Wut

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Schon beim Betreten des Hotels, hatte er ein beklemmendes Gefühl gehabt, welches ihm ungewöhnlich stark die Lunge zuschnürte. Es verfolgte ihn regelrecht, bis nach oben. Aus dem Aufzug ausgestiegen, ging er den langen Flur entlang, der einsam wie eh und je war. Hier oben traf er nur selten auf andere Menschen, da die meisten einige Etagen unter ihm ein Apartment bezogen hatten und das nicht auf Dauer.

Mit jedem Schritt wurde die Luft um ihn herum dicker und seine Beine bewegten sich nur noch mechanisch zum Eingang seines Apartments. Kurz davor blieb er stehen und zögerte, denn er ahnte Schlimmes. Doch was machte er sich so verrückt? Tora würde wie immer dort sein, ihr war nichts geschehen, es war eben so wie immer. Niemand hatte sie hier gefunden und so atmete er genervt aus. Je länger dieses Kind bei ihm wohnte, umso mehr beschäftigte er sich mit ihr. Sie schränkte ihn auf einer gewissen Weise sehr ein, was ihm so gar nicht gefiel.

Für einen kurzen Moment schloss er die Augen. Der Geruch um ihn herum war ein wenig befremdlich und doch vertraut zugleich. Nein, er brauchte sich keine Sorgen zu machen und so öffnete er wie gewohnt die Türe, ehe er sein Reich betrat. Das Licht, welches er in der Diele einschaltete, brannte für einen kurzen Moment in seinen Augen. Nichts war hier zu entdecken, als wäre nie jemand hier gewesen und auch keine Tora konnte Akaya sehen. Bestimmt hielt sie sich in ihrem Zimmer auf oder aber mied noch immer den Kontakt zum jungen Mann, indem sie sich auf der Toilette versteckte. Nach allem was er ihr angetan hatte, konnte er sie auch verstehen und doch war er noch immer der Meinung, dass alles notwendig gewesen war. Anders hätte er nicht reagieren können und sollen. Darum würde er sich auch nicht entschuldigen, ohnehin war es nicht seine Mentalität, schließlich hatte er immer recht.  

Langsam streifte er sich sein Jackett von den Schultern, ehe er es vorsichtig auf einem Haken hängte, bevor sein Blick auf den Boden fiel, der ihn magisch anzog. Er wusste nicht genau, was es war, doch er wurde magnetisch angezogen.

Auffällig war der dunkle Fleck auf dem Boden, der einem sofort ins Auge stach. Der junge Mann ging interessiert dorthin, ehe er sich darüber beugte und mit seinem rechten Zeigefinger über diese Stelle fuhr. Die Flüssigkeit hatte den Stoff zusammengeklebt, sodass der weiche Teppich an dieser Stelle rau und hart war. Doch nicht nur das erkannte er, auch der Geruch von Zigaretten lag in der Luft, welcher sich im gesamten Apartment ausgebreitet hatte.

Akaya war ein schlauer Mann, der schnell kombinieren konnte, denn der dunkelrote Fleck war eindeutig Blut und den Zigarettengeruch würde er unter tausenden erkennen. Nein, es war unmöglich zu glauben und doch hatte er die Beweise hier.

Jareth war hier gewesen!

Wie von einem wilden Tier verfolgt sprang der Grauhaarige wütend auf und biss so heftig auf seine Lippen, sodass er selber Blut im Mund schmeckte. Seine Beine führten ihn durch das Wohnzimmer, während die Hitze der Wut seinen Körper durchströmte. Mit zitternden Armen trat er die Zimmertüre von Tora auf.

„Tora?", rief er aus und seine Stimme klang wesentlich gestresster. Überall suchte er nach ihr und fand sie nicht. Niemals zeigte sie sich, noch antwortete sie ihm. Und dies konnte nur eines heißen, was Akaya feststellte, ehe er sich im Wohnzimmer auf sein Sofa schmiss und dort ebenfalls den Geruch von Jareth vernahm, dessen Parfüm einzigartig war. Es gab nämlich niemand anderes, der so stark danach roch. Kurz verbarg er sein Gesicht in seinen Fäusten, ehe sein Blick einen weiteren Beweis entdeckte. Es war die Zigarette, welche Jareth rauchte, denn der Blonde rauchte nur diese Marke. Sie lag respektlos ausgedrückt auf dem Glastisch, als wollte dieser Kerl seine Spuren extra nicht verwischen. Vielleicht war es eine Falle und er wollte Akaya dadurch locken. Aber egal was es war, es weckte in dem jungen Mann Todeswünsche. Er würde den Blonden umbringen und Tora befreien, schließlich hatte er ein Versprechen abgegeben. Ohnehin war dem Grauhaarigen nicht bewusst, wie Jareth hierherkommen konnte. Wie war es nur möglich, dass er Tora hier gefunden hatte und Akayas Wohnung wusste. Hatte jemand sie ihm etwa verraten? Wenn dies so war, dann viel ihm sofort eine Person ein, der er es allerdings nicht sofort zugetraut hätte und doch war es möglich.

Streets  #Wattys2018Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt