schwarze Rosen

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Elias wollte noch mit mir reden, aber ich konnte nicht, wollte einfach nach Hause. Einerseits war ich unfassbar erleichtert, dass es Selina gut ging, es hätte viel schlimmer kommen können. Aber das Mädchen in dem Bett...Es sah so sehr aus wie Lily. Als ich mich auf mein Bett warf und den Kopf in den Kissen vergrub, wurde mir mal wieder eines klar. Dass ich mir solche Dinge einfach viel zu sehr zu Herzen nehme. Ich sollte einfach dankbar sein, dass es Selina gut ging. Und nicht so viel nachdenken. Ohne mich umzuziehen oder abzuschminken schlafe ich ein, falle in einen unruhigen Schlaf.

,,Lizzy? Wach auf." Ich zog mir die Decke über den Kopf. Warum? Kann man nicht mal in aller Ruhe ausschlafen? Geht das nicht, ist das denn nicht möglich? ,,Lizzy, Papa sagt, du musst sofort aufstehen. Flo ist da." Ich lächle unterbewusst. Meinen Cousin habe ich ja ewig nicht mehr gesehen. Ich mag ihn auch wirklich, auch wenn er ein wenig geschwollen redet. Um ihn zu sehen müsste ich aufstehen. Aber es hilft ja alles nichts. Ich werfe die Decke zurück ziehe mir etwas über und wische mir mein Make-up von gestern aus dem Gesicht. Die Harre irgentwie zu einem Zopf gebunden gehe ich die Treppe hinuter. ,,Liz, ich bin hocherfreut, dich zu sehen." Ich lache. ,,Hey Spinner." Er nimmt mich in den Arm. Mein Blick fällt auf seine Uhr und ich gähne instinktiv. 7:45. Ernsthaft. Florian ist die Uhrzeit aber nicht anzusehen. Seine Haare liegen perfekt, sein Anzug passt perfekt. Dunkelblau und dazu ein einfaches weißes Hemd, eine dunkle Hose und braune Anzugschuhe. Also eines muss man ihm lassen: Modegeschmack hat er. ,,Warum bist du hier?" ,,Habe einen wichtigen Termin." ,,Mit wem?" Ich trinke eine Schluck Wasser. Ich fühle mich, als hätte ich die gesamte Nacht durchgefeiert. ,,Mit einer Kundin. Und da dachte ich mir, ich könnte meine Familie ja auch mal wieder besuchen. Er grinst. Ich nicke wissend, um welche Kundin es sich handelt.  Und das hat er auch nur mir zu verdanken. Wir unterhalten uns ein wenig, dann geht er zur Tür. ,,Ach, Lizzy." Er dreht sich nochmal um. ,,Wann habe ich eigentlich die Ehre, mit dir Shoppen gehen zu dürfen?" ,,Oh das habe ich mir schon ganz genau überlegt." Ich lehne mich gegen die Tür. ,,Du wirst mir mein  Abiballkleid kaufen." Ich grinse fies. Das hat er sich aber auch selber eingebrockt. Blöd wenn Mann an Fasching zu viel trinkt, und seiner Cousine auf einem Bierdeckel unterschreibt, mit ihr Shoppen zu gehen. Und was auf einem Bierdeckel steht, ist nun mal Gesetz. Das war das erste und letzte mal, das ich ihn so gelöst erlebt habe. Aber anstatt entsetzt das Gesicht zu verziehen, lacht er. ,,Wenn's weiter nichts ist, Liebes. Ich komme die Woche nochmal vorbei." Und dann steigt er in sein Auto und rollt die Auffahrt hinuter. Der hat ja keine Ahnung. Ich nehme mit einen Joghurt aus dem Kühlschrank. Es ist nichts anderes mehr da. Typisch. Und da Papa einen wichtigen Termin hat wird das einkaufen wohl wieder an mir hängen bleiben. Ich setzte mich auf die Couch und fange an zu essen, als ich eine Nachricht bekomme. Elena. ,,Hey, ich wollte nachher nochmal zu Selina. Kommst du auch?" Ich tippe ein ,,Klar, bis gleich " und stehe auf. Auf dem Weg in mein Zimmer stolpere ich über das Paket, das gestern gekommen ist. Ich werfe einen Blick auf den Absender und wünsche mir, es gelassen zu haben.  Fam.Campbell.  Ich stelle es auf meinen Tisch und versuche es zu ignorieren. Ich mache mich fertig und stehe dann vorm Kleiderschrank und überlege, was ich anziehe. Mir kommt eine Idee. Ihr zuliebe wird es das Metallica T-shirt mit einem schwarzen Rock einer schwarzen Strumpfhose und einem rot karierten Hemd darüber. Etwas ungewohnt, aber irgentwie cool. Man könnte mich glatt mit ihr verwechseln. Nur das sie braune Haare hat und meine rot sind. Aber irgentwas fehlt noch. Zu einem Krankenbesuch bringt man ein Geschenk mit. Ich gehe zum Regal. Eigentlich hätte ich ihr die Platte erst zum Geburtstag geschenkt, aber naja. Im vorbeigehen sage ich meinem Papa Bescheid und nehme den Einkaufszettel vom Tresen. ,,Danke, ich gebe dir dann das Geld wieder."Das will ich doch hoffen. Als ich bei Elena ankomme, rufe ich sie an, ich will ihre Eltern ja nicht wecken. Sie lässt sich neben mir fallen. ,,Du siehst aus wie Selina." Ich grinse.

Zimmer 108. Ich klopfe leise. ,,Nur herein, Wenn's kein Arzt ist." Wir öffnen die Tür. ,,Morgen!" ,,Meine Freunde!" Sie lacht. Und sie freut sich über die Platte. ,,Schade dass ich die hier nicht auflegen kann." Sie streicht über das Cover und legt sie dann vorsichtig zur Seite. ,,Wie ist es dir denn bis jetzt ergangen?" Sie verdreht die Augen. ,,Wen  ihr wüsstet, was das hier für Spießer sind. Unglaublich." Mir fällt das benachbarte Bett auf. Das stand da heute Nacht noch nicht. Sie bemerkt meinen Blick. ,,Ach jaaa, die!" ,,Die?" ,,So eine, die sich beim Volleyball den rechten Ellenbogen gebrochen hat. Und heute morgen hier her verfrachtet wurde. Sie wirkt nich begeistert. Und in diesem Moment betritt ,,Die" das Zimmer. Sie hat gold-blondes Haar das in Wellen um ihr Gesicht liegt, eine sportliche Figur und soweit ich es erkennen kann, braune Augen. Ohne ein Wort zu sagen legt sie sich in ihr Bett. Selina macht eine wegwerfende Handbewegung und wir quatschen weiter. Bis sie sich zu uns um wendet. ,,Könnt ihr bitte ein bisschen leiser sein?" Sie klingt nicht so sehr nach einer Zicke, wie ich es dank Selinas Schilderungen gedacht hätte. Sie klingt richtig nett. Ich drehe mich zu ihr um und setzte ein Lächeln auf, und will nicken, da erkenne ich Sie. Das blonde Volleyballmädchen. Klar, das mir die jetzt gerade begenen muss. Sie scheint mich nicht zu erkennen, und lächelt dankbar, und wendet sich wieder ihrem Laptop zu. Ehe ich noch etwas sagen kann, fliegt die Tür auf und Mr. Miez betritt mit schwungvollen Schritten den Raum. Er wirft einen Missbilligenden Blik zu und herüber. Und dann knipst er sein Lächeln an und wendet sich an das blonde Mädchen. ,,Miss Luna, Sie haben jetzt einen Röntgentermin. Wenn sie mich also bitte begleiten wollen..." Luna also. Sie steht auf und verlässt den Raum neben dem Arzt her gehend. Ich atme erleichtert aus. ,,Liz, alles okay?" Ich lächle etwas schief. ,,Klar." Ich brauche etwas um mich zu erholen. Als Leon das Zimmer mit einem Blumenstrauß mit roten und, ich habe keine Ahnung, wo er die her hat, schwarzen Rosen, betritt, strahlt Selina. Obwohl sie immer betont, das sie Blumen langweilig findet. Wir nutzen die Gelegnheit und lassen die beiden allein. Auf dem Weg zu Elenas Eltern ruft Noah an. Ich bemühe mich, nicht zu auffällig zu lauschen. Sie bemerkt es aber und sieht mich gespielt böse an. Ich halte am Straßenrand, das Gespräch hört sich nach einer Planänderung an. Und richtig geraten: ,,Liz, währst du so nett und würdest mich in zu Angelo fahren?" Sie blickt mich bittend an. Ich seufze, aber weil ich so eine tolle Freundin bin, erfülle ich ihr den Wunsch. Dann hat wenigstens sie eine sinnvolle Nachmittagsbeschäftigung, denke ich mir, als ich vor unserem kleinen Eiscafe halte, sie sich mit einer Umarmung von mir verabschiedet un zwischen den Tischen verschwindet. Ich fahre nach hause, setzte mich an meinen Laptop und öffne Skype. Als ich meiner Oma von Blondie erzähle lacht sie. ,,Jaja, die Welt ist ein Dorf." ,,Nein," entgegne ich ,,Eine Kleinstadt." Hinter ihr blickt mein Opa ins Bild. ,,Hallo Lieblingsenkelin." Ich grinse. ,,Hallo Opilein." Er lacht und wendet sich um, um seine quitschbunten Hawaiihemden im inneren des Wohnwagens aufzuhängen. ,,Schatz, ich muss Schluss machen, gleich kommen noch Bekannte vorbei." Sie grinst. ,,Und du weißt ja, wie lange ich zum Schminken brauche." Ich verabschiede mich schnell, ehe sie wieder anfängt, mir Tipps zu geben. Ich überlege, das Paket zu öffnen, aber ich schaffe es nicht, mir gut genug zuzureden. Also bleibt es unberührt stehen. Und ich sitze gelangweilt zwischen meinen Kissen und sehe mich um. ,,Ich brauche dringent ein Hobby!" Murmle ich zu mir selbst. Freya hat das Schauspielen, Selina die Musik, Noah den Sport, Elena das Klavierspielen, Jannis, wie ich vor wenigen Tagen erfahren habe, trainiert Judo. Sogar mein Bruder hat eines, auch wenn es sich dabei ums Zocken handelt. Der einzige, dem ich jetzt nicht auf anhieb eine Lieblingstätigkeit zuordnen könnte, wäre Elias. Ich denke lange darüber nach. ,,James ruft an." James liebt das Tanzen und die Philosophie.  ,,Hallo Lizzy." ,,Hey." ,,Ich brauche deine Hilfe." ,,Bei was? Der Geschichtshausaufgabe?" Er lacht. ,,Nein, ich sehe mir gleich eine Wohnung an und hole dich in fünfzehn Minuten ab."

6 Monate , 3 Tage, 7 Stunden und 30 MinutenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt