》neun《

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"Sag uns was los ist.", befahl mir Minho. Ich sah ihn, wieder ganz bei Sinnen, an und nickte: "Tut mir leid, i-ich wollte nicht ... Egal, das ist jetzt nicht so wichtig."

"Also, wo warst du und was ist passiert?", fragte Newt sanft, nachdem wir uns auf eines der Sofas gesetzt hatten.

Ich atmete noch einmal durch und erzählte ihnen alles. Von den Bildern, von Thomas, von der Aufgabe und von der Drohung. Auch das Thomas mich schon umarmt hatte, bevor ich überhaupt reagieren konnte.

"... es tut mir leid, egal was die Bestrafung ist.", ich sah Newt fest in die Augen. Er schüttelte den Kopf: "Nein, es ist nicht deine Schuld und auch nicht Tommys. Nur die von ANGST, ok?"

Ich lächelte ihn schwach an: "Ok." Vermutlich wusste er, dass ich mir immernoch die Schuld dafür gab, allerdings würde es nichts bringen, noch weiter auf mich einzureden.

Den restlichen Tag hörten wir nichtsmehr von den ANGST-Mitarbeitern. Weder von Rattenmann, noch von irgendwelchen anderen Leuten. Gegen Abend wurde uns Essen gebracht.

Jeder bekam eine Box, aufder sein Name stand. Nudeln mit Tomatensoße. Schmecken tat das Essen wirklich erstaunlich gut.

Mit gefüllten Mägen schlürfen wir, einer nach dem anderen ins Bett. Auch ich ging schon bald ins Bad, zog mir meine Schlafsachen an, die ich im Spind fand, putzte Zähne und trottete zurück in unser Schlafzimmer.

Minho lag schon im Bett, war aber noch wach, Pfanne schnarchte schon leise vor sich hin und Newt kam gerade ins Zimmer, als ich die Leiter zu meinem Bett hinaufklettern wollte.

"Nix da, du schläfst bei mir. Ich will nicht, dass dich in der Nacht irgendwer unbemerkt klaut.", legte Newt fest. Eigentlich wollte ich protestieren, doch sah noch davor ein, dass es eh nichts bringen würde.

Also kroch ich unter Newts Decke, die gut nach ihm roch. Irgendwie erinnerte mich der Geruch an die Lichtung. Frisches Gras, Waldgeruch und einfach Newt. Da ich mit dem Rücken in den Raum lag, konnte ich nur spüren, dass Newt sich zu mir legte und mich an sich zog.

Ich rührte mich nicht, da ich einfach zu faul dafür war. Nach kurzem Schweigen brach Newt die Stille: "Meinst du, wir sehen Tommy irgendwann lebendig wieder?"

Erst dachte ich, dass die Frage an mich ging, doch Minho kam mir zufor: "Schläft Lilly?" Das Kopfkissen raschelte, was mir sagte, dass Newt zu mir sah. Ich bewegte mich nicht und versuchte ruhig weiterzuatmen. Eigentlich wollte ich die beiden nicht belauschen, aber meine Neugier siegte. Ich wollte umbedingt wissen, was Minho dachte.

Um sicherzugehen strich Newt mir gefährlich nahe an meinem Innenschenkel entlang. Ich musste mich zusammenreißen, um ruhig zu bleiben.

"Ja, sie schläft.", flüsterte er dann. "Gut. Ganz ehrlich Newt, ich weiß es nicht. Zutrauen würde ich ANGST alles. Mich würde es auch nicht wundern, wenn sie uns Thomas' Kopf irgendwann in den Gemeinschaftsraum werfen. Aber ich wünsche - hoffe für ihn und vor allem für Lilly, dass wir ihn bald wieder bei uns haben. Ein Bett haben wir hier ja noch frei.", Minhos Stimme war ernst, wobei er am Schluss bestimmt geschmunzelt hatte.

"Du hast Recht. Zuzutrauen ist denen alles. Wir wollen einfach hoffen, dass er sich nicht so einfach umbringen lässt.", Newt klang traurig: "Nacht, alter Miesepeter."

"Gute Nacht, du Hinkebein.", erwiderte Minho leise. Newt drehte sich jetzt ganz zu mir und zog mich noch enger an seine Brust.

Minhos Worte waren wirklich hart gewesen, jedoch waren sie leider auch wahr. ANGST war es egal, ob Thomas lebte, oder nicht.

Mit diesem Gedanken drehte ich mich zu Newt, der sich automatisch auf den Rücken drehte, sodass ich mich auf seine Brust legen konnte. Ich hoffte einfach, dass das nicht zu auffällig war.

Schon wenige Minuten später war ich eingeschlafen.

***

Mitten in der Nacht legte sich eine Hand auf meinen Mund. Zappelnd zog mich mein Instinkt aus dem Schlaf, wobei ich vermutlich Newt weckte.

Als ich meine Augen aufschlug bemerkte ich, dass auch er eine Hand auf dem Mund hatte und am Wachwerden war. Panisch versuchte ich zu erkennen, wer es war, der mir die Hand auf den Mund drückte. Doch ich erkannte nichts.

Es erinnerte mich an Alby - als er mich geweckt hatte, damit ich meinen Namen in die Mauer ritzen konnte.

"Kommt ihr freiwillig mit oder müssen wir euch betäuben?", flüsterte uns eine tiefe Stimme zu. Newt hatte unter der Decke meine Hand genommen und drückte sie sanft.

Wir wussten beide, das es nichts brachte sich zu wehren. Also sagten - oder besser - machten nichts. "Gut. Aufstehen und in den Gemeinschaftsraum. Und leise.", hauchte die Stimme wieder.

Zusert stand Newt auf und zog mich dann mit aus dem Bett, da er meine Hand nicht losgelassen hatte. Als ich durch die Tür in den Gemeinschaftsraum ging, spürte ich den Lauf einer Waffe an meinem Rücken.

Der Raum war nur sperrlich beleuchtet. Einige Wachen standen schwer bewaffnet darin. Warum brauchten die so viele Leute, um Newt und mich - zwei unbewaffnete Teenager - im Schach zu halten?

"Folgt mir.", ordnete einer der Wachen mit bedrohlicher Stimme an und ging voraus in einen der weißen Gänge. Meine Füße frohren mir schon nach wenigen Metern ab, da ich weder Socken, noch Schuhe trug.

Newt hielt verkrampft meine Hand, worum ich aber froh war. Der Rattenmann wartete vor einer Tür auf uns und grinste böse: "Nun Lilly. Du hast deinem Freund sicher von deinem Fehler erzählt. Kommt doch bitte mit."

Er öffnete - ohne auf eine Antwort zu warten - die Tür und ging hinein. Newt und ich sahen uns misstrauisch an. "Na los!", giftete uns einer der Soldaten an und stieß uns grob vorwärts.

Wir stolperten nach vorne und liefen in den Raum, indem auch Rattenmann verschwunden war.

Panik breitete sich in mir aus, als ich sah, was darin war. Wie in dem Verhörraum befand sich an der einen Wand ein großer Spiegel und eine Tür.

An einer anderen Wand war ein großer Ring auf Kopfhöhe in die Wand betoniert. Auf er gegenüberliegenden Seite stand ein Stuhl.

Der Rattenmann hatte sich hinter den Stuhl gestellt und fing an, uns die Strafe zu erklären: "Also ihr beiden. Lilly war genau dreizehn Minuten bei Thomas. Für jede Minute ein Schlag. Natürlich wäre das alleine zu einfach. Lilly, du wirst dich hier vor mich hinsetzten und zählen. Newt, du wirst dort festgebunden und bekommst immer dann einen Schlag, wenn Lilly zählt. Versucht sie dir zu helfen, werden es sofort fünf mehr, zählt sie nicht, passiert das Selbe. Soweit verstanden?"

Ich wurde blass. Newt drückte meine Hand und nickte: "Bringen wirs hinter uns."

Worst Zone [Newt FF]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt