Gefühle

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Dicke Flocken landeten langsam auf dem kalten Winterboden. Manchmal traf der Schnee auch mich und kühlte mein erhitztes Gesicht. Noch immer stand ich unter Strom. Das Adrenalin schoss durch meinen Körper, während die Wärme überall zu spüren war. Heftig pochte mein Herz und nichts schien darauf hinzuweisen, dass dies bald enden würde. Aber ich wollte auch nicht, dass es endete. Dieser Moment musste anhalten und für immer so bleiben. So drückte ich mich unterbewusst, ich wusste selber nicht warum, noch mehr Akaya. Auch sein Herz schlug wild. Dies beruhigte mich umso mehr, dass ich nicht die Einzige war, die so fühlte. Denn auch ein selbstbewusster Dämonenkönig konnte einmal nervös sein, obwohl man es ihm natürlich nicht ansah. Aber hinter dieser Fassade steckte auch letzten Endes nur ein weicher Kern.

Entspannt atmete ich aus. Der junge Mann dachte nicht daran den Kuss zu vertiefen, doch jetzt war es genau passend. Ich verlangte auch nicht mehr und so fühlte ich mich sicher, als er die Arme um meinen Rücken noch mehr schloss. Langsam aber sicher wurde mir meine Aufregung genommen. Wahrscheinlich merkte er genau dies und wollte nichts überstürzen. Und so entspannte ich mich von Sekunde zu Sekunde, während die Welt langsam um mich herum verschwamm. Es war schwer die Augen offen zu halten, nach all den Strapazen konnte ich es nicht mehr, doch mir wurde zeitgleich bewusst, dass wir immer noch nicht alleine waren. Wie ein Schlag ins Gesicht kam mir dieser Gedanke. Es befanden sich auch noch Jareth und Yuki hier in der Nähe. Sofort verkrampfte sich alles in mir, denn es war mir peinlich. Mir war es unangenehm, dass sie dies hatten sehen können. Ein intimer Augenblick.

Verzweifelt versuchte ich mich aus diesem Kuss regelrecht zu befreien, doch der Grauhaarige dachte gar nicht daran. Verstand er denn nicht? Panisch riss ich die Augen auf. Hatte er etwa vergessen, dass sein Erzfeind ihm gegenüber saß? Das konnte doch nicht wahr sein und doch musste ich es mir eventuell eingestehen.

Schlussendlich – dafür war ich ihm auch sehr dankbar, irgendwie – war es Yuki, der uns schnell in die Realität zurückbrachte.

„Ich will euch ja nur ungern stören...", begann der Braunhaarige hinter uns belustigt und holte tief Luft. Doch er konnte nicht weiter sprechen, da es nun Jareth war, der sich ebenfalls zu Wort meldete.

„Ich glaube unser lieber Akaya hat so viel Druck in der Hose, dass er praktisch alles anspringen würde, auch dieses Kind da", bemerkte er stumpf. Natürlich versuchte er den Grauhaarigen provozieren, dessen Muskeln sich deutlich anspannten. Noch ging es aber, doch es war nur eine Frage des Augenblicks, wann diese Ruhe durchbrochen wurde.

„Du hältst den Mund", zischte der Assistent, während ich mich ungeschickt aus dem Kuss befreien konnte. Zwar lagen die Hände des jungen Mannes noch immer auf meinem Rücken und es sah auch nicht danach aus, dass er mich gehen lassen wollte, doch nun konnte er sich auf das Wesentliche konzentrieren. Zumindest dachte ich, dass er dies machen würde, allerdings verlief es ganz anders. Statt sich um den Blonden zu kümmern, ignorierte er ihn einfach und starrte mich an. Okay, es war kein Starren. Er begutachtete mich, so als wollte er herausfinden, ob mit mir auch alles in Ordnung sei. Natürlich war es das und doch fühlte ich mich trotzdem nicht ganz wohl. Es war eben schwer zu ignorieren, wenn die Mafia einem regelrecht im Rücken saß und alles sehen konnte. Irgendwie fühlte ich mich entblößt.

Er schien ihn komplett vergessen zu haben, was so gar nicht zu seiner Person passte. Denn normalerweise besaß er doch nur Augen für seinen Erzfeind, Jareth.

„Wieso soll ich den Mund halten, du hast mir gar nichts zu verbieten, zu zweitklassiger Assistent", knurrte der Blonde und spuckte Yuki an. Dies konnte ich zwar nur aus dem Augenwinkel sehen, aber man vernahm dieses Geräusch sehr wohl. Angeekelt zischte der Braunhaarige kurz auf und fuhr sich durch seine Haare. Meine Augen hatten sich mittlerweile an die Dunkelheit gewöhnt, sodass ich ein bisschen mehr sehen konnte als zu Anfang. Es fiel dem Begleiter des Grauhaarigen schwer ruhig zu bleiben, aber irgendwie schaffte er es.

Streets  #Wattys2018Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt