Lüge

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Unvorstellbar, irreal und gar nicht weiter beachtenswert waren diese Gedanken. Ich musste sie wegschütteln, wegsperren, löschen. Nein, das war definitiv keine Liebe, denn dieses Gefühl war anders. Liebe war ein schönes Gefühl, etwas, was man gerne verspürte. Man hatte keine Angst, sondern wollte jeden Moment mit dem anderen verbringen. Dies waren meine Vorstellungen davon und nichts anderes verband ich damit. Ich versuchte an etwas anderes zu denken, doch es klappte einfach nicht. Es war mir neu und ich wusste selber nicht, was oder wie ich über Akaya dachte. Nach wie vor war er mir ein Rätsel, welches ich wahrscheinlich niemals gelöst bekam. Zudem war er durchaus ein schwieriger Mensch und hatte so seine eigenen Vorstellungen vom Leben, also gar nicht mein Fall. Nein, nein, absolut nicht.

Da passte diese Hannah schon viel eher zu ihm, nicht nur vom Aussehen her. Auch ihre Art war ungefähr dieselbe wie die des Dämonenkönigs. Arroganz, Kälte und doch eine Spur von Eleganz umgab diese Frau, die sich stets repräsentierte. Ihr war es wichtig wie andere über sie dachten, denn sie zeigte sich gerne, auch jetzt. Aufgewachsen in dieser Welt war es nun wahrlich nichts besonderes, doch ich begegnete zum ersten Mal solch einer Frau. Da war es nur logisch, dass ich mehr als eingeschüchtert war. Gut, ich war eigentlich immer schüchtern, daher war dies nichts besonderes. Doch ich fühlte mich noch unwohler wie sonst. Dazu kam auch noch, dass sie Akaya sehr gut kannte. Und das meinte ich genauso, ja, immerhin schlief sie mit ihm. Warum gerade dieser Gedanke mich fertig machte, wusste ich nicht. Es war einfach nur schrecklich, dass sie den jungen Mann so viel besser kannte und sogar länger. Aber auch hatte ich Gewissheit, dass er doch nicht nur eine Maschine war. Ja, er war ein Mann, der eben auch seine Bedürfnisse hatte. Es war nur menschlich, auch wenn mir bei dem Gedanken ziemlich schlecht wurde. Ich wollte es mir wirklich nicht vorstellen und doch kam ich nicht darum herum. Es gab eben gewisse Sachen, die brauchte man nicht zu wissen und doch hatte es mich Hannah wissen lassen. Mit welcher Intention wusste ich nicht. Vielleicht wollte sie mich dadurch noch mehr aus diesem Apartment rausekeln, was aber in meiner momentanen Situation überlebenswichtig war. Wenn sie dies nur wüsste, würde sie es vielleicht verstehen, außerdem brauchte sie sich nun wahrlich keine Sorgen zu machen. Wenn das Ganze hier vorbei war und ich endlich wusste, dass mir keine Gefahr mehr drohte, würde ich freiwillig wieder gehen. Diese Welt war einfach nichts für mich und das wusste ich selber, da brauchte mir niemand dies jeden Tag vor den Augen zu halten. Akaya hatte es mich schon oft genug spüren lassen und langsam aber sicher hatte ich es auch verstanden. Daher kam ich auch zum Entschluss, dass dieses Gefühl auf gar keinen Fall Liebe sein konnte. Nein, ich verspürte Angst und allgemein waren meine Gedanken ziemlich durcheinander. Es lag alles an meinem momentanen Leben, welches ein Abenteuer nach dem nächsten vorzuweisen hatte.

„Also", begann die junge Frau und klang dabei ein wenig genervt, „ich frage noch einmal. Wie kann es sein, dass Akaya so eine wie du hier aufnimmt? In welcher Beziehung steht ihr und ich möchte die ganze Wahrheit erfahren!" Es war mehr wie ein Befehl, dem man sich nicht entziehen durfte, da ansonsten Konsequenzen drohten. Liebend gerne hätte ich ihr alles erzählt. Von Beginn an und angefangen mit dem ersten Treffen, doch ich durfte und konnte nicht. Erstens durfte ich nicht, da mich der Dämonenkönig bestimmt sofort umbringen würde, sollte er es erfahren. Und zweitens zog sich mein Magen zusammen, sodass ich zu nichts mehr fähig war. Daher starrte ich einfach auf meine Hände und wagte es nicht meine Nachbarin anzusehen. Diese tippte ungeduldig auf das beige Leder.

So eine wie du!

Man merkte wirklich, dass sie mich nicht zu mögen schien. Irgendwo konnte ich es auch verstehen, welche Frau sah es schon gerne wenn ihr Liebhaber eine Andere bei sich wohnen ließ. Ich würde es auch nicht so toll finden, sollte ich jemals dies erleben. Andererseits war es ziemlich respektlos. Ich war ja nicht gleich schlechter wie sie nur weil ich nicht so viel Geld vorzuweisen hatte. Das war bestimmt eines der Eigenschaft in denen sich alle Reichen auf dieser Welt nicht unterschieden.

Streets  #Wattys2018Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt