Angespannt saß ich vor der Türe und horchte in die Stille hinein. Dafür, dass es sich hierbei um ein großes Krankenhaus handelte, war es ungewöhnlich ruhig auf den Fluren. Aber vielmehr war ich von der Stille irritiert, welche ich aus dem Raum vernehmen konnte. Als würden sie nicht sprechen und sich nur anschweigen. Jedoch konnte es genauso gut sein, dass sie leise sprachen. Vielleicht war es etwas, was nicht für meine Ohren bestimmt sein sollte. Allein dieser Gedanke daran trieb mir den Schweiß auf die Stirn. Was hatte Yoshi mit diesem Mafiasohn zu tun?
Noch immer war ich geschockt und meine Weltanschauung hatte sich komplett gewandelt. Man sollte niemanden trauen, aber das ausgerechnet der alte Mann mit dem Bösen unter einer Decke steckte, das verwunderte mich dann doch. Obwohl, so genau wusste ich nicht, ob er von den illegalen Geschäften Akayas etwas kannte. Vielleicht verschwieg er diese vor ihm und Yoshi wurde hinters Licht geführt. Möglich war alles, immerhin konnte der Dämonenkönig alles machen und würde dafür niemals bestraft werden. Das Leben war wahrlich unfair, gerade solche Menschen gehörten hinter Gittern. Aber dies schien niemand zu stören, immerhin hatten sie ja Macht. Und da waren wir wieder. Laut seufzend vergrub ich mein Gesicht in den Händen. Macht und Geld verfolgte einen überallhin, so war nun einmal unsere Gesellschaft und daran würde sich bestimmt nie etwas ändern.
Langsam stand ich auf und ging leise zur Türe. Jedes noch so laute Geräusch konnte mich verraten, daher musste ich leise sein. Und trotz all dem drückte ich mein Ohr an die Türe, denn die Neugierde hatte schon längst die Macht über mich ergriffen. Aber zu meinem Pech konnte ich wirklich nichts hören. Wahrscheinlich schwiegen sie wirklich. Manchmal hörte ich dumpfe Geräusche, als würde jemand durch das Zimmer gehen. Vielleicht war es Akaya, denn Yoshi konnte schlecht das Bett verlassen, zudem waren seine Schritte langsamer. So verstrichen mehrere Minuten, in denen nicht sonderlich viel passierte. Erst, als meine Augen fast zu vielen und ich mich an dieser steifen Haltung einigermaßen gewöhnt hatte, passierte dann doch etwas unvorhergesehenes. Jemand schlug heftig auf den Tisch ein, so dass die Vase – es konnte nur dieses hässliche Ding sein – kurz klirrte, ehe schnelle Schritte sich auf die Türe zubewegten. Ohne eine Gelegenheit zu bekommen, spürte ich hilflos wie die Türe mit voller Wucht aufgestoßen wurde. Meine Heldinnen hätten sicher schneller reagiert, doch ich war so langsam wie eine Schnecke. Ich fiel nach vorne und gegen etwas Großes. Natürlich war es Akaya, es überraschte mich nicht. Aber mich überraschte die Tatsache, dass er eben nicht ausgewichen war. Vielleicht lag es an Yoshi und letzten Endes hatte er doch großen Respekt vor dem alten Mann. Wer wusste das schon?
Lange sahen Akaya und ich uns an. Natürlich sagte niemand etwas, es war ja schließlich unter der Würde des jungen Mannes etwas zu erwidern, zudem war es sehr offensichtlich. Er wusste, dass ich gelauscht hatte und wenn Blicke töten könnte, wäre ich schon sofort umgefallen. Kurz ballte sich seine linke Hand zu einer Faust, ehe er mir den Weg frei machte, sodass ich stolpernd in den Raum gelangte. Wenig verwunderte sah mich Yoshi an, als würde er das Ganze genießen. Ich fand es weniger toll, eher war es mir peinlich. Dabei hatte ich nur Brisantes erfahren wollen, mehr nicht. „Ich warte draußen", gab der Grauhaarige wenig begeistert wieder. Seinen Unmut konnte ich verstehen, er musste es aber auch nicht gleich übertreiben, dachte ich und wünschte ihm die schlimmsten Flüche an den Hals. Aber umdrehen tat ich mich nicht, immerhin wollte ich jeglichen Blickkontakt zu ihm vermeiden. Ich hatte schon zu viele Aufeinandertreffen mit ihm gehabt, wieso konnte er nicht einfach gehen und mich und den alten Mann in Ruhe lassen? „Kein Problem", entgegnete mein Gegenüber freundlich und hob leicht danach seine rechte Hand. Keine Sekunde später vernahm man das Klacken einer Türe. Wieso um alles in der Welt hatte ich nur das Gefühl, das hier etwas nicht stimmte? Wieso wartete Akaya draußen und Yoshi schien etwas loswerden zu wollen.
„Meine liebe Tora...", fing er auch sogleich an und ich wusste, jetzt würde etwas kommen, was mein Leben für immer verändern würde, „...ich muss gestehen, es ist mir peinlich, dass du mich hier so siehst."
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Streets #Wattys2018
RomanceUnscheinbar, verträumt, still und allein, so könnte man Tora Ioshi beschreiben. Ihr Leben ist nicht gerade aufregend und eigentlich könnte die Geschichte schon bei ihrer Charakterbeschreibung enden, doch hier macht ihr dieser arrogante, eiskalte Man...