drei Worte

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Nachdem wir Elena, Freya und Selina nach Hause gebracht haben, fahren wir zu James. Elena trifft sich noch mit ihrem jetzt-aber-ganz-sicher-Freund, Selina mit Leon und Freya hat aus der weiteren Gestalltung ihres Nachmittags mal wieder ein Geheimniss gemacht. James schließt die Tür hinter uns und ich folge ihm durch die riesige Villa seiner Eltern, die ganz am Rande im etwas teureren Stadtteil liegt. Wir gehen durch die große Eingangshalle, die mit roten Teppichen ausgelegten Treppen nach oben, durch den langen Flur mit, ganz aldmodisch, Fackeln an der Wand, die heute allerdings mit Strom betrieben werden, am Speisesaal mit der langen Tafel vorbei und gehen eine enge Wendeltreppe hinauf. Sie führt zum Dachboden. Hier fühlt man sich nicht wie Jahrhunderte in der Zeit zurück versetzt, sondern im Hier und Jetzt angekommen. James hat den Dachboden vor einigen Jahren bewohnbar gemacht, da er es in seinem Kinderzimmer, das ganz dem Stile seiner Eltern, sprich, dem Stil des gesamten Hauses entspricht, nicht mehr ausgehalten hat. Nun kleben überall Poster an den Wänden und die schwarzen Möbel mit den Glasplatten bilden einen tollen Kontrast gegenüber den rustikalen Holzbalken. Über seinem Regal hängt ein Fernseher, das einzige Gerät dieser Art im ganzem Haus. Gegenüber davon steht sein Bett, auf das ich mich jetzt fallen lasse. ,,Na, was wollen wir schauen?" Er öffnet Netflix und geht seine Serien durch. ,,Was ist mit The Walking Dead?" ,,Gerne." Er beginnt mir zuliebe ganz vorne, auch wenn er die ersten Staffeln schon gesehen hat. Nachdem wir uns die ersten 4 Folgen angesehen haben, bin ich fast am einschlafen. Also schaltet der den Fernseher aus. Ich setzte mich auf und mein Blick fällt auf die Uhr. 16.23 Uhr, seine Eltern kommen nach Hause. ,,Währe es nicht gut, es heute noch hinter dich zu bringen? Ich meine...ich bin ja schonmal da." Er setzt sich auf die Kante des Bettgestels und stützt die Ellenbogen auf die Knie. ,,Ich weiß nicht. Ich bin nicht darauf vorbereitet." ,,Eben dann ist es ja gut." Ich rutsche neben ihn. ,,Wenn man ins kalte Wasser geworfen wird sagt man eher Dinge, die Man auch ernst meint, als wenn man sich vorher genau überlegen kann, was man ausspricht." ,,Lizzy und ihre Lebensweisheiten." Er lacht. Ich greife nach hinten, nehme ein Kissen und werfe es ihm spielerisch an den Kopf. Er grinst, ich springe auf. Diesen Blick kenne ich. ,,Oh Nein!" Er steht auf und kommt auf mich zu. ,,James!" Kurz vor mir bleibt er stehen. ,,Okay, lass es uns ihnen erklären." Ich drehe mich um, spüre aber dann, wie er mich zurück hällt. ,,Sicher?" ,,Sicher"! Nebeneinander gehen wir in das Arbeitszimmer seiner Eltern. Ich schließe die Tür, dan stelle ich mich neben ihn. ,,Mutter, Vater, ich muss euch was sagen." Wenn ich meinen Papa so ansprechen würde, würde er sich kaputt lachen. Er findet das so aldmodisch, und er ist vieles, aber nicht aldmodisch. Die beiden sehen nicht einmal von ihrer Arbeit auf. Ihr Sohn nimmt gerade seinen ganzen Mut zusammen, um ihnen das zu sagen, und sie schenken ihm nicht einmal ein wenig Beachtung. ,,Mum, Dad!" Sie sehen auf, so wollten sie nicht angesprochen werden. ,,Du sprichst mit uns in deiner Muttersprache, James." Warum haben sie ihren Sohn dann James genannt und nicht...Horst? ,,Und du bist...?" ,,Mutter, das ist meine bester Freundin Liz. Seid der fünften Klasse." ,,Aha." Sie schreibt, deutlich desinteressiert, etwas in eine Akte und legt diese dann zur Seite. ,,Was willst du uns denn sagen? Und warum brauchst du dafür die Unterstützung eines Mädchens?" ,,Das ist egal." Er strafft die Schultern. Dann sieht er mich noch einmal an. ,,Ich bin schwul." Die drei Worte, die ein ganzes Leben verändern können. Seine Mutter bleibt wie gelähmt sitzen, sein Vater springt auf und geht mit schnellen Schritten um den Tisch herum. Mit einer schnellen Armbewegung schiebt James mich hinter seinen Rücken. ,,Wie kannst du nur?" Schreit ihn sein Vater an. ,,Wo liegt dein Problem?" erwiedert mein bester Freund ruhig. ,,Mein Sohn ist verdammt nochmal kein Mann!" ,,Aber du, Ja?" Nun wird auch James Stimme lauter. ,,Du lässt tausende Angestellte für dich Arbeiten, deinen Job erledigen. Du hast einen Gärtner und lässt die Autoreifen bei der Werkstatt wechseln, weil du es selber nicht auf die Reihe bringst." James Wut, die sich die letzten Jahre angesammelt hat, ist deutlich zu hören. ,,Wenn es hier so furchtbar ist, warum ziehst du dann nicht aus?" Sein Vater sieht triumphierend aus. ,,Werde ich bald. Jetzt kann ich es euch nähmlich auch einfach sagen: ich werde kein Studium machen, voallem werde ich nicht Medizin, oder, wie es euch am allerliebsten währe, Jura studieren. Oh Nein!" Er lacht verächtlich. ,,Ich werde Eine Ausbildung zum Steward machen, die Welt bereisen und garantiert kein solch spießiges Leben wie ihr führen." Nun ist es an James, zu triumphieren. ,,Ich lebe meinen Traum." Mit diesen Worten zieht er mich aus der Tür und schlägt sie mit einem lauten Knall zu. Er grinst, ich auch. ,,Da has du mich ja garnicht gebraucht!"  ,,Oh doch!" Murmelt er und zieht mich in eine sanfte Umarmung. ,,Und jetzt bringe ich dich nach hause, den Streit nachher will ich dir nicht antun."

,,Morgen, Liz!" Elena hat sichtbar gute Laune, sie lächelt nähmlich, als ich den Raum betrete. Okay, Noah steht auch neben ihr und leht an unserem Tisch. Selina sitzt auf dem Tisch von Freya, die anscheinend noch nicht da ist, und James ist auch noch nirgents zu sehen. Sie sagt etwas, er lacht, er sagt etwas, sie lacht. Ich stelle meine Tasche ab und werde freundlich begrüßt. Elias ignoriert mich gekonnt, indem er sich mit einem unserer Klassenkameraden unterhällt. Mir solls recht sein, ich habe so schon genug Dinge, um die Ich mir einen Kopf machen muss. Dazu gehört zum Beispiel auch Freyas mysteriöses Verschwinden. Keiner hat ein Ahnung, warum sie noch nicht da ist. Seltsam. Sie ist normalerweise sehr pünktlich. James betritt den Raum, kommt auf uns zu. ,,Morgen!" ,,Hey!" Ich nicke ihm verschwörerisch zu, er setzt sich neben Selina. ,,Okay, also...Ich bin schwul." Stille. Selina unterbricht diese, sie mag Stille nicht. Deswegen hört sie ihre Musik ja auch immer bis zum Anschlag aufgedreht. ,,Und?" ,,Ist doch Okay!" Elena lächelt ein wenig unsicher. ,,Was sagen deine Eltern dazu?" ,,Die waren nicht so begeistert." Er lacht, Noah nickt und verzieht das Gesicht. Es klingelt. James beugt sich zu mir, bevor er an seinen Platz geht. ,,Irgentwie ist es mir bei euch viel leichter gefallen!" Ich grinse. ,,Woran das wohl liegt?" 


6 Monate , 3 Tage, 7 Stunden und 30 MinutenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt