Den ganzen Tag über kamen Kunden und kauften Bücher ein, gaben welche zur Reparatur ab, oder wollten sich einfach den Laden von innen anschauen. Viele Touristen konnte man vorfinden, denn aus irgendeinem Grund hatte sich unser Laden schon vor langer Zeit herumgesprochen. Wir zählten praktisch zur Kultur der Stadt und dies machte mich sehr stolz. Unser Helfer räumte still schweigend die Bücher ein und blätterte ab und an in eines der älteren Exemplare, während Yoshi hinter der Kasse saß. Da er so alt war, konnte er nicht mehr so viel machen, darum war er sehr erleichtert, dass wir zumindest für heute eine weitere helfende Hand hatten.
„Tora, wohin mit den Büchern?", fragte mich der Underdog, der mich mittlerweile beim Namen nannte und ich half ihm alles zu verstehen. Je länger er hier war, umso lockerer wurde er. Er ging richtig in seiner Arbeit auf, auch wenn einzig die Verbände darauf schlossen, dass er ein Kind der Straße war. Mittlerweile hatte ich ihn voll und ganz ins Herz geschlossen und es war mir eine Freude ihn unbeschwert zu sehen. Ab und an blieb er stehen und betrachtete einige alte Exemplare genauer, dann erzählte ich ihm von der Geschichte in und über das Buch.
Yoshi war nämlich der Meinung, dass jedes Buch mehr als eine Geschichte erzählte, denn alte Bücher waren über die Jahre hinweg schon viel überall gewesen, meistens sah man dies an ihrem Einband der oft verschlissen war.
Wir drei arbeiteten ohne Pause bis zum Abend durch, dies kam öfters vor. Es war sowieso unmöglich sich eine lange Pause zu gönnen, also machten wir am Ende lieber früher Schluss. Denn ehe wir uns versahen, dämmerte es bereits am Himmel. Die dunklen Jahreszeiten konnten einem wirklich auf die Stimmung schlagen.
„Heute ging der Tag aber schnell vorbei", erwiderte Yoshi, während er sich die Schürze auszog und sie an einem Hacken hängte. Ich nickte nur und blickte zum Underdog: „Was wirst du jetzt machen?", wollte ich von ihm wissen. Gedankenverloren blickte er auf ein grünes Buch, welches im Schaufenster stand.
„Zurückgehen", gab er steif von sich und senkte den Kopf. Er wirkte auf einer gewissen Weise sehr bedrückt und irgendwie tat er mir leid, auch wenn ich wusste, dass ich nicht viel für ihn machen konnte. Der Schock vom Morgen saß auch noch in meinen Gliedern sehr tief und gegen solch einen mächtigen Mann wie Akaya konnte ich nichts ausrichten. Also musste dieser Junge wohl oder übel ohne mich dagegen ankämpfen. Nur, was meinte er mit zurückgehen?
„Wie meinst du das?", fragte Yoshi, als ob er meine Gedanken gelesen hätte. Verwirrt blickte ich meinen Vorgesetzten an, während dieser kurz in meine Richtung lächelte. Er wusste eben, was ich dachte.
Ein wahrlich unglaublicher Mann!
„Zu meiner Gruppe, ich gehöre einer Bande an, die im Untergrund arbeitet", gab er leise von sich und sah sich immer wieder um. Hatte er Angst, dass er abgehört wurde? Naja, es war auch nicht gerade lobenswert, was er machte.
Bestimmt handelten sie mit illegalen Dingen, für die er festgenommen werden konnte, aber sicherlich würde ich mir nicht den Ärger antun und ihn an die Polizei verraten. Nein, denn das war mir dann doch zu viel Arbeit, außerdem hatte ich auch keine Zeit dafür.
„Und du und deine Gruppe seit in einer Auseinandersetzung mit diesem Akaya?" Wild mit dem Kopf schüttelnd drehte sich der Underdog zu uns um und sah Yoshi und mir tief in die Augen. Nach einem tiefen Atemzug, begann er weiterzureden.
„Nein, es ist etwas kompliziert...", begann er und kratzte sich am Kopf.
„Ich bin mir sicher, dass wir dir folgen können, denn nur so können wir euch helfen", begann Yoshi. Dieser Mann war einfach zu gütig, aber er hatte recht, vielleicht gab es eine Möglichkeit diesen armen Jungen zu retten. Denn niemand sollte so zugerichtet werden, schon gar nicht von solch einem Akaya. Was bildete er sich überhaupt ein, wer er war? Der Papst?
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Streets #Wattys2018
RomanceUnscheinbar, verträumt, still und allein, so könnte man Tora Ioshi beschreiben. Ihr Leben ist nicht gerade aufregend und eigentlich könnte die Geschichte schon bei ihrer Charakterbeschreibung enden, doch hier macht ihr dieser arrogante, eiskalte Man...