》vierundzwanzig《

528 19 2
                                    

Wieder waren einige Stunden Flug vergangen, als wir auf einem ehemaligen Flughafen zur Landung ansetzten.

"Newt, Jorge hat gesagt, er kann uns da reinbringen! Uns alle!", sagte ich gereizt und starrte meinen Freund fassungslos an.

Er hatte mir gerade gesagt, dass er hierbleiben wollte. Newt sah mich ruhig an und schüttelte mit dem Kopf: "Nein Lilly, du verstehst das nicht! Wenn ich auffliege, gefährdet das, dass ihr auch nicht reingelassen werdet und das will ich unter keinen Umständen! Wenigstens ihr sollt eine Chance auf ein einigermaßen schönes Leben haben!"

"Hör endlich auf so zu sprechen, als ob du schon tot wärest! Es gibt immernoch die Möglichkeit auf eine Heilung! Ich halte das nichtmehr aus! Du denkst ich könnte in Frieden leben - ohne dich. Aber das kann ich nicht! Wann geht das endlich in deinen Kopf?", vor lauter Verzweifling raufe ich mir die Haare und schmiss ein sowieso schon zerflettertes Sofakissen an die Wand.

Bevor ich etwas dagegen tun konnte, hatte Newt schon seine Arme um mich geschlungen, was mich sofort beruhigte.

"Du musst es versuchen, für mich. Versprich mir das.", flüsterte er in meine Haare. In dem Moment spürte ich einen Ruck unter meinen Füßen, der nur heißen konnte, dass wir gelandet sein mussten.

Mit einem Kloß im Hals, der mich eigentlich am atmen hindern müsste, nicke ich: "Gut."

Wenige Sekunden später kamen schon Brenda und Thomas in den Laderaum - wenige Sekunden nach ihnen auch Jorge.

"Dann lasst uns gehen.", meinte dieser und öffnete die Rampe. "Ich bleibe hier. Die Gefahr, dass ich entdeckt werde ist zu groß.", meinte Newt schnell.

Minho und Thomas wollten gleichzeitig widersprechen, doch als sie merkten wie ich sie ansah, verstummten die beiden, bevor sie überhaupt etwas gesagt hatten.

Ich löste mich von meinem Freund, um Minho ihn umarmen zu lassen. Auch Thomas verabschiedete sich von ihm.

Wir konnten uns nicht sicher sein, ob wir uns je wiedersehen würden - das war uns allen bewusst.

"Wir warten draußen auf dich.", meinte Brenda, als ich mich einige Sekunden nicht rührte.

Dankend nickte ich und wartete, bis die vier aus dem Berk verschwunden waren. Dann atmete ich schnell aus und fiel Newt um den Hals. Mein ganzer Körper zitterte unkontrollierbar.

"Hey, wir sehen uns wieder. Ich warte hier auf euch, bis ihr wiederkommt. Dann überlegen wir weiter.", hauchte er und wiegte uns hin und her.

Ich antwortete nicht, und versuchte jede Sekunde seiner Anwesenheit in mir aufzusaugen und das Gefühl zu speichern.

Irgendwann - vermutlich nur einige Sekunden später - löste sich Newt wenige Zentimeter von mir und küsste mich.

Diesen Moment speicherte ich ebenfalls ganz tief in meinem Herzen. Viel zu schnell lösten dich seine Lippen von meinen: "Du musst jetzt gehen, die anderen warten schon."

Wir sahen uns nocheinmal innig an. Mit mir selbst ringend ging ich einen Schritt zurück. Ich wollte nicht gehen, aber ich wusste, dass er es nicht zulassen würde, dass ich hier bei ihm blieb.

Noch einen Schritt schaffte ich, bevor ich wieder zwei nach vorne rannte um ihn erneut zu umarmen.

Doch nicht lange, weil ich wusste, dass ich Newt sonst nichtmehr loslassen würde. Dann rannte ich so schnell ich konnte aus dem Berk, während mir eine einzelne Träne die Wange hinunterlief.

Als ich auf dem staubigen Boden ankam, drehte ich mich nochmal um. Newt hatte schon den Knopf gedrückt, der die Rampe schließen ließ, sodass ich nurnoch seine teddybärbraunen Augen wahrnahm, die sich tief in mich hineinbrannten.

Erst als die Luke sich geschlossen hatte, sah ich die anderen, die sich in den Schatten des Berks gestellt hatten.

Zögernd ging ich auf sie zu: "Lasst uns Hans finden." Mehr brachte ich gerade nicht heraus.

Stumm liefen wir auf die massive Mauer zu, die mich in erschreckender Weise an das Labyrinth erinnerte. Sie sollte höchstwahrscheinlich die Cranks aus der Stadt heraushalten.

Nur ein einziges Tor war in Sichtweite, aufdas Jorge geradewegs zusteuerte.

Etwa fünf Meter vor dem, mindestens zehn Meter hohen, Tor, blieb Jorge stehen und sah zu uns zurück: "Ihr lasst mich reden!"

Wir alle nickten und folgten ihm weiter bis an die Mauer links neben dem Tor. Gerade als wir zum Stehen kamen, erklang eine mechanische Stimme: "Wer sind Sie? Sind Sie immun? Und weshalb wollen Sie in die Stadt?"

"Mein Name ist Jorge Gaiaraga. Das sind meine Kollegen Brenda Tes-Pain, Minho Pauge und Lilian und Thomas Murfy. Wir wurden im Auftrag von ANGST zur Informationsbeschaffung und Feldforschung hergeschickt. Wir sind alle immun.", antwortete Jorge erstaunlich glaubwürdig.

"Dann wird es Ihnen sicher nichts ausmachen, sich testen zu lassen.", meinte die Stimme nach wenigen Sekunden. "Natürlich nicht.", dieses Mal grinste unser Ältester gekünstelt.

Ein kleiner Arm fuhr aus der Wand, andessen Ende sich eine Nadel befand. Jorge beugte sich ohne etwas zu sagen über diese, woraufhin sie sofort zuckte uns ihm in den Hals gestochen hatte.

Jorge schien das garnicht gespürt zu haben. Erst, als ein grünes Licht aufblinkte, nahm er wieder eine normale Stellung ein und ging wenige Schritte zur Seite.

Es dauerte wenige Sekunden, bis der Arm sich eingefahren und sofort wieder ausgefahren hatte. Vermutlich war sie Nadel erneuert worden. "Der Nächste.", befahl die Stimme dann.

Brend ging als nächste, dann Minho. Jetzt war ich an der Reihe. Unsicher beugte ich mich über das spitze Ende des Metallarms und wartete auf einen Einstich in meinen Hals, der nicht kam.

Überrascht ging ich zu den anderen, als die grüne Lampe aufleuchtete. Den Stich hatte ich wirklich garnicht gespürt.

Nach mir war Thomas mit dem Test dran, bei dem ebenfalls das grüne Licht erschien. Direkt danach öffnete sich eine Schiebetür in der Mauer, durchdie Jorge ohne zu zögern ging.

Wir folgten ihm zweifelnd. Hinter der Tür befand sich ein kurzer Gang, an dessen Ende sich eine Schiebetür aus Metall befand. Wie bei ANGST.

"Wir rufen Sie einzeln auf. Bitte gehen Sie dann durch die Schleuse.", hallte plötzlich wieder die Stimme durch den Gang: "Jorge ***"

Gleichzeitig öffnete sich die Schiebetür. Als Jorge seinen Namen hörte, drehte er sich kurz zu uns um, ging dann aber ohne ein Wort zu sagen durch die Tür.

Hinter ihm schloss diese sich wieder. Nach wenigen Sekunden wurde Brenda aufgerufen. Dann Minho und nach ihm wieder ich.

Ernsthaft besorgt sah ich zu meinem Bruder, der mir nur aufmunternd zunickte. Auf alles gefasst ging ich durch die Tür.

Sobald sich diese geschlossen hatte, kam weißer Dampf durch mehrere Drüsen in den kleinen Raum gekrochen.

Panik, war das erste, was mir einfiel, doch wurde schon eine Sekunde später die Schiebetür vor mir geöffnet, sodass ich auf einen Platz sehen konnte, aufdem hunderte von Menschen herumliefen.

Schnell trat ich aus dem Raum und hielt Ausschau nach meinen Freunden, die ich schnell an einer Säule entdeckte. Während wir auf Thomas warteten, stand ich einfach nur staunend da.

Die Stadt kam mir riesig vor. Soetwas hatte  ich noch nie gesehen. So viele gepflegt aussehende Menschen auf einem Haufen. Jeder schien zu wissen, wo er hinwollte, wie ein Ameisenhaufen.

"Und, wo fangen wir mit der Suche an?", fragte Thomas und riss mich so aus meinen Gedanken.

Noch bevor einer von uns etwas sagen konnte, stieß ein Junge zu uns, den ich noch nie zuvor gesehen hatte.

Worst Zone [Newt FF]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt