Kampf

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Unsanft drückte er meine Schultern und zwar so fest, dass ich kurz zusammenzuckte, als sich ein unangenehmer Schmerz durch meinen gesamten Körper zog. Natürlich versuchte er mit Gewalt mich einzuschüchtern, damit ich Ruhe gab, aber dies war wirklich Verschwendung. Allein ihr Auftritt genügte schon, dass mein Hals trocken wurde. Meine Stimme war verschwunden und unfähig mich zu bewegen, ließ ich Kilian nur machen. Zwar war der Kampf ungerecht, aber ich hatte sowieso keine Chance mehr zu entkommen. Obwohl ich mir vorstellte, dass nun ein Held kommen würde und mich befreite, war dem nicht so. Natürlich würde mich niemand retten. Hier in dieser abgelegenen Gasse kamen eigentlich nur selten Leute vorbei. Und auf eine starke Heldin musste ich auch verzichten. Somit war ich ihnen schutzlos ausgeliefert. Es kamen mir zwar einige Verteidigungsmethoden in den Sinn, allerdings hatte ich diese nur in Büchern gelesen und mein schwacher Körper konnte nichts gegen einen Mann ausrichten. Ja, das war es. Ich musste mich mit der Tatsache anfreunden, dass sie mich hier und jetzt auf der Stelle umbringen würden. Einer der Männer trug sogar eine Pistole bei sich, somit war mein Gedanke nicht ganz an den Haaren herbeigezogen.

Vielleicht würde man meine Leiche schnell finden und daraus resultierend noch strengere Kontrollen führen. Mein Opfer konnte etwas Gutes bewirken und die Kriminalität endlich im Griff bekommen, indem die Polizei nun aggressiver vorgehen würde. Yoshi müsste sich zwar eine neue Hilfe suchen, aber dies würde der alte Mann schon hinbekommen. Er war schlau und nett und die Arbeitsumgebung war wirklich in Ordnung. In meinen Gedanken stellte ich mir meine Beerdigung vor und fragte mich, wie viele Menschen wohl kommen mochten. Mir war es eigentlich egal, denn mich interessierte vielmehr wie mein Grab geschmückt werden würde. Und als ich die perfekte Idee dafür hatte und nur noch auf den Schuss wartete, machte mir ausgerechnet Kilian einen Strich durch die Rechnung. Nicht, dass ich unbedingt sterben wollte, doch ich hatte mich ja mit der Möglichkeit abgefunden und solange ich für Yoshi starb, sodass ihm nichts passieren würde, konnte ich damit leben. Aber der Junge nahm seine Hände von meinen Schultern und trat ein paar Schritte zurück, sodass er mir Freiraum ließ und trotzdem fühlte ich mich noch immer eingeengt. Immerhin starrten seine fünf Begleitern mich noch immer mit diesem fiesen Grinsen an. Konnten die wirklich keinen anderen Ausdruck aufsetzen? Laut schluckend blickte ich mich um. Meine Auswege waren versperrt und noch immer fragte ich mich, was sie von mir wollten. Wieso ließen sie mich nicht gehen, stattdessen hielten sich mich hier gefangen.

„Wie langweilig...", stellte Kilian fest und gähnte laut. In meinen Ohren klang es sehr gespielt, als wollte er mich damit nur aufziehen, was ihm gelang. Was hatte er denn anderes erwartet? Ich war keine Berühmtheit, noch fehlte mir das Selbstbewusstsein für einen starken Auftritt. Er konnte also nicht von mir erwarten, dass ich auf einmal zur Catwoman wurde und die Bösen verprügelte, damit die Polizei sie nachher festnehmen konnte. Superkräfte waren mir noch nie geschenkt worden, lediglich in meiner Fantasie, aber das war es dann auch.

„Sei doch froh Kilian...", gab einer seiner Begleiter wieder. Es war ein Glatzkopf und gute zwei Köpfe größer als ich. Der sogenannte Underdog – ich war stolz, dass ich das Wort noch wusste – drehte sich kurz zu ihm um. „Ich meine, damit macht sie es uns leichter."

„Ja, stimmt. Reden tut sie ja auch nicht, also können wir ruhig nur einen abstellen, der auf sie aufpassen muss. Sie wird es wahrscheinlich nicht wagen wegzulaufen, dafür fehlt ihr die Kraft", gab ein anderer wieder, den ich allerdings nicht so gut entdecken konnte. Erstens lag es an der dunklen Seite der Gasse und Zweitens zog der glatzköpfige Mann jede Aufmerksamkeit auf sich. Schließlich war er der Größte von allen. „Mhm...", machte Kilian nur, bevor er sich am Kopf kratzte und mich erneut ansah. Um was ging es hier eigentlich? Ich verstand absolut nichts.

„Wir werden dem guten Yoshi einen Besuch abstatten und damit du uns nicht in die Quere kommst, werden wir dich hier behalten. Keine Sorge, es wird nicht lange dauern, wir brauchen lediglich nur so viel, damit wir unsere Schulden bei Akaya bezahlen können", beantwortete er im selben Moment meine Gedanken. Es war gruselig, dass er es mir meine Frage beantwortet hatte, noch bevor ich sie laut aussprechen konnte. Jedoch beunruhigte mich sein Plan. Glaubte er wirklich, dass er mit unseren Büchern seine Schulden begleichen konnte? Das sollte wohl ein Scherz sein, so viel waren sie niemals wert. Aber daran erkannte man wieder, was Menschen in purer Verzweiflung taten, denn dieser Akaya musste ihnen wirklich Angst machen. Allerdings, um ehrlich zu sein, wollte ich ihn auch niemals treffen. Hoffentlich würde es nicht so weit kommen, denn auf einen Mafioso konnte ich wirklich verzichten.  

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