Dämonenkönig

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„Du!", zischte er wütend, fast schon knurrend kam das Wort über seine Lippen. Ja, ich. Natürlich hätte ich nichts anderes erwarten sollen, als das er sich meinen Namen nicht merken konnte und trotz all dem fühlte ich mich beleidigt. Wenigstens den Vornamen konnte man doch behalten, so wie ich seinen kannte. Aber vielleicht war ich nicht wichtig genug, denn er hatte schon ordentlich viel Eindruck auf mich ausgeübt. Natürlich nicht im positiven Sinne, doch sein Name verfolgte mich selbst in den Schlaf hinein. Für ihn war ich mit Sicherheit ein Virus, eine Nervensäge und trotz all dem drückte er mich gerade gegen die weiße Wand. Nicht gegen irgendeine Wand, wir befanden uns mitten auf der Männertoilette und zu meinem Glück – wie hätte es denn auch anders sein können – waren wir nicht allein. Noch zwei weitere Männer konnte man vernehmen. Man hörte die Gürtel und das leise Räuspern, ehe der Wasserstrahl erklang, natürlich hatten sie uns noch nicht entdeckt, aber es würde eine Frage der Zeit sein.

Auch wenn ich sagte, dass ich für ihn nicht wichtig genug war, so beschlich mich doch irgendwie der Gedanke, dass ich ihn sehr beschäftigen musste. Was natürlich völliger Quatsch war, denn wieso sollte ich das tun? Aber andererseits, wieso hatte er mich ausgerechnet hier erkannt und was wollte er nun von mir? Wenn er mich zum Gehen zwingen wollte, musste er das erst einmal mit Jareth besprechen, denn der würde sicherlich etwas dagegen haben. Immerhin interessierte ihn in welcher Beziehung ich zu diesem Dämonenkönig stand, auch wenn ich keine mit ihm hatte. Ich kannte nur seinen Namen, mehr nicht und dabei sollte es auch bleiben.

„Du...kleines...", erwiderte er mit verengten Augen. Angsterfüllt und am ganzen Körper zitternd, als ständen wir inmitten der Antarktis beobachtete ich ihn. Er war mir sehr nahe, nur wenige Zentimeter trennten sein Gesicht von meinem. Irgendetwas schien er zu suchen und fand es nicht, vielleicht war er deswegen so wütend. Kurz öffnete ich den Mund, um etwas sagen zu wollen, doch sogleich vergaß ich die Worte wieder. Bestimmt waren sie nicht wichtig genug, aber ohnehin wurde mir mein Vorhaben von den zwei Männern genommen, die nun zu den Waschbecken traten. Erst jetzt erkannten sie Akaya und mich. Fragend blickte ich zu einem der Männer, der ein wenig seinen Kopf zur Seite bewegen tat.

„Entschuldigung, aber dies hier ist die Männertoilette", erwiderte ein glatzköpfiger alter Mann im weißen Hemd und blauer Jeans, dazu passend schwarze Lackschuhe. Er trug eine teure Uhr, welche aber meine Aufmerksamkeit nicht von seinem dicken Bauch abwenden konnte. Seine Stimme war freundlich, jedoch bestimmt. Natürlich war ich hier fehl am Platze und glaubt mir, ich wäre auch gegangen, wenn ich gekonnt hätte. Aber mein Gegenüber war da ganz anderer Meinung. Statt sich einen ruhigen Ort zu suchen, nein, es mussten die Toiletten sein. Fand man auch nicht alle Tage. „Ja, dies ist mir durchaus bewusst", zischte Akaya und fühlte sich bei seinem Vorhaben gestört.

„Wenn es ihnen bewusst ist, wieso...", begann der Glatzkopf erneut, trat aber einige Schritte zurück, als er den wütenden Blick des Grauhaarigen sah. Auch ich spürte die Wut von Akaya, denn unverhofft zog er an meinem Kragen der Jacke, welche er mit seinen Händen festhielt. Dadurch wurde mir ein wenig die Luft abgeschnitten. Verzweifelt versuchte ich den Griff zu lösen, doch es ging nicht, dieser Mann war einfach viel stärker. „Hören sie ganz genau zu...", begann mein Gegenüber langsam und seine Stimme schien von den Wänden zu hallen, sie bebte regelrecht in dieser stickigen Luft: „...verschwinden sie sofort und vergessen sie das Gesehene."

Brav nickend wandte sich der Glatzkopf zur Türe, während der andere Mann, den ich nur flüchtig sehen konnte ihm schnell folgte. Stolpernd verließen sie die Toilette, doch der Grauhaarige sprach erst dann, als die Türe klackend ins Schloss fiel. Danach löste er auch, für mein Glück, seinen Griff von meinen Kragen. Einen Schritt ging er zurück, blieb aber trotzdem in meiner Nähe. Intensiv sah er mich an, als wollte er mir tief in die Seele schauen.

Streets  #Wattys2018Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt