Krankenhaus

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Die Straßen waren erdrückend voll, sodass der Bus nur schwer durch den Verkehr kam. Mit mehreren Minuten Verspätung kam er bei mir an. Wie ich es geschafft hatte, die Wohnung, dann die dunkle Straße und zu guter Letzt zur Haltestelle gekommen zu sein, war mir ein Rätsel. Aber dies alles war mir egal, denn ich wollte so schnell es ging zum Krankenhaus fahren und Yoshi besuchen. Hoffentlich ging es ihm gut und nichts Ernstes war ihm passiert. Ansonsten würde ich mir auf ewig die Schuld geben. Die ganze Zeit über waren meine Gedanken bei dem alten Mann, welcher mir nicht nur Arbeit gegeben hatte. Er war der erste Mensch in meinem Leben gewesen, der mich so akzeptiert hatte wie ich war. Darum durfte ihm nichts geschehen, auch wenn ich noch immer nur Vermutungen anstellte, wer hinter all dem stecken könnte. Natürlich war dies kein einfacher Unfall gewesen. Yoshi war trotz seines Alters sehr gesund und würde nicht so einfach umkippen. Irgendwer musste ihm dies angetan haben und ich wollte es herausfinden, auch wenn ich mich davor fürchtete. Ich wollte nicht mehr wie nötig in etwas hineingezogen werden, was mein Leben kosten könnte und doch konnte ich doch nicht so einfach zusehen wie jemand – den ich sehr mochte – einfach so verletzt wurde. Tief in Gedanken stieg ich in den Bus ein uns setzte mich ganz hinten in eine dunkle Ecke. Ein Glück würde er direkt zu meinem Ziel fahren, ohne das ich umsteigen musste. Doch bis dahin würde die Fahrt noch erbrechend lang werden.

Wäre ich doch nur wie meine Heldinnen, die ohne große Mühe sich in die Gefahr stürzten und siegten. Sie waren mutig und ließen sich nicht so einfach niederdrücken, doch ich tat es. Und zwar von Menschen, welche Macht und Geld besaßen. Da war einmal dieser Akaya, der natürlich Yoshi hätte ins Krankenhaus befördern können. Immerhin wusste sein Begleiter Yuki wo ich arbeitete oder aber es war Jareth. Immerhin hatte sich Yoshi bei ihm ausgelassen und so etwas war auf den Straßen gar nicht gern gesehen. Egal wer es war, dieser jemand durfte nicht davonkommen. Aber andererseits wusste ich nicht, ob es wirklich ein Überfall gewesen war. Es hätte auch genauso gut ein Unfall sein können und dann beschuldigte ich zwei Menschen zu unrecht, auch wenn diese weit schlimmere Sachen getan hatten. Doch egal wie man es drehte und wendete, es war eine verzwickte Situation, die mich so viel mehr beschäftigte, als das was ich erlebt hatte. Meine Zeit mit Jareth und Akaya war vergessen, auch die Angst, welche ich gespürt hatte. All das war nicht mehr wichtig, stattdessen konzentrierte ich mich auf das was kommen mochte.

Darum konnte ich es nicht erwarten, als der Bus endlich sein Ziel erreicht hatte. Natürlich war viel los in der Innenstadt, immerhin herrschte Vorweihnachtszeit und jeder wollte so viele Eindrücke wie möglich sammeln. Außerdem fand man jetzt noch alles, sodass eine Menge Menschen schon ihre Geschenke kauften. Daher waren nicht nur die Straßen mit den Autos zu, trotz ihrer Breite, sondern auch die Fußgängerwege.

Das Krankenhaus stand inmitten der Stadt, an einer riesigen Kreuzung. Nur selten war ich hier, da ich bisher keinen Grund gehabt hatte, hierher zu kommen. Und so ließ ich mich von der Menge zu dem großen Gebäude schieben, welches blau angeleuchtet wurde. Schon am Eingang erkannte man einige Patienten, die sich mühsam durch die Halle bewegte. Es sollte alles einladend wirken und doch überkam mich ein erdrückendes Gefühl, denn Krankenhäuser waren nie sonderliche Wohlfühloasen gewesen. Niemand kam freiwillig hierher und das wusste hier jeder. Aus reiner Gewohnheit zog ich die Ärmel meines schwarzen Mantels lang, ehe ich zur Rezeption ging. Draußen war es viel zu kalt und hier hatten sie die Heizung übertrieben hoch gedreht, sodass mir schon nach wenigen Meter der Schweiß auf der Stirn stand. Unter mir glänzte der weiße Boden, von dem ich nicht wusste, welches Material dies nun sein sollte. Ab und an erkannte man die Lichter der Lampen, welche sich darin spiegelten. In der Mitte dieser überdimensionalen Halle befanden sich in vielen Reihen silberne Stühle. Manche von ihnen waren besetzte, andere glänzten unter der Helligkeit. Palmen sollten eine entspannte Atmosphäre schaffen und doch fühlte ich mich mit jedem Schritt unwohler. Nervös trat ich auf den Informationsschalter zu, welcher nur von einem rundlichen kleinen Mann besetzt worden war. Es war Abends und daher rechnete eigentlich niemand mehr mit Besuch oder aber sie hatten Pause, so genau wusste ich das nicht. Kaugummi kauend saß er dort am Informationsschalter und blickte erst dann hoch, als ich lautes Räuspern von mir gab.

Streets  #Wattys2018Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt