Liebe

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„Ich liebe dich...", wiederholte er noch einmal die Worte. Noch immer konnte ich mich nicht daran gewöhnen. Es wirkte alles so unrealistisch und doch war es gut so wie es eben nun einmal war. Ich wünschte mir nichts anderes und je länger wir dort standen umso mehr genoss ich seine Nähe. Noch immer hielt ich mich an seinem Rücken fest, spürte seine Wärme und schloss für einen kurzen Moment die Augen. Mein Kopf lag dabei an seiner Schulter, wo das Herz regelmäßig schlug. Er war nicht aufgeregt und doch atmete er jedes Mal sehr tief ein.

„Ich liebe dich... aber...", begann er erneut. Sofort verkrampfte sich alles in mir. Hatte er gerade das gesagt, was ich gehört hatte? Was meinte er mit aber? Panik stieg in mir hoch und ließ meine Alarmglocken Leuten. Vielleicht wollte er mir sagen, dass er mich liebte und mich doch nicht wollte. Von außen betrachtet, war es gut möglich. Immerhin war sein Job nicht allzu normal, er kämpfte jeden Tag. Jeden Tag stand sein Leben aufs Spiel und dieses Risiko würde sich mit meiner Anwesenheit verstärken. Er müsste dann nicht mehr nur auf sich aufpassen, sondern auch auf mich und dies wäre bestimmt viel zu stressig. Ich konnte es sehr gut verstehen. Ja, ich stellte es mir vor wie seine Worte meine Gedanken formen würden. Bestimmt würde ich von hier wegziehen müssen, einen anderen Namen annehmen um nicht mehr in Gefahr zu leben. Ich würde woanders ein neues Leben beginnen und deswegen sollte ich für seine Hilfe dankbar sein. Doch bei diesen Vorstellungen, schmerzte mein Herz, denn ich wollte nicht hier weg. Ich wollte hier bleiben, bei ihm.  

Er hatte mir schon sooft geholfen, es war letzten Endes nur ein Wunschgedanke, dass er mit mir zusammen sein wollte. Im Nachhinein fragte ich mich selber, was mich zu diesem Gedanken geleitet hatte. Sehr naiv, so wie ich nun einmal war. Für einen kurzen Moment verschwamm alles vor mir. Die Lichter und die Umgebung, einfach alles. Doch ich konnte die Tränen geradeso unterdrücken. Es brachte jetzt nicht zu weinen, ich musste stark bleiben, bei dem was kommen würde. Was hatte ich denn auch anderes erwartet? Immerhin hatte es bisher einen Mann doch noch gegeben, der mich geliebt hatte, nun war doch alles gut. Also sollte ich positiv nach vorne sehen.  

„Tora?", fragte Akaya in die Stille hinein und ließ mich aus meinen wilden Gedanken schrecken.

„J-Ja?", nur stotternd kamen meine Worte heraus, auch wenn ich es verhindern wollte, ich konnte es nicht.

„Hör zu, ich liebe dich... aber...ich habe Angst. Glaube ich...", fing er an, während er meinen Kopf zwischen seinen Händen nahm. Dadurch wurde ich gezwungen ihn anzusehen und was ich erkannte war Scham. Er schämte sich für etwas oder vor etwas. Seine leicht geröteten Wangen waren mehr wie auffällig. Für mich war es neu, diese Seite von ihm zu sehen. Somit starrte ich ihn einfach nur geschockt an. Was meinte er denn nur?

„Angst?", fragte ich ruhig. Wovor sollte er denn Angst haben? Akaya brauchte sich vor nichts zu fürchten, denn er war doch der Dämonenkönig. Er hatte den Teufel besiegt und ihn dort zurückgeschickt wo er hingehörte.

„Ja, Angst. Angst, dass ich dich verletzten könnte. Hör zu... ich bin kein Romantiker und es gibt Vieles, was mich zu dem gemacht hat, was ich nun bin. Ich weiß nicht wie die Liebe funktioniert und doch möchte ich dich nicht wegschicken, aber du darfst von mir nicht erwarten, dass ich nun zu einem deiner Prinzen werde...die du dir immer vorstellst", brachte er mit einem gezwungenem Lächeln hervor. Ich hatte ihm nie so recht von meinen Wünschen erzählt und auch nicht von meinen Träumen. Das eben ein weißer Prinz kommen und mich retten würde, vor all dem Bösen. Doch er wusste davon, was mich mehr wie erstaunte.

„Tora du bist so einfach zu lesen", erwiderte er breit grinsend und kniff mir kurz in die rechte Wange. Irgendwie war es nicht fair, dass er seine Gefühle so gut verstecken konnte und ich nicht. Auch wenn er sie gerade offen zeigte, so konnte er sie trotzdem – wann immer er wollte – gut verstecken. Wieso schaffte ich das denn nicht?

Streets  #Wattys2018Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt