ofen steht und einen angenehmen Geruch verströmt. Was mache ich den jetzt nur mit dem Restlichen Abend? Draußen ist es noch hell, und die Sitzecke sieht so gemütlich aus...kurzerhand greife ich mir mein aktuelles Buch, mein Handy und lasse mich in das weiche Sitzkissen fallen. Ich öffne Spotify und suche nach meiner ,,Entspanng's- Playlist.", tippe auf Start. Der erste Titel ist ein wunderschönes Klavierstück, welches mir Elena mal vorgespielt und seid dem liebe ich es. Ein ruhiges Stück, das mich immer an sie erinnert. Ich schlage das Buch auf und beginne zu lesen. Ein Liebesroman, natürlich. Diese Geschichten sind immer so schön perfekt, eben so wie es im Buche steht. Und es gibt immer ein Happy End. Anders als in der Realität. Bei mir jedenfalls. Es wird kühler. Auch wenn ich nach eine Ausrede suche, noch länger hier zu sitzen, siegt doch die Vernunft. Ich esse meinen Auflauf und zappeln mich durchs Programm. In der Mädels Gruppe kommt eine Nachricht von Freya an. ,,Wie wars heute noch so bei der Kranken?" ,,Super." Elena war schneller als ich. ,,Du hast ganz schön was verpasst." ,,Was denn?" Jetzt wird sie neugierig. ,,Nichts." beeile ih mich zu schreiben. Elena schickt einen Lachflash-emoji. ,,Wer's glaubt." ,,Wovon redet ihr den nun?" ,,Unsere Lizzy hat mal im der mit ihrem Typ gesprochen!!!" ,,Ach ja, stimmt, wie war den deine Autofahrt?" Ich verdrehe die Augen. ,,War okay." ,,Über was hab ihr geredet?" ,,Vieles." ,,Was, Vieles?" Jetzt will Freya es ganz genau wissen." ,,Alles Mögliche?" ,,Konkret." Selina ist auch neugierig. ,,Über Beziehung." ,,Eure? Endlich!" Freya, noch 17, hoffnungslos romantisch. ,,Nö, über die von Elena und Noah." ,,WAS?" Jetzt wird die besagte Person sauer. Freya und Selina schicken Lachflashemojis ,,Warum das denn?" Ich grinse, antworte vorerst nicht. ,,Liz!?!" ,,Weil wir's können." ,,Haha." ,,Themawechsel, Mädels." ,,Okay. Was ist den mit James Umzug? Ich weiß nicht mal wohin er umzieht." ,,James zieht um?" Stimmt ja, Selina war nicht dabei. ,,Ja, in die Aldstadt." ,,Why?" ,,Seine Eltern." ,,Ach soo. Verständlich. Wann?" ,,In zwei Wochen." Antwortet Freya an meiner Stelle. ,,Ich glaube bis dahin bin ich noch nicht fit." Da hat sie wohl recht. ,,Schade." Wir schreiben noch eine Weile, Dann verabschiedet sich zuerst Selina, dann Elena. Am Ende wechsel ich zum privaten Chat mit Freya, sie ruft per Videochat an. ,,Na, mein Freak?" Sie lacht. ,,Na, Hexe?" Wir lachen. ,,Was ist denn jetzt mit dir und...?" ,,Stop!" Ich schüttle energisch mit dem Kopf. ,,Wir reden jetzt mal über dich. Was ist mir der Rolle?" Sie strahlt. ,,Es sieht extrem gut aus. Das Onlinecasting habe ich schonmal bestanden, ich bin eine der wenigen, die zum Vorsprechen nach Weimar fährt." ,,Wie schön!" ,,Ja!" ,,Warum Weimar, und was ist das denn überhaupt für eine Rolle?" ,,Das...Ist noch ein kleines Geheimnis." Sie lächelt geheimnisvoll. Können Menschen nicht einfach sagen was sie denken? Gut, das sage ausgerechnet ich. Ich sage ja auch nicht immer alles was fühle. Also sollte ich ganz still sein. ,,Ich darf nur sagen welches Genre." ,,Welches?" ,,Romantische Komödie." Ich bekomme mich kaum wieder ein vor Lachen. Sie schaut mich beleidigt an. ,,Das passt ja wie die Faust aufs Auge." Ich trinke einen Schluck von meinem Wasser, um mich zu beruhigen. ,,Und sowas schimpft sich beste Freundin." Empört schüttelt sie den Kopf. Es klingelt. Meine Familie klingelt nie. ,,Muss Schluss machen." Sagte ich und drücke sie weg. Langsam stehe ich auf. Wer klingelt denn bitte um diese Uhrzeit? Das Flur Licht geht automatisch mit einem klick an, ich näher mich der Tür. Die Person, die vor der Tür steht, ist dunkel gekleidet und bestimmt einen halbe Kopf größer als ich, mit Sicherheit ein Mann. Es ist mir aber unmöglich, durch die Milchglasscheibe genauer zu erkennen, um wen es sich handelt. Ich atme nocheinmal tief durch, dann Drücke ich die Klinke herunter, drücke die Tür nur einen Spalt auf. Vor der Tür steht, klitschnass, Florian. ,,Hey, was machst du denn hier?" ,,Egal, darf ich rein kommen?" Ohne meine Antwort abzuwarten tritt er in die Garderobe, hängt sein nasses Jackett auf und schlüpft aus den Anzugschuhen. Ich, immer noch komplett verwirrt, schließe ebdlich die Tür, die sich wieder veriegelt. ,,Was tust du hier?" Wiederhole ich meine Frage. ,,Habe ich doch bereits verlauten lassen. Es ist nicht wichtig für dich, es zu wissen." Jetzt ist seine Diskretion wirklich fehl am Platz. ,,Florian!" ,,Gleich." Er geht in die Küche, nimmt sich eine Gabe und isst den Rest meines Auflaufes. Ich warte ungeduldig, bis er sein Mahl beendet hat, dann stemmen ich die Hände in die Hüften. Er seufzt. ,,Sie würde es dir ja sowieso erzählen." ,,Was hast du gemacht?" Er schaut wieder weg. ,,Wir hatten einen Termin. Sie ist auch gekommen, es war alles ganz normal. Und dann meinte sie plötzlich, ob ich es denn ernst mit ihr meine. Also so richtig. Ich habe ja geantwortet. Und dann ist das ganze irgentwie ausgeartet." ,,Ausgeartet in wie fern?" Er schaut mich leicht gequält an. ,,Liz, es gibt so Themen die man nicht mit seiner 6 Jahre jüngeren Cousine bereden will." Ich lache, er wird nämlich rot. Tja, Pech gehabt. Irgentwann erzählt er mit es doch, und wir sitzen bis spät in den Abend hinein auf der Couch, reden über Gott und die Welt. Ich schildere ihm auch die Situation meiner besten Freundin, natürlich ohne sie namentlich zu nennen. ,,Für mich hört sich das so an als sei sie ziemlich in ihn verliebt." ,,Hm." Ich bin etwas müde. Das merkt er auch, verabschiedet sich taktvoll und verschwindet in der Nacht.

,,Das war nur dein Cousin? Dann ist ja gut. Was habt ihr denn noch geredet?" ,,Ach Freya" Ich Lächel Elias kurz an und wende mich dann wieder ihr zu. ,,Über vieles."

6 Monate , 3 Tage, 7 Stunden und 30 MinutenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt