》zehn《

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Zitternd ging ich auf den Stuhl zu, während Newt von einer der Bulldoggen zu dem Ring geschleift und mit Handschellen daran festgebunden wurde. Seine Arme musste er über sich strecken. Er konnte sich nicht schützen und war den Fäusten des Schlägers volkommen ausgesetzt.

"So Lilly, dann fang mal an. Du kannst doch zählen, oder nicht?", flüsterte Rattenmann mir ins Ohr.

Ich sah zu Newt, der den schleimigen Typen neben mir mit seinen Blicken ermordete. Dann sah er zu mir und sein Blick wurde weicher: "Hey, es ist in Ordnung. Du kannst nichts dafür. Zähl einfach und schließ die Augen."

"Nein, nein. Du siehst schön zu, was du Newt antust. Und jetzt mach, oder soll er nochmehr Schläge bekommen?", den letzten Satz schrie der Rattenmann mir direkt ins Ohr, wodurch ich zusammenzuckte.

Mein Herz raste, meine Atmung ging viel zu schnell und kalter Schweiß bildete sich auf meinem Körper. Entschuldigend sah ich zu Newt, der wieder den Rattenmann fokussiert hatte.

"Eins", meine Stimme zitterte und meine Hände ballten sich zu Fäusten. Die Bulldogge trat seitlich vor Newt, sodass ich auch wirklich sehen konnte, was er tat. Ich zwang mich hinzusegen, weil ich wusste, das der Rattenmann mich beobachtete.

Die Faust des Schlägers traf gezielt in Newts Magen. Dieser keuchte schmerzerfüllt auf und biss die Zähne fest zusammen. Vermutlich war ich mehr zusammengezuckt als er selbst.

Der stechende Blick des Rattenmanns brannte sich in mein Gesicht. Ich musste weiterzählen: "Zwei" Diesmal ein Schlag in die Leber.

Es ging immer so weiter. Newt hatte jetzt schon eine aufgeplatzte, geschwollene Lippe und einen Bauch, der unter seinem Shirt bestimmt lila war. Und ich war daran Schuld. "Dreizehn", zählte ich bebend und mit zusammengebissenen Zähnen.

Der letzte Schlag des Mannes traf Newt direkt unter den Rippen - vermutlich in die Lunge. Mein schlechtes Gewissen, die Schuldgefühle und die Worte des Rattenmanns zerfraßen mich innerlich.

Immer wieder hatte er mir zugeflüstert es wäre meine Schuld, was ja auch stimmte, aber es zu hören machte es nur noch schlimmer.

Der Schlägertyp befreite Newt von den Handschellen, wodurch er langsam nach vorne kippte. Es war mir egal, was der Rattenmann dazu sagen würde. Schnell sprang ich auf, rannte nach vorne und fing Newt auf.

So vorsichtig wie möglich ließ ich uns zu Boden gleiten. Stöhnend legte ich seinen Kopf auf meinen Schoß und strich ihm sanft über seine Wangen. Newt war nicht bewusstlos, nur völlig am Ende seiner Kräfte.

"Es ist nicht deine Schuld, Lilly.", flüsterte er mir entgegen. Meine Hände zitterten schniefend lachte ich kurz auf. Wenn ich ihm nur glauben könnte.

In Newts Gesicht konnte ich die Schmerzen sehen. Bei jedem Atemzug verzog sich sein Gesicht. Der letzte Schlag hatte wohl gesessen. Schweigend strich ich immer wieder über sein Gesicht und ließ ihn wieder zu Kräften kommen - soweit das gerade möglich war.

Der Rattenmann und der Soldat hatten sich vermutlich hinter den Spiegel verzogen, aber das war mich gerade egal. "Es tut mir leid.", hauchte ich immer wieder. Mehr zu mir selbst.

Newt öffnete die Augen und sah mich durchdringend an. Er hypnotiesierte mich unbewusst. Meine Schluchzer hörten sofort auf, als ich zu ihm herabsah.

"Lilly. Es ist nicht deine Schuld.", sagte er eindringlich: "Hast du das verstanden?" Unbewusst nickte ich, obwohl es nicht die Warheit war.

Newt sah mir immernoch tief in die Augen und beruhigte mich so. Seine Wirkung auf mich wurde gefühlt von Tag zu Tag stärker.

Unser Blickkontakt wurde erst unterbrochen, als der Rattenmann mit zwei Soldaten zurück in den Raum kam.

"Wir bringen euch jetzt zurück. Den restlichen Vormittag habt ihr beide frei. Lilly, du kannst selbst laufen.", sagte er forsch.

Ich half Newt, langsam aufzustehen, wobei er trotzdem bei jeder Bewegung stöhnte und ächtzte. Als er stand, kam einer der Soldaten zu uns und stützte ihn.

War es Mitleid, das ich in dem Blick des Mannes sah, als er mich kurz anblickte? Ich war mir nicht sicher.

Der zweite Soldat schubste mich zu dem Gang in Richtung Gemeinschaftsraum. So langsam verstand ich das Gewirr aus Gängen.

Immer wieder sah ich zurück, um zu sehen, das Newt noch bei uns war. Der Rattenmann ging voraus. An der altbekannten Eisentür blieb er stehen. Mit einer Schlüsselkarte öffnete er diese und ging dann hindurch.

Ich sah mich im Raum um. Minho, Pfanne und die Lichter waren aufgesprungen und starrten zu uns. Auch die Mädchen sahen uns fassungslos an.

Als mich der Rattenmann nochmal extra stieß, stolperte ich kurz, drehte mich aber sofort wieder zu Newt um, falls er auch geschubst wurde.

"Das, meine lieben Überlebenden, passiert, wenn man mit Lilly befreundet ist.", rief der Rattenmann höhnisch und ließ Newt in den Raum bringen.

Der Wärter hatte ihn mit einem Arm um seine Brust fest im Griff, während er Newts Shirt mit der anderen hochzog. Jeder im Gemeinschaftsraum zog scharf die Luft ein.

Sein Bauch war wirklich nurnoch von Blutergüssen übersäht. Keine einzige Stelle war mehr Hautfarben. Erneut fing ich an zu zittern. Newt wehrte sich, doch er hatte keine Chance gegen den festen Griff des Wärters.

Als der Rattenmann jeden Einzelnen im Raum durchdringlich angesehen hatte, fiel sein Blick zurück auf mich. Unfassbarer Zorn überkam mich, wodurch ich schon auf ihn losgehen wollte, als Minho mich festhielt.

"Lass es Lilly, sie haben Newt und Thomas.", flüsterte er mir zu. Wütend befreite ich mich aus seinem Griff, blieb aber auf der Stelle stehen.

Irgendwann würde ich ihm die Augen auskratzen, das schwor ich mir. Nach ettlich langen Minuten, indenen der Rattenmann mich provozierend angesehen hatte, nickte er dem Soldaten zu, der Newt dann von sich stieß.

Dieser stolperte nach vorne. Schnell ging ich auf ihn zu und stützte ihn. Minho war sofort an meiner Seite und half mir.

Newt ächtzte, obwohl wir uns wirklich bemühten, vorsichtig zu sein. Der Rattenmann war mit seinen Leuten verschwunden.

"Allemann auf die Sofas. Versammlung - jetzt!", rief Minho mit fester Stimme. Wir setzten Newt auf eines der Sofas ab und warteten, bis jeder einen Sitzplatz gefunden hatte.

"So, ihr beide erzählt uns jetzt mal, warum ihr heute morgen nicht in euren Betten wart und was passiert ist, dass Newt jetzt so scheiße aussieht. Der Rest hält die Klappe und hört zu. Fragen werden danach gestellt.", befahl Minho wie ein geborener Anführer.

Newt lachte kurz auf: "Danke Mann." Dann sah er zu mir und legte seine Hand auf meinen Oberschenkel.

Nach wenigen Sekunden fing er an zu erzählen. Ich hätte kein Wort herausgebracht, aber wie er es aushielt, trotz seiner Schmerzen zu sprechen, war mir unbegreiflich.

Worst Zone [Newt FF]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt