Rattenmann führte mich wieder durch ein paar Gänge. Auf einem der Flure kam uns eine Soldatin entgegen, die Minho hinter sich herlaufen hatte.
Erstaunt sahen wir uns im Vorbeigehen an, schwiegen aber. Vor einer Tür, die wie alle anderen auch aussah, kam der Rattenmann zum stehen.
"So, ich hatte gesagt, du darfst deinen Bruder sehen und dich versichern, dass es ihm soweit gut geht. Das heißt nicht, dass du ganz zu ihm darfst, verstanden?", ich schluckte, nickte aber.
Er öffnete die Tür und ließ mir den Vortritt. In dem kleinen Raum befand sich nur ein Schreibtisch, worauf zwei Monitore standen. Dahinter befand sich ein Fenster, das fast die ganze Wand einnahm. Nur eine Tür war links daneben.
Ich trat näher an die Glasscheibe heran. Da war er. Thomas. Er lag zusammengekauert in einer Ecke und tat nichts außer atmen. Der Raum indem er war, war komplett weiß. Die Wände waren gepolstert und in der Mitte des Raums befand sich ein alter Holztisch.
"Du hast eine Aufgabe, die sehr wichtig ist. Gleich wird ihm Essen gebracht. Jetzt wirst du das übernehmen. Einmalig. Aber du darfst nicht mit ihm reden oder ihn berühren. Ich muss nicht erwähnen, wer sonst furchtbare Schmerzen erleiden muss, oder?", flüsterte der Rattenmann mir ins Ohr.
Zitternd schüttelte ich mit dem Kopf. Teils aus Trauer und Teils aus Wut. Thomas sah beschissen aus. Ihm ging es nicht gut, das spürte ich jetzt. Mein Herz krampfte sich immer wieder schmerzlich zusammen.
Ich starrte ihn einfach nur an. Kein Wort würde jetzt aus meiner Kehle kommen. Plötzlich rührte mein Bruder sich, setzte sich auf und fasste an sein Herz. Er spürte mich.
Wackelig stand er auf und sah mich direkt an, wobei ich mir sicher war, dass er mich nicht sehen konnte. Es war bestimmt ein Spiegel für ihn. "Lil?", fragte er laut. Es brach mir das Herz, ihn so zu sehen. "Thomas", hauchte ich leise und legte meine Hand auf die kalte Fensterscheibe.
Tränen rannen über meine Wangen. Warum tat ANGST ihm das an - uns das an? Wut überkam mich wieder: "Warum tun sie das?" Ruckartig drehte ich mich zu dem rattenartigen Mann um.
"Früher habt ihr beide es verstanden, Lilian. Und eines Tages wirst du es wieder verstehen. Alles passiert aus einem bestimmten Grund. ANGST ist gut, Lilian. Vergiss das nicht.", säuselte der Rattenmann.
Ich drehte mich zurück zu Thomas und erschrak kurz. Mein Zwillingsbruder stand jetzt direkt vor mir. Als wüsste er, dass ich direkt vor ihm stand, sah er mich an.
Plötzlich wandte er sich ab, stampfte quer durch den Raum und fing an vor Wut schreiend gegen die Wände zu treten und zu boxen. Ich konnte es fast nicht mit ansehen, wie schlecht es ihm ging und ich konnte nichts dagegen tun.
So hilflos fühlte ich mich noch nie. Die Tür hinter mir öffnete sich und eine Frau mit einem Tablet, aufdem Essen und Trinken stand, kam herein. Rattenmann nickte ihr kurz zu, woraufhin sie mir das Tablet in die Hände drückte.
"Denk daran, keine Worte, keine Berührungen. Stell das Tablet auf den Tisch.", erinnerte mich der Schleimhaufen und öffnete mir die Tür zu Thomas.
Immernoch zitternd schlich ich in das Zimmer. Thomas sah mich mit großen Augen an: "Lil."
Zum Glück blieb er da stehen, wo er war. Als ich das Tablet abgestellt hatte, sah ich ihm in die Augen. Erst jetzt bemerkte ich den Gestank. Der arme durfte sich nichtmal waschen.
"Lil, was machst du hier? Warum weinst du? Wa...", weiter kam er nicht, da ich ihn einfach nur durchdringend ansah und ihn somit zum Schweigen brachte. Dann schüttelte ich ich leicht mit dem Kopf.
Langsam ging ich rückwärts wieder in Richtung Tür. "Lil, warte.", sagte Thomas hoffnungsvoll. Am liebsten wäre ich ihm um den Hals gefallen, aber die Angst, das Newt wegen mir etwas Schlimmes passierte, war zu groß.
Ich war etwa noch einen Meter von der Tür entfernt, als Thomas so schnell auf mich zukam, dass ich nichts dagegen machen konnte. Innerhalb einer Sekunde war er bei mir und schlang seine Arme um mich.
Ich schreckte panisch zusammen. Nein. Nein, nein, nein. Es tat mir so furchtbar leid, dass ich Thomas' Umarmung nicht erwidern durfte, ihn von mir wegstoßen musste. Als ich mich von ihm gelöst hatte, sah ich ihn mit klitschnassen Augen an, drehte mich um und rannte den letzten Schritt aus dem Raum.
Thomas rief mir nochmal hinterher, doch Rattenmann hatte die Tür schon zugeknallt. "Du weißt, dass ich dich jetzt bestrafen muss, oder?", sagte er gefährlich ruhig.
"Bestrafen Sie mich - bitte. Niemanden anderen. Machen Sie mit mir, was sie wollen, aber tun Sie niemanden anderen etwas an, ich flehe Sie an.", ich war völlig am Ende, aber die Vorstellung, das Newt wegen mir leiden müsste, zerriss mir das Herz. Auch wenn es um Minho, Pfanne, Harriet oder sonst irgendjemanden ging. Ich konnte es einfach nicht ertragen.
"Mal sehen. Ich bringe dich jetzt zu deinen Leuten. Thomas wirst du erstmal nicht wiedersehen." Darauf sagte ich nichtsmehr. Das alles hier war der reinste Psychoterror. Die Hölle auf Erden.
Der Rattenmann zerrte mich unter meinem Arm eher die Gänge entlang, als dass ich lief. Am Gemeinschaftsraum angekommen, stieß er die Tür auf und schubste mich in den Raum.
Bevor ich fiel sah ich, das die meisten von uns wieder hier waren. Als ich auf dem Boden ankam, versuchte ich mich sofort wieder aufzurichten, was kläglich scheiterte.
"Was soll das?", hörte ich die wütende Stimme von Newt, der hinter mir näherzukommen schien. Mit verschwommener Sicht starrte ich zum Rattenmann hinauf, der mich ebenfalls ansah.
"Warum zum Teufel behandeln Sie Lilly so?", das war Minho, der ebenfalls extrem aufgebracht klang.
"Das fragt ihr sie am besten selbst.", mit diesen kalten Worten ließ er die Tür hinter sich zuknallen.
Gemurmel brach zwischen den Lichtern und den Mädchen aus. Keine Sekunde nachdem die Tür zu war legte ich mich flach auf den Rücken und legte meine Hände auf meine Augen.
Ich spürte, dass sich Newt neben mich gekniet hatte: "Was ist passiert, warum war der Rattenmann so sauer und warum hast du geweint?"
Nichts kam aus meinem Mund. "Verdammt rede mit uns Lilly!", rief Minho aufgebracht. Mein Mund war immernoch wie zugenäht. Als ich Newts Hand auf meiner Schulter spürte, durchzuckte es mich wie ein Stromschlag. Was hatte ich nur getan?
Mit einem Ruck stand ich auf, raufte mir die Haare, lief währenddessen zur nächsten Säule und prügelte darauf ein. "Shit!", brüllte ich. Meine Sinne waren getrübt und ich spürte nicht, wie meine Fingerknöchel aufplatzten.
"Was tust du denn, hör auf!", schrie Newt neben mir, während er und Minho mich von der Säule wegzerrten. Mir waren eindeutig die Nerven durchgebrannt. Erschrocken über mich selbst starrte ich auf meine zitternden Hände. Shit.
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Worst Zone [Newt FF]
Fanfiction[Teil 1: Worst Case] [Teil 2: Worst Lie] Teil 3: Worst Zone; 42.191 Wörter Ein Schicksalsschlag nach dem anderen trifft Lilly, die Lichter und Gruppe B, während sie immernoch gegen ANGST kämpfen müssen. Doch endlich ist die Freiheit in Sicht, die Fr...